Moers Die Polizei warnt vor Taschendieben

Moers · Beamte haben gestern Menschen in der Moerser Innenstadt angesprochen und über Vorsichtsmaßnahmen informiert.

 Polizeihauptkommissar Gerhard Tersteegen klärt Passanten auf, wie sie sich am besten vor Taschendieben schützen.

Polizeihauptkommissar Gerhard Tersteegen klärt Passanten auf, wie sie sich am besten vor Taschendieben schützen.

Foto: Klaus Dieker

Huch! Der jungen Frau entgleiten für einen Augenblick die Gesichtszüge. Man wird ja nicht jeden Tag von einem uniformierten Polizeibeamten in der Fußgängerzone angehalten. Doch keine Angst, Polizeihauptkommissar Gerhard Tersteegen will nur warnen und informieren. Die Handtasche der Frau baumelt über ihrem Gesäß. "Das ist zu weit hinten", sagt der Polizist. "Man schneidet die Gurte durch, dann sehen sie die Tasche und den Inhalt nie wieder."

Es ist viel los am sonnigen Markt-Dienstag in der Moerser Innenstadt. Tersteegen und seine Kollegen PHK Udo Rusch sowie Kriminalhauptkommissar Walter Wieschermann haben sich unter die Menschen gemischt, um im Rahmen einer landesweiten Kampagne über Taschendiebstahl aufzuklären. Ganze Banden, oft aus dem südosteuropäischen Raum, sind manchmal unterwegs, um Leuten die Börse aus der Tasche zu fischen - oder gleich die ganze Tasche zu mopsen. 44 Anzeigen gab es im vergangenen Jahr in Kamp-Lintfort (in diesem Jahr bisher 27), acht (11) in Neukirchen Vluyn und 154 (112) in Moers. Die Aufklärungsquote sei gering, bedauert Sabine Vetter, Sprecherin der Kreispolizei. Das liege vor allem daran, dass die Opfer den Diebstahl oft erst im Nachhinein bemerken und keine Ahnung haben, wo er geschah, geschweige denn, wer ihn begangen haben könnte.

Taschendiebe arbeiten gern in Gruppen. "Da sind Junge, Alte, Kinder dabei", sagt Gerhard Tersteegen. Die Diebe beobachten mögliche Opfer über einen längeren Zeitraum und schlagen in einem günstigen Augenblick zu. Wer durch die Stadt bummelt, sollte deshalb aufmerksam sein, vor allem, wenn ihm eine fremde Person sehr nahe kommt. Frauen sollten ihre Handtaschen am besten schräg über die Schulter hängen, vorne am Körper tragen und mit der Hand festhalten.

Ellen M. war schon so vorsichtig gewesen, ihre Tasche vor dem Körper zu tragen. Genützt hat es ihr nicht. Im April haben Diebe die 75-Jährige am Königlichen Hof bestohlen. "Ich stand an der Fußgängerampel in einem Pulk von Leuten, jemand hat mich angerempelt, ich bin fast auf den Boden geknallt." Jemand habe ihr geholfen, sich wieder aufzurichten. Später merkte die Moerserin, dass ihr Portemonnaie aus der Tasche verschwunden war. Ellen M. hatte eine größere Summe bei der Commerzbank abgehoben. Wahrscheinlich hatten die Diebe sie schon dort beobachtet und dann verfolgt. Geld, Papiere, Bankkarten - alles war futsch. Ein paar Tage später fand ein junger Mann die Börse (die ein Zettelchen mit der Adresse der Eigentümerin enthielt) und brachte sie zurück. Bis auf die Fotos ihrer Enkel war das Portemonnaie leer. "Ich war glücklich, zumindest die Bilder zurückzukriegen", sagt Ellen M. Vier Wochen dauerte es, bis sie alle Dokumente und Bankkarten neu beantragt und bekommen hatte. Dabei fielen natürlich Gebühren an.

Erst als ein Polizeibeamter ihre Anzeige aufnahm, erfuhr Ellen M., dass es - rein finanziell betrachtet - klüger gewesen wäre, nicht dem Reflex zu folgen und sich vor einem Sturz und Verletzungen zu schützen. "Wäre ich gefallen, hätte es sich um einen Raub gehandelt, dann hätte die Hausratsversicherung den Schaden beglichen." So sei es "nur" ein Diebstahl gewesen, bei dem die Versicherung nicht greife.

Die alte Handtasche mit Klappverschluss hat Ellen M. weggeworfen und eine neue mit Reißverschluss gekauft. Geld, Papiere, EC-Karte bewahrt sie nun getrennt auf und steckt sie in verschiedene Fächer der Tasche - damit nicht alles auf einmal weg ist, sollten es erneut Langfinger auf sie absehen. Kommissar Walter Wieschermann rät zudem: "Nie mehr einstecken als nötig." Größere Summen sollte man besser mit der Karte begleichen. Wer bemerkt, dass sich ein Dieb an ihm zu schaffen macht, sollte auf sich aufmerksam machen. "Laut sein", sagt Sabine Vetter. "Damit andere helfen können."

(RP)
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