Moers Autor will Lese-Weltrekord verbessern

Moers · Stefan Gemmel trägt im Adolfinum aus dem Buch "Zauberkugel" vor und reist schnell weiter.

 Der 45-jährige Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel gestern im Adolfinum: Moers ist die erste von sieben Stationen seiner Weltrekord-Etappe.

Der 45-jährige Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel gestern im Adolfinum: Moers ist die erste von sieben Stationen seiner Weltrekord-Etappe.

Foto: crei

Stefan Gemmel liebt die Geschwindigkeit. Der 45-jährige Kinder- und Jugendbuchautor hat vor drei Jahren mit einer Lesereise den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft, die bis dahin die schnellste der Welt war. Seit Montag versucht der Vorleser, der in Morbach nahe von Bernkastel-Kues groß geworden ist, sich selbst zu schlagen. Da begann er die "schnellste Lesereise der Welt" in Hamburg. Bis zu sieben Lesungen hält er täglich, um innerhalb von 14 Tagen an 80 Orten seine Lesebegeisterung weiter zu geben - angelehnt an den Roman "In 80 Tagen rund um die Welt" von Jules Verne. Gestern startete Gemmel die vierte Etappe seiner Weltrekord-Jagd in der Grafenstadt. Sie gilt als die härteste aller 14. Schließlich ist sie rund 400 Kilometer lang und dauert zwölf Stunden.

Stefan Gemmel steht schon um 8 Uhr in der Aula des Adolfinums, selbst wenn er am Vortag, dem Mittwoch, gut zehn Stunden auf den Beinen war. Da hatte er sieben Mal jeweils eine Stunde gelesen, unter anderem in Essen und Düsseldorf.

Am Donnerstagmorgen berichtet er zunächst, wie seine Lesereise in Norddeutschland begann. 150 Schüler der sechsten Klassen hören aufmerksam zu. Sie haben bereits im Deutschunterricht etwas über den Autor erfahren und wissen um die Weltrekord-Jagd. Manche haben sogar das Buch gekauft, aus dem Gemmel vorliest. Es heißt "Im Zeichen der Zauberkugel".

Der Autor steht auf der Bühne, trägt die Passagen wie ein Schauspieler vor, um sie mit viel Mimik und Gestik auszumalen. Die meisten kennt er auswendig, nur manchmal greift er zum Buch. Hinter ihm werden Bilder aus seinem Fantasy-Roman an die Wand geworfen. Darin entdeckt Held Alex eine goldene Kugel, aus der er Sahli erlöst. Die beiden werden Freunde. Sie unternehmen eine Zeitreise zum bösen Argus, der Axels Großvater in einem Raum aus Eis gefangen hält. Als Gemmel das Buch zur Seite legt, stellen die Schüler Fragen. "Wer ist ihr Lieblingsautor?" will ein Schüler wissen. "Es ist der Belgier George Simenon", antwortet Gemmel. "Er hat die Figuren und das Hauptthema geformt, bevor er anfing, zu schreiben. Ich gehe genauso vor. Dabei fließt es manchmal wie Tinte aus den Fingern. George Simenon hat 500 Bücher geschrieben, ich erst 37." Wenige Minuten später verabschiedet er sich. Die Schüler klatschen. "Ihr habt euren Beitrag zum Weltrekord geleistet", ruft Stefan Gemmel in die Aula des Adolfinums.

Es ist Viertel nach neun Uhr, selbst wenn er meistens nicht mehr als 60 Minuten vorträgt, die die Mindestzeit pro Lesung bei der Weltrekord-Jagd sind. Schlagartig verlässt der Liebhaber der Geschwindigkeit die Aula, um schnellen Schrittes sein Auto zu erreichen, begleitet von seiner Managerin Eva Pfitzner. "Wir sind schon 15 Minuten über der Zeit", empfängt ihn der Fahrer. Sechs weitere Ziele liegen bei der härtesten Etappe an: Erftstadt, Masburg in der Eifel, Cochem an der Mosel, Bitburg in der Eifel sowie Wadern und St. Ingbert im Saarland.

Lesereise: Am Montag, 14. September, startete Stefan Gemmel seine Lesereise. Sie begann in Hamburg und führt über Nord-, West- und Süd- nach Ostdeutschland. In Berlin endet seine zweiwöchige Reise am 27. September. Sechs oder sieben Lesungen hält der Autor jeden Tag. Insgesamt sind es 83, um selbst bei kurzfristigen Absagen die 80 sicher zu erreichen. Die Lesungen dauern eine Stunde. Mehr Infos: www.weltrekord-lesen.de

(got)
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