Moers Dominique Horwitz karikiert Schauspieler

Moers · Der Schauspieler schlüpfte beim Krimifestival in die Rollen seiner Protagonisten aus seiner Kriminalkomödie "Tod in Weimar". Es sind einstige Bühnenkünstler, die rätselhaft in einer Villa, die ihr Alterssitz ist, sterben.

 Dominique Horwitz las aus seinem ersten Roman "Tod in Weimar" an einem passenden Ort: im Schlosstheater Moers. Die Tickets zu seiner Lesung waren heiß begehrt. Sie war schon nach einem Tag ausverkauft.

Dominique Horwitz las aus seinem ersten Roman "Tod in Weimar" an einem passenden Ort: im Schlosstheater Moers. Die Tickets zu seiner Lesung waren heiß begehrt. Sie war schon nach einem Tag ausverkauft.

Foto: RP-Christoph Reichwein

"Ja, ja, Schauspieler, die haben doch alle einen an der Waffel." Diesen Satz sagt Dominique Horwitz mit einem breiten Grinsen. Schließlich ist er selber Schauspieler. Der 58-jährige Deutsch-Franzose spielte in zahlreichen Filmen mit, zum Beispiel in "Stalingrad" oder "Der große Bellheim", dazu in mehreren Tatorten. Dabei ist seine große Liebe das Theater. Das ist sein Raum, um mit den Zuschauern in Kontakt zu treten. Und es ist sein Raum, um über sich selbst als Schauspieler zu reflektieren, über seine Marotten und die der anderen Schauspieler, die abgedreht, aber zugleich liebenswert sind. In seiner Kriminalkomödie "Tod in Weimar" dreht sich alles um diese Marotten.

So schlüpfte der Wahlweimarer am Mittwochabend in die Rollen verschiedener Schauspieler, um sie zu karikieren und so 70 Zuschauer im Moerser Schlosstheater mit ihren Marotten vertraut zu machen. Die Marotte der Hauptperson ist es, immer wieder Passagen der großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller zu zitieren. Sie heißt Roman Kaminski und ist gescheiterter Schauspieler, der "versucht, sein Leben auf die Reihe zu bekommen", wie Dominique Horwitz sagt. Er fährt als Stadtführer mit seiner Pferdekutsche durch Weimar, das vom Autor mit Theaterplatz und Goethe-Schiller-Denkmal als große Theaterkulisse beschrieben wird.

Eines Tages wird Roman Kaminski in eine Villa gerufen, die nach dem Schauspieler Gustav Gründgens genannt ist, der während des Nationalsozialismus große Erfolge feierte. Sie liegt Richtung des Konzentrationslagers Buchenwald, weil Dominique Horwitz, dessen Eltern vor den Nationalsozialisten nach Paris flohen, die Zuschauer in seiner Kriminalkomödie mitnehmen will, auf einer zweiten Ebene auf die schwierige deutsch-jüdische Geschichte zu blicken. In dieser Villa ist der Hausmeister gestorben, dessen Aufgaben der einstige Schauspieler übernimmt.

Sie ist Altersitz für ausgediente Bühnenkünstler, die vom Autor mit allen ihren Marotten gespielt werden, von der früheren Primaballerina bis zum einstigen Operettensänger Erwin Reichenbach. Sie alle verbindet die Liebe zu Schiller. So proben sie für einen Schillerzyklus, bei dem sie zuerst "Die Räuber" aufführen wollen. Doch völlig unerwartet stirbt "Buffo" Reichenbach, der am liebsten den Elvis-Presley-Song "Are vou lonesome tonight" auf dem Klavier gespielt hat, während alle Bühnenkünstler mitanstimmten. Dieser Tod ist rätselhaft.

Wie Dominique Horwitz die Rollen im Schlosstheater wechselte, unterstrich, warum er zu den großen Schauspielern in Deutschland zählt. Dazu zeigte er sich im Gespräch hintersinnig.

"Weimar ist kaum bekannt", meinte er mit einem breiten Grinsen zu den 70 Zuschauer, die schnell genug gewesen waren, sich Karten zu sichern, da das Schauspiel schon nach einem Tag ausverkauft gewesen war. "Man redet in Theaterkreisen mehr von Moers als von Weimar."

(RP)
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