Unsere Woche Ein echter Herausforderer

Moers · Das Rennen um den Moers-Neukirchener Wahlkreis ist mit der Nominierung von Ingo Brohl (CDU) offen wie nie. Ibrahim Yetim (SPD) muss um sein Direktmandat zittern.

Genau ein Jahr vor der Landtagswahl hat die Moerser CDU die Katze aus dem Sack gelassen: Ingo Brohl tritt gegen SPD-Amtsinhaber Ibrahim Yetim an. Der wird wohl mit dieser Entscheidung der Moerser und Neukirchen-Vluyner CDU gerechnet haben. Froh wird er darüber nicht sein. Denn in den vergangenen Jahren hatte die CDU in diesem Wahlkreis wohl ehrbare Kandidaten aufgestellt. Darunter war aber, bei allem Respekt gegenüber den Betroffenen, niemand, der ernsthaft in der Lage gewesen wäre, der SPD den Wahlkreis streitig zu machen.

Das hat sich mit Brohl geändert. Jetzt betritt ein politisches Schwergewicht den Ring. Kein anderer Fraktionsvorsitzender der jüngeren Vergangenheit hat seine Truppe so schnell und so geschlossen aufgestellt, so deutlich die Zeichen in Richtung Verjüngung gesetzt wie der gerade 40-jährige Wirtschaftsjurist. Zudem gelang ihm mit der Nominierung des seinerzeit politisch noch vollkommen unbekannten CDU-Bürgermeisterkandidaten Christoph Fleischhauer ein Kabinettstück. Dass der die Wahl dann auch noch haushoch gewann, ist ebenfalls ein Verdienst Brohls.

Damit ist eine sehr solide Basis für eine Kandidatur geschaffen, zumal auch in Neukirchen-Vluyn die CDU weiterhin den Bürgermeister stellt. Erstmals ist damit der SPD ein echter Herausforderer erwachsen, dem zugetraut werden kann, das Direktmandat zu erobern.

Aber ein politisches Schwergewicht ist der Amtsinhaber Yetim mindestens im gleichen Maße. Und an Streitfreudigkeit tut es der Alevit Yetim dem Katholiken durchaus gleich. Während Brohl allerdings gerne Frontalattacke reitet, bevorzugt Yetim den dosierten Angriff von den Flügeln und, wenn's passt, auch mal von hinten.

Im persönlichen Umgang kann der aus Duisburg stammende Sozialdemokrat sehr charmant und gewinnend auftreten. Brohl dagegen setzt vielleicht manchmal zu offen seine intellektuelle Überlegenheit ein. Menschen, die ihn nicht kennen, könnten das als Arroganz auslegen. Doch selbst politische Gegner müssen einräumen, dass er zwar klare Kante zeigt, aber auch ein sehr verlässlicher Gesprächspartner ist.

Die Demokratie hat durch Brohls Kandidatur bereits jetzt gewonnen: Die Bürger haben die Wahl nicht nur zwischen zwei Vertretern unterschiedlicher politischer Richtungen, sondern auch zwischen zwei gleichermaßen profilierten, aber auch eben auch grundverschiedenen Persönlichkeiten. Der Wahlkampf dürfte spannend werden.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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