Moers Die Musik kehrt in die Stadtkirche zurück

Moers · Ein Kulturraum für Moers soll die wiedereröffnete Stadtkirche werden, ein Begegnungsort auch über die Grenzen hinaus, in dem es Konzerte aller Art geben wird. So hatte es das Presbyterium beschlossen – und der Anfang ist gemacht.

120 Sänger und ein 40-köpfiges Orchester begeisterten am Samstag die Zuhörer in der evangelischen Stadtkirche mit Haydns Schöpfung.

120 Sänger und ein 40-köpfiges Orchester begeisterten am Samstag die Zuhörer in der evangelischen Stadtkirche mit Haydns Schöpfung.

Foto: K. Dieker

Ein Kulturraum für Moers soll die wiedereröffnete Stadtkirche werden, ein Begegnungsort auch über die Grenzen hinaus, in dem es Konzerte aller Art geben wird. So hatte es das Presbyterium beschlossen — und der Anfang ist gemacht.

Der größte Teil der Mitwirkenden waren Hobbymusiker und -sänger aus Moers und den Nachbarstädten. Das entspricht dem Grundgedanken der "guten alten neuen Stadtkirche als offenes und einladendes Haus". Ermöglicht worden war das Projekt durch die Zusammenarbeit mit der Musikalischen Gesellschaft Moers und die Unterstützung durch die Stadt Moers, die Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein und Enni. Es zeugt von großem sängerischem Mut, wenn sich ein Laienchor an Haydns großartige Komposition, die Krönung seines Lebenswerks, wagt.

Unter den 34 Nummern des monumentalen Oratoriums sind etliche, die ohne musikalisches Können, ohne technische Kondition und ohne einen konsequent führenden Dirigenten leicht in klangliches Chaos versinken können. Doch es zeigte sich schnell, dass die "Vorstellung des Chaos" in Haydns Überschrift verharrte und in der Aufführung nichts "ohne Form und leer" bleiben sollte. Seit Anfang Januar hatte Stadtkirchenkantor Axel Berchem mit der Sängerschar geprobt, und ganze Arbeit geleistet. Hörbar gut einstudiert brachte der Projektchor Stimmgewalt auf, wo sie gefordert war, formte leisere Passagen effektvoll aus und ließ das Gotteslob in himmlischem Licht erstrahlen.

Stefan Büscherfeld dirigierte ohne gestischen Aufwand, aber stets akkurat und auf ausgeglichenes Tempo bedacht. Mit anmutiger Melodik, großer Ausdruckstiefe und freudig zupackender Interpretation sorgte der Chor, wie von der eigenen Begeisterung mitgerissen, für anerkennenden Zwischenapplaus schon nach den ersten Teilen. Der "Konturlosigkeit" des Anfangs verlieh das Orchester mit Konzertmeisterin Natascha Lenhartz klare Kontur.

Trotz seines Altersgefälles von 13 bis 60 Jahren wirkte das Ensemble erfreulich stimmig und überzeugte durch solides Spiel, dynamisch kontrastreich und auf hohem Niveau. Die souveräne Leistung der Solisten sorgte für zusätzlichen Glanz. Gregor Finke verlieh Raphael fast mystische Züge, Tenor Wolfgang Klose gefiel mit seinem kräftigen und würdevollen Part, und Sopranistin Evelyn Ziegler imponierte durch elegant gemeisterte Koloraturen. Das anfängliche "Chaos" löste sich in den Adam-Eva-Duetten "ermunternd, erquickend, labend und reizend" auf und mündete in ein "Amen" als würdevoller Abschluss einer Schöpfungsaufführung, deren Stärke von der musikalischen Inspiration der Menschen ausging, die sie auf die Bühne brachten. Minutenlanger Applaus und stehende Ovationen waren ein gutes Vorzeichen für eine blühende Zukunft des neuen Kulturzentrums der Stadt. "Die Musik", so der Vorsitzende des Presbyteriums Torsten Maes, "hat in Moers die Stadtkirche zurück."

(prs)
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