Moers Autor zwischen Witz und Melancholie

Moers · Der Kabarettist und Schriftsteller Frank Goosen hat im Bollwerk 107 aus seinem Buch "Förster, mein Förster" vorgelesen. Der Roman, in dessen Mittelpunkt ein Autor mit Schreibblockade steht, steckt voller skurriler Charaktere und Situationen.

 Nein, die Romanfigur Förster sei nicht autobiografisch, versicherte Frank Goosen im Bollwerk. Wie der Held seines Buches wird er bald 50.

Nein, die Romanfigur Förster sei nicht autobiografisch, versicherte Frank Goosen im Bollwerk. Wie der Held seines Buches wird er bald 50.

Foto: Klaus Dieker

Frank Goosen ist Buchautor und Kabarettist, bekennender Bochumer und als solcher natürlich ein glühender Fan des VfL Bochum. Vor allem aber ist er witzig. Oder besser gesagt, die Menschen, die er in seinen Büchern beschreibt, sind es. Förster zum Beispiel. Der gerade noch 49-Jährige ist eigentlich Schriftsteller, hat aber schon seit längerer Zeit so etwas wie eine Schreibblockade, was ihn dazu zwingt, seine Tage hauptsächlich mit der Beobachtung seiner Mitmenschen zu verbringen.

Frank Goosen wird ebenfalls bald 50, doch das ist auch schon das Einzige, was er mit dem Helden seines neuen Buches "Förster, mein Förster" gemeinsam hat. Goosens Schreibkraft ist alles andere als erlahmt, wie die Besucher seiner Lesung am Mittwoch im Moerser Jugendkulturzentrum "Bollwerk" erleben konnten. Wie schon in seinen zahlreichen vorherigen Büchern wimmelt es auch in diesem wieder von witzigen Typen und skurrilen Situationen. So gibt es darin außer der schreibblockierten Hauptfigur Förster zum Beispiel noch dessen beiden Freunde Brocky und Fränge aus alten Schultagen. Der eine Lehrer mit schlechten Erinnerungen an seine einstige Schülerzeit, der andere Wirt einer Szenekneipe, der gerade dabei ist, sein Ehefrau mit einer zwanzigjährigen Geliebten zu verprellen. Dazu kommen ein ehemaliger Polizist mit einem bösen Husten, eine demente Nachbarin, die hin und wieder nachts auf dem Saxofon alte Schlager bläst und ein "wohlstandsverwahrloster" Sechzehnjähriger namens Finn, dessen Vater ihm seine Freundin ausgespannt hat.

Eine an sich schon eigenwillige Gesellschaft, der Frank Goosen in seinem Buch jedoch noch eins draufsetzt, indem er sie gemeinsam in einem alten VW-Bus zu einem nostalgischen 50er-Jahre-Konzert an die Ostsee fahren lässt. Was dabei passiert, erfuhren die Zuhörer an diesem Abend leider nicht. "Dazu müssen Sie das Buch schon kaufen", grinste der Autor verschmitzt. "Aber Sie dürfen mir am Ende Fragen stellen. Die ersten beiden, ob die Gestalt von Förster autobiografische Züge hat, oder wie ich auf die anderen Gestalten gekommen bin, stelle ich schon mal selbst", kündigte er an, und gab dann auch gleich die Antworten: "Nein", Förster sei nicht autobiografisch. Und: "Nein", die anderen Figuren gebe es so ebenfalls nicht, sie entsprächen aber in einigen Zügen gewissen Typen, denen er schon mal begegnet sei.

"Und wie kriegen sie das hin, dass ihre Figuren so witzig, gleichzeitig aber manchmal auch traurig sind", wollte anschließend eine Besucherin der Lesung wissen. "Traurig vielleicht nicht, eher mit einem melancholischen Einschlag", erwiderte Goosen darauf: "Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich zum Schreiben selber eine gewisse ironische Melancholie brauche." Na denn! "Förster, mein Förster" hat davon auf jeden Fall nicht schlecht profitiert.

Die nächste Comedy-Veranstaltung im "Bollwerk" findet am Samstag, 21. Mai, statt. Dann präsentiert dort ab 20 Uhr der Comedian Jens-Heinrich Claassen sein Programm "Frauen an den Nerd!" Karten dafür gibt es im "Bollwerk" selbst und im Internet unter www.bollwerk107.de

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