Moers Aufregung um Saricas Facebook-Eintrag

Moers · Die Integrationsratsmitglieder fordern, dass der stellvertretende Vorsitzende den Post löscht - so er von ihm ist.

Wenn sich die Mitglieder des Weseler Integrationsrates im Schnitt alle vier Monate zur Sitzung im Ratssaal treffen, sind die Stühle für Besucher fast immer leer. Das dürfte nächsten Mittwoch anders sein. Denn nachträglich wird ein Thema auf die Tagesordnung kommen, das es in sich hat: Cihan Sarica, Stellvertreter der Vorsitzenden Halinka Fritz, soll sich zu einem umstrittenen Eintrag bei Facebook äußern, bei dem Kurden beleidigt werden. Einen entsprechenden Antrag haben gestern die Integrationsratsmitglieder unterzeichnet.

In dem vom SPD-Fraktionschef Ludger Hovest aufgesetzten Brief ("Mich haben die Fraktionsvorsitzenden in eine Besprechung nach der Ratssitzung darum gebeten") heißt es unter anderem, dass der Facebook-Eintrag von Cihan Sarica vom 6. September, 20.52 Uhr, in der nächsten Integrationsratssitzung besprochen werden soll. "Dieser Eintrag wird von uns auf das Schärfste zurückgewiesen. Der Eintrag ist menschenverachtend und hasserfüllt." Sollte dieser Kommentar von Sarica veranlasst sein, werde er aufgefordert, ihn umgehend zu löschen und sich für diesen zu entschuldigen. Außerdem stellen sich die Unterzeichner des Antrags die Frage, ob Sarica, sollte er diesen Eintrag zu verantworten haben, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrates bleiben könne.

In dem besagten Facebook-Eintrag ist ein Video von kurdischen Frauen zu sehen, die sich im Hungerstreik befinden. Der Kommentar von Cihan Sarica in türkischer Sprache heißt übersetzt: "Nicht mehr lange und ihr verreckt dran, ihr Hunde... Dann verreckt doch." Mehrfach hat die RP vergeblich versucht, Cihan Sarica, der sich im Urlaub befindet, telefonisch zu erreichen. Ohne Erfolg.

Die ganze Sache ins Rollen gebracht hatten in Wesel lebende Kurden. "Drei Leute haben mich - unabhängig voneinander - aufgeregt angerufen und mir von dem Facebook-Eintrag erzählt", erzählt Halinka Fritz. "Sie konnten nicht glauben, dass jemand, der sich im Integrationsrat um Migranten kümmern soll, so etwas schreibt." Sie habe sich den Kommentar angesehen, übersetzen lassen und gedacht: "Wir müssen darüber reden. Was hat er sich dabei nur gedacht?"

Es ist fraglich, ob Sarica nächsten Mittwoch wieder in Wesel ist und an der Sitzung teilnimmt. Unabhängig davon dürfte es ihm nicht schwer fallen, sein Amt niederzulegen. Denn jüngst hatte er im RP-Interview gesagt, dass er über Rücktritt nachdenkt. Zumal das ehemalige SPD-Mitglied im November den Weseler Ortsverein des "Bündnis' für Innovation und Gerechtigkeit (BIG) gründen möchte und dann die "Auflösung des Integrationsrates" fordern werde.

(RP)
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