Unsere Woche Ein bisschen weniger Ich, bitte!

Moers · Liebe Moerser, in den vergangenen Wochen haben wir mehrfach über "Gewalt gegen Retter" berichtet - weil darüber im Moment viel gesprochen wird, ja! Aber auch, weil es uns direkt hier vor Ort betrifft. Gewalt ist mittlerweile offenbar überall dort ein Thema, wo eigentlich Hilfe im Mittelpunkt stehen sollte. Auch in den Krankenhäusern des Kreises Wesel kommt es immer wieder zu aggressiven Auseinandersetzungen.

Unsere Woche: Ein bisschen weniger Ich, bitte!
Foto: Berns Lothar

"Die Hemmschwellen sind niedriger geworden, Autoritäten werden nicht mehr anerkannt", hat uns Georg Milkereit, Pflegerischer Stationsleiter der Zentralen Notaufnahme am Bethanien-Krankenhaus, in dieser Woche erzählt. Die Aggressivität steigt, das Ich-Denken ist gewachsen, es kommt schneller als früher zu Handgreiflichkeiten. Woran das liegt, können wir alle nur vermuten. Überfüllte Notaufnahmen und "Dr. Google" sind sicher Gründe. Jeder, der Angst und Schmerzen hat, hat ein Recht darauf, ernstgenommen zu werden. Das heißt aber nicht, dass sich jeder alles rausnehmen darf.

Vielleicht vergessen wir in Zeiten, in denen wir in sozialen Netzwerken jederzeit anonym, ohne Rücksicht auf Sinn, Anstand und Grammatik, schimpfen und kommentieren können, auch viel zu häufig, dass uns da - hoppla! - gerade ein echter Mensch gegenübersteht. Welche Konsequenzen wir aus diesem Umstand ziehen, ist eine andere Frage. In vielen Krankenhäusern werden die Mitarbeiter mittlerweile in Zusammenarbeit mit der Polizei auf Konfliktlösung im Umgang mit Patienten geschult. Das ist vernünftig und vermittelt ein Stück weit Sicherheit. Im schlimmsten Fall brauchen wir demnächst trotzdem Security in der Notaufnahme. Oder wir versuchen es - das wäre mein frommer Wunsch - doch mit etwas mehr Menschlichkeit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Ostertage!

(RP)
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