Moers Betrüger stellen einem Moerser Millionen-Erbschaft in Aussicht

Moers · Brief aus Hongkong verhieß viel Geld. Der 53-Jährige sollte sich als Erbe einer verstorbenen Dame ausgeben. Polizei warnt davor, auf solche Angebote einzugehen.

Da staunte Bernd Mahlert (Name geändert) als er in seinen Briefkasten schaute: Darin lag ein offenbar in Hongkong an ihn aufgegebener Brief. In dem auf Englisch verfassten Schreiben machte ein gewisser Ricky Wong, allem Anschein nach Mitarbeiter eines Bankhauses, der HSBC Global Asset Management H.K., dem 53-jährigen Moerser ein unmoralisches Angebot: Mahlert könne sich einen guten Anteil an einer Summe in Höhe von insgesamt 9,8 Millionen Dollar sichern. Das Geld, das seit 1990 auf einem Investment-Konto schlummere, habe eine verstorbene Dame hinterlassen, deren Verwandtschaft man trotz großer Bemühungen nicht ausfindig gemacht habe. Zufällig trage der Moerser denselben Nachnamen wie die Verstorbene. Wolle er sich nicht als deren Verwandter ausgeben und ein Konto angeben, auf das man das Geld "ganz legal" überweisen könne? Man werde ihn gerne beraten und ihm bei der Besorgung der notwendigen Dokumente helfen. Sonst werde die Erbschaft verfallen, was doch schade wäre.

Er habe schon einige Male dubiose E-Mails erhalten, sagt Mahlert. Auch offensichtlich betrügerische Anrufe habe er mehrmals abgebügelt. "Ich sollte eine Software runterladen, um angebliche Viren von meinem PC zu entfernen." Dass Betrüger heutzutage auch auf dem Postweg arbeiten, verblüffte den Moerser aber: "Das ist eine ganz neue Masche!" So neu ist sie allerdings gar nicht, wie Mahlert inzwischen erfahren hat. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Briefe ähnlichen Inhalts in Deutschland aufgetaucht, mal aus England, mal aus Spanien. Im Jahr 2011 warnte die Polizei in München vor einer "Nigeria-Connection", einer Bande, die solchen Briefe massenweise verschickte. Die Süddeutsche Zeitung berichtete damals über einen Autohändler, der insgesamt 500.000 Euro verloren hatte, weil er den Betrügern aufsaß. Das Geld war eine "Gebühr", die er im Vorfeld einer großen Erbschaft entrichten sollte. Nicht immer geht es um solch große Summen, aber so läuft der Deal in der Regel: Wer sich darauf einlässt, muss erst selbst zahlen.

Davon war in dem Brief, den Bernd Mahlert allerdings nicht die Rede. Er wurde aber aufgefordert, den ihm unterbreiteten Vorschlag vertraulich zu behandeln und sich an "Ricky Wong" zu wenden, dann werde er über weitere Details informiert. Das ganze mutet umso perfider an, als die altehrwürdige HSBC (Hongkong and Shanghai Banking Corporation) mit ihrer Abteilung Global Asset Management tatsächlich an angegebenen Adresse in Hongkong ansässig ist. "Ricky Wong" gab allerdings seine "private" E-Mail-Adresse und Faxnummer zur Kontaktaufnahme an.

Bernd Mahlert hat auf den Brief nicht geantwortet - und sich damit genau richtig verhalten. "Leider gibt es immer wieder Leute, die auf solche Betrüger reinfallen", sagt Polizei-Pressesprecher Timm Wandel. Die vermeintliche Aussicht auf plötzlichen Reichtum trübe wohl die Urteilskraft mancher Menschen, denn immerhin werde den Adressaten vorgeschlagen, sich auf eine Straftat einzulassen. Wandel warnt auch vor sorglosem Umgang mit persönliche Angaben im Internet. "Viele sind sehr unvorsichtig mit ihren Adressdaten. So kommt sowas zustande." Mahlert und anderen, die ähnliche Briefe erhalten, rät Wandel, zur Polizei zu gehen und Strafanzeige zu erstatten.

(RP)
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