Moers "Danke, dass Sie hier sind"

Moers · Wenn die Bürgerinitiative "Rathaus ohne Ballhaus" Unterschriften sammelt, stößt sie meist auf positive Resonanz, wie am Dienstag auf dem Repelener Markt. Doch manche fürchten Ärger, wenn ihr Kürzel auf der Liste entdeckt wird.

Das Wetter ist an diesem Dienstagmorgen "usselig", wie es am Niederrhein heißt. Niemand geht freiwillig vor die Tür, außer er muss. Oder er sammelt Unterschriften für die Bürgerinitiative "Rathaus ohne Ballhaus", wie Brigitte Hübel, Gabriele Hemkens und Manfred Gramse auf dem Repelener Markt, nahe der Bäckerei Bolten.

"Ich habe Sie schon gesucht." Mit diesen Worten kommt eine kleine, schlanke Frau mit braunen Haaren auf die Drei zu, die durch Plakate auf der Brust klar als Unterschriftensammler für die ROB zu erkennen sind. "Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie hier sind. Wo kann ich unterschreiben?" Die Frau, geschätzte 40 Jahre alt, unterschreibt auf der ROB-Liste, ohne weitere Fragen zu stellen. "Ich habe mit meinem Mann und meinem Sohn darüber gesprochen", sagt die Frau und bedankt sich. "Vielen Dank, dass sie hier sind." Sie lächelt.

Wie diese Frau legen die meisten am Dienstagmorgen viele Emotionen in die Unterschrift. Einige scheinen mit der Unterschrift ihr Gefühl des Ärgers verarbeiten zu können, dass sie hatten, als praktisch über Nacht das Rheinkamper Sportzentrum dem Boden gleich gemacht wurde.

"Der Abriss des Rheinkamper Schwimmbades war nicht in Ordnung", sagt ein sportlich aussehender Mann Mitte 60, als er auf der Liste unterschreibt. "Geld für ein neues Rathaus haben sie, aber nicht für ein neues Schwimmbad", ärgert sich eine Frau, ebenfalls Mitte 60. Dabei betont sie das "sie" so, als käme die Führungsriege im Moerser Rathaus von einem anderen Stern. Noch ein zweites Mal spielt sie mit dem Wort "sie": "Demnächst machen sie die Repelener Bücherei zu."

Im Moerser Norden scheint an diesem Dienstagmorgen niemand für Norbert Ballhaus als Bürgermeister einstehen zu wollen. Selbst die wenigen Personen, die nicht selbst auf die drei Unterschriftensammler zukommen, sondern von ihnen angesprochen werden, haben nicht viel für die Führungsriege im Moerser Rathaus übrig. "Wer weiß, wer dann rankommt? ", ist noch das Positivste, was die drei Unterschriftensammler an diesem Morgen zu Norbert Ballhaus als Bürgermeister hören.

Das Kürzel ist geheim

Es sagt eine Frau Mitte 70, die dann allerdings ergänzt: "Vielleicht ist es mit einem neuen Bürgermeister auch nicht besser." Die Frau unterschreibt nicht, ebenso ein Mann um die 50. "Ich bin bei der Stadtverwaltung", sagt er. "Ich kann nicht unterschreiben, da ich Angst habe, Repressalien zu bekommen." Gabriele Hemkens Hinweis, dass das Kürzel geheim sei, hilft nichts. Eine Frau Mitte 70, die ehrenamtlich in Repelen aktiv ist, lehnt die Unterschrift auch ab: "Das hat besondere Gründe."

Nach zwei Stunden sind Brigitte Hübel, Gabriele Hemkens und Manfred Gramse ein wenig durchgefroren. Genau 50 Unterschriften haben sie gesammelt. An den nächsten Dienstagen werden Brigitte Hübel und Gabriele Hemkens wieder von 10 bis 12 Uhr auf dem Repelener Markt stehen, um für die ROB zu sammeln.

(got)
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