Moers Boxen ist ein gutes Mittel zur Integration

Moers · In Repelen findet derzeit ein neues Boxcamp statt, das die Freddy-Fischer-Stiftung und der Verein "Klartext für Kinder" mit dem ABC Rheinkamp veranstaltet. Erstmals sind die Städte Moers und Kamp-Lintfort zusammen mit im Boot.

 Michael Passon (hinten links) und Freddy Fischer (rechts) schauen zu, wie Frank Otto einen der jungen Teilnehmer in der Repelener Felke-Turnhalle trainiert.

Michael Passon (hinten links) und Freddy Fischer (rechts) schauen zu, wie Frank Otto einen der jungen Teilnehmer in der Repelener Felke-Turnhalle trainiert.

Foto: Reichwein

Sie geben den Sandsäcken Saures, die Jungen und Mädchen, die an diesem Morgen in der Turnhalle der Emanuel-Felke-Schule zum Training gekommen sind. Unter den Augen von Könnern arbeiten sie an ihren Muskeln und an ihrer Technik. Sie alle nehmen teil am Boxcamp, das der Verein "Klartext für Kinder - Aktiv gegen Kinderarmut!" gemeinsam mit der Freddy-Fischer-Stiftung und dem Amateur-Boxclub Rheinkamp veranstaltet. Unter den 30 Kindern und Jugendlichen sind auch junge, unbegleitete Flüchtlinge. Wer Boxen vor allem als Männer-Sportart kennt, der staunt, mit welchem Einsatz auch die Mädchen unter den Teilnehmern hier die Fäuste fliegen lassen.

Mit im Boot sind die Jugendämter der Städte Moers und Kamp-Lintfort, erstmal sind Teilnehmer aus beiden Städten bei dem Camp dabei. In Moers ist Bürgermeister Christoph Fleischhauer Schirmherr der Aktion.

Unternehmer Freddy Fischer fördert bereits seit 2011 einen Boxclub in Essen-Borbeck. Dort üben rund 120 Jungen und Mädchen unter der Anleitung von vier Trainern. Für Fischer und seine Mitstreiter ist das ein Stück soziale Vorsorge. Denn das Boxen, das hat Fischer selber in seiner Jugend gelernt, ist charakterbildend, fördert die Disziplin und das Gemeinschaftsgefühl. "Der Umgangston in Essen hat sich schon deutlich verändert", berichtet Fischer amüsiert. Waren manche Teilnehmer zu Beginn des Projektes noch etwas salopp im Benehmen, weht durch die klaren Ansagen der Trainer nun ein anderer Wind. Gerade auch als Mittel zur Integration habe sich das gemeinsame Boxen bewährt. Übrigens muss niemand sich in Schulden stürzen, um eine Box-Ausrüstung für das Training zu erwerben. "Wer den finanziellen Background nicht hat, dem stellen wir alles Nötige zur Verfügung", versichert Michael Passon, der Geschäftsführer von "Klartext für Kinder". Als Sponsor ist der Ausrüster Benlee aus Neuss in das Projekt eingebunden.

"Der ABC Rheinkamp hat Spitzentrainer", würdigt Passon die Unterstützung des Vereins. Ein Dankeschön stattet er auch dem Busunternehmen Hanse ab, das die Kinder und Jugendlichen kostenlos fährt, und dem Restaurant Haus Beck, wo die jungen Boxer sich nach dem Training die verbrauchten Kalorien zurückholen können.

Außer dem Boxcamp bietet der ABC wöchentlich ein offenes Training an, jeweils dienstags und freitags von 17 bis 20 Uhr in der Turnhalle der Felke-Schule an der Eichendorffstraße in Repelen. "Am Samstag gibt es ein Training für Fortgeschrittene", sagt Roman Morawiec, der Vorsitzende des ABC Rheinkamp. Auf der Webseite des Vereins ist aufgelistet, was alles fürs Boxen spricht: Der Sport mache fit und beweglich, sei für Jugendliche "cool" und rege sie daher an, PC und Fernsehcouch zu verlassen. Entgegen vielen Vorurteilen sei das olympische Boxen kein blutiger Sport, erziehe aber zu Mut, Ausdauer und Verantwortungsbewusstsein. Und natürlich stärken Erfolge im Ring auch das Selbstbewusstsein der jungen Menschen.

(s-g)
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