Serie "Die Gesundmacher": Die Radiologie am Krankenhaus Bethanien Auf Spurensuche im Körper der Patienten

Moers · Dr. Hans Bender ist Chefarzt der Radiologie am Krankenhaus Bethanien. Seine Tätigkeit versteht er als Detektivarbeit. Für seine Medizinerkollegen sucht er nach der Ursache von Patientenleiden und stellt Diagnosen.

 Radiologe Dr. Hans Bender mit seinem Patienten Wladimir Studecky. "Wir stellen oftmals die endgültige Diagnose und leisten Vorarbeit für die Fachabteilungen", sagt der Arzt über die Arbeit in seiner Abteilung.

Radiologe Dr. Hans Bender mit seinem Patienten Wladimir Studecky. "Wir stellen oftmals die endgültige Diagnose und leisten Vorarbeit für die Fachabteilungen", sagt der Arzt über die Arbeit in seiner Abteilung.

Foto: Klaus Dieker

Im Büro von Dr. Hans Bender ist es dunkel, nur schemenhaft sind die Umrisse der Einrichtung zu erkennen. Der Chefarzt der Radiologie am Krankenhaus Bethanien sitzt vor einem großen Bildschirm und betrachtet konzentriert die Aufnahmen einer CT-Untersuchung. "Ich bin Radiologe, wie arbeiten meistens im Schatten", sagt Bender lächelnd.

Im Schatten arbeiten - und das gleich im doppelten Sinne. Die Dunkelheit hilft, um die Aufnahmen auswerten zu können. Der 64-Jährige befindet sich ständig auf Spurensuche im Körper von Patienten.

Er mustert das radiologische Bildmaterial auf Auffälligkeiten, sammelt Indizien, Beweise und Gegenbeweise. "Das ist teilweise richtige Detektivarbeit. Bei modernen Schnittbildverfahren werten wir eine Folge von mehreren Hundert oder Tausend Bildern aus, bis wir zu einem Ergebnis gelangen. Im Falle eines Polytraumas können das sogar über 5000 Bilder sein."

Die Ärzte der Radiologie werden in den allermeisten Fällen aber nur auf Anforderung tätig. "Die Fachkliniken schicken Patienten mit Verdachtsdiagnosen zu uns und wir finden heraus, ob sich der Verdacht der Kollegen bestätigt oder ausschließen lässt." Daher sei die Radiologie auch der Dreh- und Angelpunkt in einem Krankenhaus. "Wir stellen oftmals die endgültige Diagnose und leisten Vorarbeit für die Fachabteilungen. Ohne Radiologie könnte ein modernes Krankenhaus also gar nicht bestehen", weiß Dr. Bender.

Daher brauchen Radiologen auch fundierte anatomische und pathologische Kenntnisse. "Wir müssen Allrounder sein und uns in jeder Körperregion sehr gut auskennen. Denn letztlich haben wir Radiologen überall unsere Finger im Spiel, weil wir in jeder denkbaren Körperregion Diagnosen stellen."

Um den Ärzten der Fachkliniken eine verlässliche Diagnose liefern zu können, braucht es allerdings auch entsprechende Geräte. "Von der klassischen Röntgenuntersuchung, dem Ultraschall oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) über eine Computertomografie (CT) bis hin zu nuklearen Bildgebungsverfahren ist hier im Bethanien alles möglich." Diese breite Palette an radiologischen Untersuchungsgeräten ist aber auch zwingend nötig, denn keine Erkrankung gleiche der anderen, die Wahl der richtigen Methode sei bei jedem Patienten individuell zu treffen. "Wir müssen immer prüfen, mit welchem Verfahren wir die besten Ergebnisse erhalten und zugleich dem Patienten die größtmögliche Schonung zuteilwird."

Diese Wahl hat die fortschreitende Digitalisierung in den vergangenen Jahrzehnten erheblich erleichtert. Denn der klassische Röntgenfilm hat mittlerweile ausgedient. "Heute passiert alles nur noch digital, es müssen keine Bilder mehr entwickelt werden. Das hat für die Patienten den enormen Vorteil, dass der Zeitraum bis zu einer Diagnose enorm verkürzt werden und damit auch der Heilungsprozess beschleunigt werden kann", erläutert Bender.

Einen weiteren Vorteil sieht der Radiologe in der Exaktheit der Aufnahmen. Hier hat die Medizin in den vergangenen Jahren geradezu atemberaubende Fortschritte gemacht. "Gerade durch die modernen Bildgebungsverfahren haben wir die Möglichkeit, uns dreidimensionale Modelle des Körperinneren darstellen zu lassen. So können wir eine zu untersuchende Stelle wirklich aus jedem Blickwinkel betrachten." Daraus lassen sich in der Folge dann auch genaue Pläne zur Behandlung eines Krankheitsbildes erstellen. "Wir können bei einer bevorstehenden Behandlung die genaue Einstichstelle einer Nadel sowie die Einstichtiefe berechnen."

Die Vorteile des technischen Fortschritts machen sich insbesondere in der Nuklearmedizin bemerkbar. Diese nutzt radioaktive Substanzen, die sich in besonders stoffwechselaktivem Gewebe anreichern und bringen es regelrecht zum Leuchten. "Dadurch sind wir in der Lage, beispielsweise kleine Tumore sehr frühzeitig zu entdecken und präzise zu lokalisieren", erklärt Bender. Doch letztlich komme es immer auf die Fähigkeiten des ärztlichen "Detektivs vor dem Bildschirm" an, die Ergebnisse auch richtig zu deuten.

(RP)
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