Moers Die Stadt soll für das Moers Festival mit 420.000 Euro bürgen

Moers · Das Moers Festival 2016 platzt vielleicht doch nicht: Moers muss dafür aber als Gesellschafterin eine Patronatserklärung abgeben. Die Moers Kultur GmbH ist nach neuen Berechnungen des Geschäftsführers nicht unmittelbar von einer Insolvenz bedroht. Die Zukunft des Festivals über 2016 hinaus bleibt ungewiss.

Moers Festival 2015: Die Bands in Aktion
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Foto: Dieker

An der finanziellen Schieflage der Moers Kultur GmbH hat sich in den vergangenen Tagen wenig geändert. Aber sie ist liquide, möglicherweise sogar bis zum Ende des Jahres, und es muss unmittelbar keine Insolvenz angemeldet werden. Das haben die aktuellen Berechnungen von Geschäftsführer Dirk Hohensträter in den vergangenen Tagen ergeben. "Ich bin frohen Mutes und hoffe, dass wir das Moers Festival 2016 ausrichten können", erklärte er gestern in einer Pressekonferenz. Damit das Pfingstfestival aber stattfinden kann, muss die Stadt Moers eine Patronatserklärung abgeben. Das heißt: Sie garantiert eine Verlustübernahme für 2015 und 2016 in Höhe von 420.000 Euro. "Sie wird noch im Laufe des Tages beantragt", sagte Kämmerer Wolfgang Thoenes.

Da die Stadt Moers selbst Haushaltssicherungskommune ist, muss dieses Vorgehen allerdings mit der Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde abgestimmt werden. "Das kann natürlich für Überraschungen sorgen", betonte Thoenes. So kann es passieren, dass die Bezirksregierung zum Beispiel eine Kompensation im Haushalt fordert, Moers neue Auflagen erfüllen und in anderen freiwilligen Bereichen verzichten muss. Die Zukunft des Moers Festivals über Pfingsten 2016 hinaus bleibt aber ungewiss. Dirk Hohensträter ist lediglich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Absage der Veranstaltung die Gesellschaft wirtschaftlich schlechter stellen würde. Um das Moers Festival auch für die Zukunft aufzustellen, müsse es wirtschaftlich optimiert werden, erklärte der neue Geschäftsführer, der Anfang Januar die Aufgabe von Ulrich Greb übernommen hatte.

Der prognostizierte Verlust für 2015 beläuft sich auf 270.000 Euro. Laut Hohensträter liegen die Gründe dafür im "operativen Bereich" und bei den notwendigen Rückstellungen unter anderem für die Umsatzsteuer. Man sei aktuell mit der Aufarbeitung beschäftigt, wie es zu diesem Defizit habe kommen können. "Das wird Schritt für Schritt erfolgen", sagte Bürgermeister Christoph Fleischhauer. Er verglich die Situation mit einem Unfall auf der Autobahn. "Es gilt zuerst zu retten, was zu retten ist." Reiner Michalke, künstlerischer Leiter, zeigte sich erleichtert, "gute Signale vom Geschäftsführer zu hören". Er machte aber deutlich, die vorgelegten Zahlen nicht nachvollziehen zu können. Nach dem letzten Kassensturz im November habe ein Verlust in Höhe von 90.000 Euro vorgelegen. "Da die Bundesregierung einen Zuschuss von jeweils 150.000 Euro für drei Jahre zugesagt hat, bin ich von einer positiven Perspektive fürs Festival ausgegangen."

Michalke verwies darauf, dass die Gesellschaft Rückstellungen von 508.770 Euro gebildet habe. "Das drückt ja schon Kapitalkraft aus." Der künstlerische Leiter deutete darüber hinaus an, dass der neue Geschäftsführer möglicherweise die Risikobewertung zu vorsichtig vorgenommen habe. "Es gibt Risikoaufschläge auf Ausgaben und Risikoabschläge auf Einnahmen", so Michalke. Dazu erklärte Dirk Hohensträter, dass er anders an die Planung herangehe. "Wenn es zum Jahresabschluss führt, dass ich zu vorsichtig gewesen wäre, dann wäre es doch schön. Ich versuche, mich an die Tatsachen zu halten."

Das Moers Festival hat Aufwendungen von 832.000 Euro, die Umsatzerlöse belaufen sich auf 530.000 Euro. Der Zuschuss der Stadt liegt gedeckelt bei 336.000 Euro.

(RP)
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