Moers Der lange Weg zur Podiumsdiskussion

Moers · 44 Schüler der Jahrgangsstufen zehn und zwölf des Grafschafter Gymnasiums haben eine spannende Podiumsdiskussion zum Thema Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik auf die Beine gestellt.

 Die Moderatoren Felix Justka und Jessica Klein mit dem Gastredner Dirk Heidenblut.

Die Moderatoren Felix Justka und Jessica Klein mit dem Gastredner Dirk Heidenblut.

Foto: Klaus Dieker

Wie funktioniert eigentlich eine Podiumsveranstaltung? Für die Besucher ist das klar. Da sitzen einer oder mehrere bekannte Experten nebeneinander auf einer Bühne und beantworten Publikumsfragen zu bestimmten politischen, gesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Themen. Das klingt einfach, ist aber nur die sichtbare Seite der Medaille.

Diese Erfahrung machten in den letzten Wochen insgesamt 44 Schüler der Jahrgangsstufen zehn und zwölf am Grafschafter Gymnasium in Moers. Unter dem Titel "Das Gesundheitswesen - eine Krankheit? Die Gesundheitspolitik in Deutschland" veranstalteten sie am Donnerstag in der Schulaula für rund 80 ihrer Mitschüler eine knapp 90-minütige Podiumsdiskussion mit dem Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, Dirk Heidenblut. Dabei lag die gesamte Vorbereitung und Durchführung, bis auf einige kleine Hilfen durch Sozialkundelehrer Ulrich Eickelmeyer, ausschließlich in ihren eigenen Händen.

Keine leichte Aufgabe, denn so eine Podiumsveranstaltung auf die Beine zu stellen, verlangt eine Menge Vorbereitungsarbeit. So muss zum Beispiel erst einmal ein Thema gefunden werden, das gleichzeitig aktuell und für alle interessiert ist. Der zweite Schritt ist die Suche nach einem kompetenten und möglichst sachlichen Redner.

Natürlich sollten auch die Frager vorher einigermaßen informiert sein. Außerdem müssen die Termin- und Raumfrage geklärt, und die Veranstaltung bekannt gemacht werden, und wenn es dann soweit ist, braucht es noch einen oder mehrere gute Moderatoren, die verhindern, dass möglichst alle Frager und Fragen auch zum Zuge kommen.

All das ist in diesem Fall gelungen. Unter der Moderation der beiden Schüler Jessica Klein und Felix Justka beantwortete Dirk Heidenblut selbst heikle Fragen mit Kompetenz und freundlicher Sachlichkeit. So wollten die Schüler zum Beispiel von ihm wissen, was er zum Thema Sterbehilfe zu sagen hatte, oder warum die Medikamente in Deutschland so teuer sind. Was man gegen die langen Wartezeiten auf Facharzttermine machen kann, ob die pauschale Bezahlung von ärztlichen Dienstleistungen nicht dazu verleitet, Patienten möglichst schnell "abzuarbeiten", und ob Raucher und Extremsportler bei den Krankenkassenbeiträgen nicht stärker zur Kasse gebeten werden sollten.

Ja, auch er befürworte das erst kürzlich beschlossene Gesetz gegen professionelle Sterbehilfe. Ja, seiner Ansicht nach seien gesetzlich versicherte Patienten gegenüber privaten im Nachteil, eine für alle gleiche Bürgerversicherung sei aber zurzeit politisch nicht durchsetzbar. Nein, von höheren Beiträgen für Raucher und Extremsportler halte er nicht viel, wohl aber davon, dass man Schönheitsoperationen oder die Entfernung von Tätowierungen selber bezahlen sollte.

"Was würden Sie denn an unserem Gesundheitssystem ändern, wenn Sie das alleine könnten?", wollte ein Schüler am Ende noch einmal zusammenfassend wissen. "Ja, was?", antwortete Heidenblut darauf nach einer kurzen Denkpause: "Dann würde ich ein einheitliches Krankenversicherungssystem einführen und vor allem für eine angemessenere Bezahlung der Pflegekräfte sorgen. Aber dazu braucht es wie in jeder Demokratie auch bei uns erst einmal eine politische Mehrheit."

(lang)
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