Moers Ehrenamt erhält das Industriedenkmal

Moers · Das Industriedenkmal "Rheinpreußen Schacht IV, Fördermaschinengebäude" erzählt seit 16 Jahren Bergbaugeschichte in Moers. Betreut wird es von 20 Ehrenamtlern, die sich regelmäßig treffen. In Planung: die Neuauflage der Extraschicht.

 Bernd Glinka, Josef Schröder, Werner Kühn und Werner Gröll sind vier der ehrenamtlichen Helfer, die sich für den Erhalt des Fördermaschinenhauses von Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers engagieren. Sie stehen vor der imposanten Fördermaschine aus dem Jahr 1906.

Bernd Glinka, Josef Schröder, Werner Kühn und Werner Gröll sind vier der ehrenamtlichen Helfer, die sich für den Erhalt des Fördermaschinenhauses von Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers engagieren. Sie stehen vor der imposanten Fördermaschine aus dem Jahr 1906.

Foto: Klaus Dieker

Sie treffen sich immer mittwochs. Dann werden Aufgaben verteilt, es wird geputzt, gewartet oder einfach nur über die alten Zeiten gesprochen - auf dem Schacht IV der Zeche Rheinpreußen. "Wir treffen uns, um die Erinnerung wach zu halten", sagt Kurt Obersteiner. Wir, das sind 15 bis 20 Männer, viele sind ehemalige Bergleute, die das Industriedenkmal Schacht IV und besonders das Fördermaschinengebäude, das 1904/05 an der Zechenstraße 50 errichtet wurde, ehrenamtlich in Schuss halten und betreuen.

Im Jahr 1989 wurden das 48 Meter hohe Doppelstrebengerüst, die Fördermaschinenhalle und weitere Zechengebäude auf Schacht IV unter Denkmalschutz gestellt. Mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW, der NRW-Stiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurden die Gebäude aufwendig saniert und renoviert. Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein erhielt das Nutzungsrecht für das Fördermaschinengebäude. Ehrenamtlich richteten die Mitglieder in dem imposanten Gebäude ein Industriemuseum ein, das an die Zeiten erinnert, als der Bergbau wichtigster Arbeitgeber in Moers war.

"Einmal Bergmann, immer Bergmann", erklären sie ihr Engagement für den Erhalt des Moerser Industriedenkmals, das 2000 eröffnet wurde. "Ich habe auf Schacht IV noch gearbeitet", erzählt Kurt Obersteiner (85). "So wie mein Vater vor mir. Er war Obersteiger. Ich betrachte das hier als mein Wohnzimmer." Nicht anders sehen das seine Mitstreiter. "Die Zeche Rheinpreußen war über viele Jahre der größte Arbeitgeber in der Region. Sie ist erst durch den Bergbau gewachsen", sagt Josef Schröder. Im Winter trifft er sich einmal in der Woche mit seinen Mitstreitern. Es gibt immer etwas zu tun: Die Maschinen müssen gewartet, gepflegt und sauber gehalten werden. "Beleuchtung und die Heizungsanlagen werden in Ordnung gehalten", sagt Schröder.

Regelmäßig finden im Fördermaschinengebäude Führungen für interessierte Besucher statt. Auf 20 bis 30 große Führungen im Jahr werden bis zu 2000 Menschen auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Bergbaus in Moers mitgenommen. Spaß macht es den Helfern, Kindergartengruppen durch das Industriemuseum zu führen. "Sie dürfen hier alles anfassen. Wer einmal hier war, kommt immer wieder", berichten Josef Schröder und seine Mitstreiter. So habe der RVR-Ruhrtourismus für 2016 schon vier Führungen gebucht. Schacht IV gehört zur Route der Industriekultur.

Die ehrenamtlichen Museumsführer können viel erzählen: über eine der ersten elektrisch betriebenen Fördermaschinen im Ruhrgebiet aus dem Jahr 1906, über Führerstand, Teufanzeiger, Umformer, Seilscheibe und Schachthammer. Damit die Besucher ein Gefühl für die Atmosphäre bekommen, hören sie akustische Signale und Motorengeräusche. Die Besucher erfahren auch Kurioses, so zum Beispiel, welche Aufgabe der "Kübelmajor" auf der Zeche hatte. Im Kellergeschoss befinden sich die Ausstellungsräume: Dort präsentieren sie liebevoll zusammengetragene Exponate: die Ausrüstung der Grubenwehr, Grubenleuchten und -helme, Werkzeuge. "Wir haben hier auch einen Streb eingerichtet, damit die Besucher ein Gefühl für die Arbeit unter Tage bekommen", sagt Schröder.

Dazu planen die Ehrenamtler Aktionen. Werner Gröll hat einen Bergbauwanderweg für den linken Niederrhein entwickelt. Von Mai bis Mitte Oktober ist das Industriedenkmal jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die diesjährige Eröffnung wird von zwei großen Ausstellungen begleitet: Fotograf Dirk Thomas präsentiert Arbeiten zum Thema "Von wegen alt". Wolfgang Schubert und Arno Specht zeigen Bilder ihrer temporären Lichtinstallationen aus der Montanindustrie.

Geplant wird auch schon kräftig die Extraschicht, an der sich der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein als Träger des Industriedenkmals Schacht IV am Samstag, 25. Juni, ab 18 Uhr in diesem Jahr zum zweiten Mal mit vielen Aktionen beteiligen möchte.

(RP)
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