Moers Die Comedian Harmonists 2.0

Moers · Ihre Vorbilder sind die berühmten "Comedian Harmonists". Das Konzert der "Düsseldorfer Comedians" in der Dorfkirche Repelen war ein voller Erfolg.

 Die "Düsseldorfer Comedians" begeisterten in der voll besetzten Stadtkirche.

Die "Düsseldorfer Comedians" begeisterten in der voll besetzten Stadtkirche.

Foto: Klaus Dieker

Ihr Vorbild sind die legendären "Comedian Harmonists", die Ende der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre von Berlin aus international von sich reden machten. Auch deren musikalische Arrangements verwenden sie weitgehend bei ihren Sangesvorträgen im Stil des berühmten Berliner Vokalensembles. Und auch die Besetzung mit einem ersten und einem zweiten Tenor, einem dritten Tenor, der zugleich auch Bariton singen kann, einem Bariton und einem Bass sowie einem Pianisten ist identisch mit der einstigen Ausnahmegesangsgruppe aus der Hauptstadt. Die Rede ist hier von den "Düsseldorfer Comedians", einem Männer-Sextett, das in der Tradition dieser deutschen Schlager jener Zeit steht.

"Lebe wohl, gute Reise" haben die sie ihr Programm nach einem Lied der Harmonists von 1934 genannt und damit die Herzen des fast ausnahmslos im Ü60-Alter angesiedelten Moerser Publikums bei ihrem Konzert in der Dorfkirche Repelen erobert. Insofern war es für die Düsseldorfer Mannen, die (fast) alle selbst im Publikumsalter sind, wie ein Heimspiel mit garantiert großem Schlussapplaus und Zugabe.

Bei dem einstündigen Programm, mit dem sie schon seit Jahren unterwegs sind, geht es um die Themen Reisen und - wie könnte es auch anders sein bei dem Genre - die Liebe. Als Opener starteten die Düsseldorfer gleich mit einem Ohrwurm: "Veronika, der Lenz ist da". Der Song entstand zu Beginn ihrer Karriere und gilt als einer der bekanntesten Schlager im Repertoire der "Comedian Harmonists". Zwei Titel weiter war das nicht minder bekannte Gesangsstück "Wochenend' und Sonnenschein" an der Reihe. Hier versuchten sich die Düsseldorfer nicht nur liedtechnisch an ihrem Vorbild, sondern auch choreografisch, was beides durchaus gelang.

Dann aber (endlich) ging es los, mit der Liebe auf Reisen in fremde Länder: Mit Jacques Offenbachs "Schöne Nacht, du Liebesnacht" aus Hoffmanns Erzählungen nach Venedig in Italien, mit dem Matrosenlied "Das ist die Liebe der Matrosen" auf hohe See, mit "Schöne Isabella aus Kastilien" nach Spanien ins Land der Toreros (da durfte am Ende ein "Olé!" natürlich nicht fehlen) und nach Amerika. Bei "Creole Love Call", einer Ballade von Jazzgröße Duke Ellington, der Zeitgenosse der "Comedian Harmonists" war, imitierten die "Düsseldorfer Comedians" den Sound einer Bigband allein mit ihren Stimmen. Das kam sehr gut beim Publikum an.

Kleine Kabinettstückchen waren der A cappella-Vortrag "Am Brunnen vor dem Tore", bei dem der Pianist einmal Sänger sein durfte, "Anneliese, komm, wir woll'n ins Kino gehen", einem Stück ohne Text, und "das Beste, was es gibt auf der Welt" - nämlich "Ein Freund, ein guter Freund". Einzig die Zugabe konnte das toppen, obwohl dieser Schlager inhaltlich weder etwas mit Reisen noch mit der Liebe zu tun hat: "Mein kleiner grüner Kaktus", 1934 aufgenommen, läutete das Ende der "Comedian Harmonists" ein. Die Nationalsozialisten erteilten ihnen Auftritts- und damit Berufsverbot; folglich lösten sie sich auf.

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