Moers Der Tradition verpflichtet: komische Kunst

Einrad-Akrobatik, Keulen-Jonglage und ein beeindruckender Trommel-Gleichklang begeistern.

 Die beiden Zirkusartisten von "Boom" zeigten eine Mischung aus Masken-Schauspiel und Artistik - unter anderem auf dem Drahtseil. Dafür gab es viel Applaus.

Die beiden Zirkusartisten von "Boom" zeigten eine Mischung aus Masken-Schauspiel und Artistik - unter anderem auf dem Drahtseil. Dafür gab es viel Applaus.

Foto: Dieker Klaus

Comedy Arts, so wie es Tradition ist und das Publikum es mag, begann am Freitag bunt, vielseitig und mit einer Vielzahl von komödiantischen Unterhaltungsrichtungen. Und damit wolle man auch im 40. Jahr des Festivals weiter fortfahren, erklärte Festivalleiter Holger Ehrich seinem Publikum. Und so geschah es. Drei Künstlergruppen, ein Standup-Comedian sowie Moderator Ingo Oschmann sorgten zwischen 19 und 24 Uhr für die zuvor von Ehrich angekündigte künstlerische Vielfalt. Den Auftakt machte dabei die dreiköpfige, aus einer drallen Akkordeon-Spielerin, einem beleibten Bassisten und einem spindeldürren Ukulele-Spieler bestehende deutsch-schweizerische Clownstruppe "The Bombastics".

Ihre witzig dargebrachten Lieder über "Mozzarella, Stracciatella und Nutella" oder das plötzliche Versiegen von Sabines unbenanntem Heimatfluss waren eine ungewohnt gelungene Mischung aus Blödsinn und berührender Sentimentalität. Ihnen folgte der wegen seines am linken Ellenbogen endenden Arms als "einziger asymmetrischer Komiker" bezeichnete Wanne-Eickeler Comedian Martin Fromm. "Ich bin behindert, ich bin Brillenträger. Mein kurzer Arm ist dagegen keine Behinderung, sondern eine von mir selber in Auftrag gegebene, wertvolle Schnitzarbeit aus dem Erzgebirge", frotzelte er zu Beginn fröhlich drauf los und setzte zum Schluss noch einen frechen Schlusspunkt, indem er sich den anwesenden Damen brühheiß als "jemand, der nicht klammert" anbot. Die anschießende Pause ließ mit ihrem Aufbau eines durchhängenden Hochseils dann auf eine akrobatische Nummer schließen. Und so war es auch, wobei die nun folgende aus zwei Zirkusartisten bestehende Gruppe "Boom" eher eine Mischung aus Masken-Schauspiel und Artistik zeigte, deren Höhepunkt zum Schluss mit einer atemberaubenden Einrad-Akrobatik samt Keulenjonglage auf dem Hochseil endete. Inzwischen war es halb elf geworden, und eine weitere 20-minütige Umbaupause hatte bereits einige Zuschauer dazu veranlasst, nach Hause zu gehen.

Wer dennoch geblieben war, erlebte zum Schluss mit der niederländischen Trommler-Truppe "Percossa" dann jedoch den eindeutigen Höhepunkt des Abends. Gut 45 Minuten lang arbeiteten vier versierte Drummer in beeindruckendem Gleichklang auf diversen Trommeln und anderen Laut gebenden Gegenständen wie bunten Plastikröhren, Kinderbuggies, und umgedrehten Gitarren und schlüpften zum Schluss auch noch rhythmisch stampfend mit nackten Waden in ihre heimatlichen Holzschuhe. Eine Vorstellung, die das Publikum am Ende zurecht mit einem stehenden und langanhaltendem Applaus belohnte.

(lang)
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