Moers Die Moerser Liebesbrücke setzt Rost an

Moers · Seit Herbst 2014 dürfen Liebesschlösser an der Stadtgrabenbrücke hinter dem Rathaus befestigt werden. Diese setzen aber den Stahlseilen der Brücke zu. Die Enni warnt vor einem erhöhten Aufwand für die Instandhaltung.

 Die Liebesschlösser der Stadtgrabenbrücke sorgen für Rost an den Seilen. Dadurch entsteht ein "erhöhter Reinigungsaufwand der Brücke beziehungsweise der Gesimse", berichtet die Enni.

Die Liebesschlösser der Stadtgrabenbrücke sorgen für Rost an den Seilen. Dadurch entsteht ein "erhöhter Reinigungsaufwand der Brücke beziehungsweise der Gesimse", berichtet die Enni.

Foto: Klaus Dieker

Alte Liebe rostet nicht, die noch ziemlich junge Stadtgrabenbrücke hinter dem Rathaus schon. Als Ursache hat die Enni Stadt & Service die Liebesschlösser ausgemacht, die an den Seilen der Brücke hängen. "Durch die Verbindung der ,Liebesschlösser' mit dem Edelstahlseil der Brücke entsteht Kontaktkorrosion. Diese entwickelt sich durch das Aufeinandertreffen von unterschiedlich edlen Metallen und einem korrosiven Medium zwischen den beiden Metallen, beispielsweise Niederschlagswasser oder Luftfeuchtigkeit", heißt es in einer Stellungnahme der Enni, die im Auftrag der Stadt für die Instandhaltung der Brücke zuständig ist.

Die Stadtgrabenbrücke war im Herbst 2014 für Fußgänger freigegeben worden. Wenig später widmete die Stadt sie sozusagen den Liebenden. Kurz zuvor hatten Enni-Mitarbeiter Liebesschlösser von der Moersbach-Brücke im Schlosspark entfernt und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Bei der Stadtgrabenbrücke hieß es von Anfang an: Schlösser dürfen aufgehängt werden, solange es zu keinen Problemen kommt. Nun sind die Probleme da, und ein Bürgerantrag gibt Stadt und Enni Anlass dazu, sich mit ihnen zu befassen: Ein Moerser fordert, die Schlösser zu entfernen und nur noch solche zu erlauben, deren Bügel einen Gummimantel haben.

Die Enni schildert: "Im Vorbeigehen werden die Schlösser von Passanten, hier vor allem Kindern, mit Schwung zusammengeschoben. An den Geländerpfosten werden die Schlösser abrupt abgebremst. Durch das Anschlagen kommt es zu Abplatzungen der Beschichtung. Wo die Beschichtung abgeplatzt ist, kann ebenfalls Korrosion entstehen. Darüber hinaus ist die abgeplatzte Beschichtung ästhetisch nicht ansprechend. Durch Rostpartikel, welche zusammen mit Regen von der Konstruktion abtropfen, entsteht ein erhöhter Reinigungsaufwand der Brücke bzw. der Gesimse."

Zudem weist die Enni darauf hin, dass die Tragfähigkeit der Seile nicht für die Belastung durch zusätzlich angebrachte Schlösser ausgelegt sei. "Bei der derzeitig angebrachten Anzahl der Schlösser bestehen zunächst keine Bedenken. Sollte die Anzahl der Schlösser aber erheblich anwachsen, kann die Standfestigkeit der Seile bzw. deren Verankerung nicht gewährleistet werden." Bei einem dauerhaften Verbleib der Schlösser werde der Aufwand für die Instandhaltung der Brücke mittelfristig deutlich steigen, so die Enni. Was im Klartext heißt: Die Stadt wird tiefer in die Tascher greifen müssen. Eine Steilvorlage für Stadtverwaltung und Politik, dem Liebesschlosstreiben ein Ende zu setzen.

Zumindest die Verwaltung will sich dazu aber im Augenblick nicht durchringen. Vielmehr schlägt sie vor, den Zustand der Brücke durch die Enni "engmaschig" zu überwachen, "um weitergehende Schäden zu vermeiden". Bislang seien die Schäden kosmetischer Natur, sagte gestern Stadtsprecher Klaus Janczyk. Die rostenden Stahlseile seien nur eine Verzierung und für die Standfestigkeit der Brücke ohne Bedeutung. Zudem sehe man im Rathaus das "Bedürfnis" vieler Menschen, ihrer Liebe durch das Anbringen eines Schlosses an der Brücke Ausdruck zu verleihen, sagte Janczyk. Zig Schlösser hängen mittlerweile an der Stadtgraben-Brücke, die nur einen kurzen Spaziergang vom Standesamt entfernt liegt. "Das Angebot ist gut angenommen worden", sagte Janczyk. "Deshalb wollen wir das vorläufig nicht unterbinden."

Vorhängeschlösser mit eingravierten Namen von Liebespaaren an Brücken zu befestigen und die Schlüssel im Wasser zu versenken, ist in vielen Städten zum Trend geworden. Bekannte Beispiele sind die Hohenzollernbrücke in Köln und die Pont des Arts in Paris. Ausgerechnet in der Stadt der Liebe wurden vor einem Jahr aber rund eine Million Liebesschlösser mit einem Gesamtgewicht von rund 50 Tonnen wieder abmontiert. Von solchen Dimensionen ist Moers allerdings noch ziemlich weit entfernt.

(RP)
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