Moers Die ungeheure Leichtigkeit der Holzskulptur

Moers · 35. Kunstschaufenster in der Kamp-Lintforter Galerie Schürmann. Zu sehen sind abstrakte Figuren und Köpfe des Bad Kreuznacher Künstlers Frank Leske. Heute Abend wird die Ausstellung eröffnet.

 Galerist Andreas Verfürth mit einigen Arbeiten von Frank Leske.

Galerist Andreas Verfürth mit einigen Arbeiten von Frank Leske.

Foto: KLaus Dieker

Irgendwann sei er buchstäblich über "Holz gefallen" erzählt Frank Leske. Im Park des Schlosses von Bad Kreuznach, wo die Werkstatt des Künstlers liegt, war ein großer Baum umgefallen. Er sei gefragt worden, ob er diesen zerlegen und zur Seite räumen könne.

Doch das war Leske am Ende nicht mehr genug. Der gelernte Bauzeichner und Steinbildhauer kam auf die Idee, aus dem umgefallenen Baum eine stehende Skulptur zu formen - seine erste aus Holz. Zwei Jahrzehnte ist das mittlerweile her. Seitdem hat der 52-jährige Künstler Hunderte von Baumstämmen in Skulpturen umgewandelt. 23 davon zeigt ab heute die Galerie Schürmann, die im Fußgängerbereich der Moerser Straße liegt. Heute Abend findet dort die Vernissage statt.

"Ich versuche, die Dynamik und die Statik des menschlichen Körpers im begrenzten Raum des Baumstammes auszuloten", berichtet der Künstler aus Bad Kreuznach, das 15 Kilometer südwestlich von Bingen am Rande des oberen Mittelrheintals liegt. Er reduziert diesen menschlichen Körper oft auf eine Figur, bei der Kopf, Brust und Beine nur noch angedeutet sind - oder allein auf einen Kopf. Meistens sägt er mit seiner Kettensäge auf der einen Seite parallel horizontale Linien in den Werkstoff, auf der anderen parallel vertikale, fast wie ein Bauzeichner. Für die Betrachter entsteht so ein Spiel aus Licht und Schatten. Es ist gleichzeitig eine Rhythmik von Bewegung und Ruhe, von Dynamik und Statik, die von jeder Seite der Skulptur anders schwingt. Diese Rhythmik wird durch den Werkstoff verstärkt, weil Holz er eine warme Atmosphäre erzeugt.

"Die Skulpturen versprühen eine ungeheure Leichtigkeit des Lebens", sagt Deike Dowald als Mitarbeiterin der Galerie Schürmann. Dabei sind sie schwer. Die Figuren aus Eichenholz wiegen zum Teil mehr als 100 Kilogramm. Kunstliebhaber, die sie kaufen, stellen sie oft in ihren großen Gärten aus, beispielsweise in Hamburg, wo der Künstler im Jahr 2009 insgesamt 42 übergroße Köpfe bei der "Parade der Architekten" an der Elbchaussee ausstellte und verkaufte.

"Frank Leske bearbeitet die Figuren und Köpfe mit Eisenoxid", erklärt Andreas Verfürth als Inhaber der Galerie Schürmann. "So bildet sich eine Schutzschicht. Wenn die Skulpturen richtig aufgestellt sind und gepflegt werden, halten sie in freier Natur ein halbes Jahrhundert - vielleicht auch länger. Dabei stehen sie und verändern sich, was seinen besonderen Reiz hat."

Die Holzskulpturen von Frank Leske sind bis zum 14. November in der Galerie Schürmann, Moerser Straße 252 zu sehen. Sie ist mittwochs bis freitags von 9.30 bis 13 Uhr sowie 15 bis 18.30 Uhr geöffnet, außerdem samstags von 10 bis 14 Uhr.

Die Vernissage für dieses 35. Kunstschaufenster ist heute, 8. September, um 19 Uhr. Die Kunsthistorikerin Ute Kaldune spricht die einführenden Worte.

(got)
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