Moers Amoklauf auf der Studiobühne

Moers · Das Junge STM feierte am Sonntag mit "Punk Rock" eine ausverkaufte und zugleich erfolgreiche Premiere im Moerser Schlosstheater.

 Abiturienten des Gymnasiums Adolfinum und des Amplonius-Gymnasiums stehen in dem Stück "Punk Rock" auf der Bühne.

Abiturienten des Gymnasiums Adolfinum und des Amplonius-Gymnasiums stehen in dem Stück "Punk Rock" auf der Bühne.

Foto: Klaus Dieker

Im aktuellen Spielzeitheft des Moerser Schlosstheaters steht noch das Stück "Reiher" von Simon Stephens, durch das Junge STM aufgeführt, angekündigt. Im Laufe der Saison wurde aber "Reiher" durch dessen neueres Jugendtheaterstück "Punk Rock" ausgetauscht. Jugendtheaterleiter Holger Runge gelang eine ideale Verbindung zwischen Theater und Wirklichkeit. Denn in dem 2009 uraufgeführten Stück "Punk Rock" bereiten sich acht junge Menschen auf ihre Abschlussprüfungen vor, wie die acht jungen Schauspieler auf der Bühne.

Die täglichen Begegnungen in der Schule wechseln von blöder Anmache über persönliche Beleidigungen bis hin zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Unter der perfekten Oberfläche von zur Schau gestellter Coolness brodelt es gewaltig. Als die mit Furcht und Verunsicherung erkaufte Normalität eskaliert, starren alle ratlos auf die Katastrophe. Der in Europa derzeit zu einem der erfolgreichsten Dramatikern gehörende Stephens hinterfragt in seinem Stück die Normalität unserer heutigen Gesellschaft. Dabei wird der Alltag der Jugendlichen zu einem beispielhaften Mikrokosmos unserer Gesellschaft, die Leistung und Funktionalität offenbar an die erste Stelle setzt. Erfurt (2002) und Winnenden (2009) sind zwei Beispiele hierzulande, die zum Synonym für Amokläufe von Jugendlichen an einer Schule mit tödlichem Ausgang geworden sind.

Erklärungen nach dem "Warum?" und Fragen nach den Ursachen sind abschließend schwierig bis unmöglich zu beantworten. Der jugendliche Amokläufer fühlt sich ausgegrenzt und verhöhnt von einer ihn zurückweisenden Welt, in der er seine eigene Bedeutung nur in einem gewaltvollen Finale unter Beweis stellen will.

Gewalt bildet bei ihm immer den Endpunkt eines Weges, der durch eine schrittweise Verengung der Perspektiven gekennzeichnet ist - bis nur noch die finale Tat als denkbare Option bleibt. Dergestalt geht es auch in "Punk Rock" zu: Lilly (Henrike van Biel) ist neu in der Schule und trifft dort auf Mitschüler, die unter großem Erfolgsdruck stehen: so auf den hochbegabten Chadwick (Jakob Münzner), der regelmäßig von Großmaul Bennett (Robert Boschheidgen) drangsaliert wird, Cissy (Viktoria Voß), Bennetts Freundin, die von ihrer Mutter Stress bekommt, wenn sie keine Bestnoten nach Hause bringt.

Dazu gesellen sich die etwas dickliche und deshalb von Bennett gehänselte Tanya (Clara Secchi) und schließlich Nicholas (Klaas Herchert), in den sich Lilly verliebt, sehr zum Ärgernis des eher zurückhaltenden William (Farahs Emami), der Lilly gern für sich hätte.

Einen Monat später kommt es dann zur Katastrophe: William erschießt drei seiner Mitschüler. Bennett, Cissy und Nicholas werden kaltblütig von ihm abgeknallt. Chadwick und Tanya dagegen dürfen überleben, weil sie ebenfalls geborene Opfer sind. Und Lilly wird vom Täter sogar noch gewarnt, obwohl sich William von ihr betrogen fühlt. Die acht Abiturienten erhielten viel Applaus.

Die nächsten Abendvorstellungen von "Punk Rock" finden am 20. Mai sowie am 7. Juni jeweils um 19.30 Uhr im Studio, Kastell 6, 47441 Moers, statt.

(reif)
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