Moers Die Senioren wollen keine Alten sein

Moers · Ältere Menschen gehören nicht auf das Abstellgleis, sondern mitten in die Gesellschaft. Um das zu unterstützen, veranstaltet die Stadt mithilfe des "Runden Tischs" am 4. November den zweiten Moerser Seniorentag.

"Alt sein" bedeutet nicht inaktiv und einsam sein. Das wissen auch die Stadt und der "Runde Tisch Offene Seniorenarbeit". Sie laden deshalb für den 4. November insbesondere Senioren und deren Angehörige in das Jugend-Kultur-Zentrum am Bollwerk 107 ein. Unter dem Motto "Aktiv im Herbst des Lebens" warten dort am zweiten Moerser Seniorentag Angebote und Fachvorträge von 10 bis 17.30 Uhr auf die Besucher.

"Das Alter hat sich verändert. Senioren sind heute nicht mehr die Gleichen wie unsere Großeltern", sagt Cornelia Jordan von der städtischen Leitstelle "Älter werden". Sie seien heute fitter und gesünder. "Außerdem hat sich die Familiensituation verändert: Großeltern passen nicht mehr nur auf die Enkel auf", ergänzt Wolfgang Angerhausen vom Netzwerk 55plus Meerbeck.

So hätten sie insgesamt mehr Zeit, die sie für sich nutzen könnten. "Es gibt eben nicht nur Senioren im Rollstuhl, sie haben manchmal ein Handy in der Hand."

Den Umgang mit den neuen Techniken können vor allem jüngere Menschen vermitteln. "Deshalb ist es wichtig, die Brücke zu den Jugendlichen zu schlagen. Das Bollwerk ist da der passende Ort", sagt Cornelia Jordan. Geplant ist unter anderem eine Graffiti-Aktion mit dem Awo-Jugendzentrum Henri. "Sie sollen jetzt nicht anschließend selber durch die Stadt laufen und an Wände sprühen, sondern ein Verständnis für jugendliche Kunst entwickeln", sagt Jordan lachend.

Auf der anderen Seite sollen auch Jugendliche und Angehörige eine Sensibilität für die Senioren bekommen. "Dafür können sie einen Alterssimulationsanzug anziehen. Das ist ein schwerer Anzug, der zeigt, wie es sich anfühlt, wenn man 80 wird", erklärt Beate Culemann-Kleer von der Grafschafter Diakonie.

Verschiedene Fachvorträge, unter anderem zur Kriminalprävention und ein Selbstbehauptungskursus, ergänzen das Programm. "Ältere haben häufig abends Angst, alleine durch die Straße zu gehen. Sie sollen Selbstverteidigung lernen und vor allem, wie man mit diesen Ängsten umgeht", erklärt Angerhausen. So könnten sie zum Beispiel laut schreien, wenn Gefahr droht. "Wir wollen sie stark und selbstbewusst machen." Weiterhin soll aufgezeigt werden, wie mobil man noch im Alter sein kann. So wird das Fahrradfahren auf einem Pedelec elektronisch unterstützt. "Der richtige Umgang muss aber gelernt werden. Man darf den Schub nicht unterschätzen", erklärt Thorsten Schröder, Pressesprecher der Stadt Moers. Verschiedene Verkehrssituationen können deshalb am 4. November den ganzen Tag durchgespielt werden.

Insgesamt sei Moers in der Seniorenarbeit schon sehr gut positioniert, sagt Jordan. Klassen machten zum Beispiel Projekte in Einrichtungen, die Senioren dann den Umgang mit neuer Technik beibringen. "Ältere und Jugendliche lernen dann irgendwann nicht nur am Computer, sondern knüpfen Kontakte", weiß Wolfgang Angerhausen.

(RP)
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