Kamp-Lintfort Der Schwarze Diamant wird verkauft

Kamp-Lintfort · Die Diakonie befürchtet, die Mieten nicht mehr zahlen zu können. Deshalb gibt es erste Gedanken zu einem Umzug.

 Der Dienststellenleiter der Diakonie in Kamp-Lintfort, Ingo Fritsch, vor dem zum Verkauf stehenden Schwarzen Diamanten. Sollte das Gebäude saniert werden, befürchtet er zu hohe Mieten für die Diakonie.

Der Dienststellenleiter der Diakonie in Kamp-Lintfort, Ingo Fritsch, vor dem zum Verkauf stehenden Schwarzen Diamanten. Sollte das Gebäude saniert werden, befürchtet er zu hohe Mieten für die Diakonie.

Foto: Klaus Dieker

"Zehn Jahre Lintforter Tafel - (k)ein Grund zu feiern" - diesen doppeldeutigen Titel hatte Johannes Haferkamp, der Gründer der Lintforter Tafel gewählt, um am 11. Juli den Geburtstag der Lebensmittelausgabe zu feiern. Denn auf der einen Seite sei es traurig, dass eine Gesellschaft eine Tafel brauche, auf der andere Seite sei eine Tafel ein Hoffnungszeichen.

Knapp drei Monate nach dem Geburtstag bekommt der doppeldeutige Titel eine ganz neue Bedeutung. Denn die Lintforter Tafel muss wohl in den kommenden Jahren aus dem Schwarzen Diamanten ausziehen und sich ein neues Quartier suchen. "Die Eigentümerin will das Gebäude verkaufen", sagt Ingo Fritsch, Leiter der Kamp-Lintforter Diakonie, von der die Lintforter Tafel getragen wird. "Die niedrige Miete dürfte nicht mehr zu halten sein. Die Tafel müsste sich dann einen neuen Standort suchen." Denn wenn ein Investor das Gebäude an der Ecke von Friedrich-Heinrich-Allee und Konradstraße, in dem sich der Schwarze Diamant befindet, kaufe, würde er es entweder sanieren oder durch einen Neubau ersetzen. "Eine Komplettsanierung ist teuer", weiß Ingo Fritsch. "Alleine ein neues Dach, das absolut notwendig ist, würde rund 100 000 Euro kosten. Dazu sind Wasser- und Stromleitungen, Bäder und Fenster zu ersetzen. Eine Heizung müsste anstelle der Nachtspeicheröfen treten. Außerdem sind Arbeiten im Keller notwendig, der feucht ist." Die Diakonie habe nicht das nötige Geld, das Gebäude zu kaufen, um es anschließend zu sanieren. "Von der Lage ist das Gebäude ein Sahnestück – direkt zwischen der neuen Hochschule und der Innenstadt", sagt der Leiter der Diakonie. Deshalb befürchtet er, dass sich ein Investor finden wird. Selbst wenn niemand weiß, wie lange das dauert, macht er sich schon erste Gedanken über einen neuen Standort. "Die Lintforter Tafel würde an den Stadtrand gedrückt werden, weil dort die Mieten niedriger sind", blickt er in die Zukunft. "Für die Besucher wäre die Erreichbarkeit nicht mehr so gut. Heute sind sie mitten im Stadtzentrum. Das ist positiv, denn alltäglich ist der Bedarf der Tafel für alle Bürger augenscheinlich." Auch Reinhard Jackobs, der ehrenamtliche Leiter der Lintforter Tafel, will möglichst lange am heutigen Standort im Schwarzen Diamanten bleiben. "Es wäre schade, wenn wir hier weg müssten", sagt er. "An jedem Ausgabetag kommen gut 100 Personen, die für ihre Familien Lebensmittel abholen." Er macht sich Hoffnung, dass die Essensausgabe noch etwas an der Ecke von Friedrich-Heinrich-Allee und Konradstraße bleiben kann. "Die Eigentümerin hatte zunächst einen Traumpreis angesetzt", berichtet der Mann, der Tag für Tag für die Tafel unterwegs ist, um Lebensmittel zu holen, zu portionieren und auszugeben. "Jetzt ist sie mit dem Preis herunter gegangen. Aber es kann noch dauern, bis das Gebäude verkauft ist." Eines ist für ihn aber klar: "Nach einem Verkauf ist es dem niedrigen Mietzins vorbei. Da die Tafel kein Geld hat, müsste sie sich etwas anderes suchen. Das ist nicht leicht."

(RP)
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