Moers Algenforscher von Duisburg überzeugt

Moers · Ein isländisches Unternehmen möchte in Zusammenarbeit mit der Uni Duisburg-Essen ein Forschungszentrum in Wedau errichten. Spezialisten aus dem In- und Ausland sollen die Einsatzmöglichkeiten von Algen erforschen.

 Die Mikroalgenforschung gewinnt an Bedeutung. In Duisburg soll unter anderem der Einsatz von Algen für Medizin und Umwelt näher unter die Lupe genommen werden.

Die Mikroalgenforschung gewinnt an Bedeutung. In Duisburg soll unter anderem der Einsatz von Algen für Medizin und Umwelt näher unter die Lupe genommen werden.

Foto: Peter Endig/dpa

In kilometerlangen Röhren verwandelt sich das grüne Algen-Wasser zu einer rostbraunen Masse, die "Ernte". Etwa 60.000 Liter fassen die Leitungen der Pilot-Anlage für Algenproduktion in Island. Ein gleiches System soll künftig auch in Duisburg stehen - in einem neuen, eigens dafür geplantem Forschungszentrum. Initiator ist die Algae Research Germany GmbH (ARG).

Gegründet wurde die ARG von Siggi Eiríksson und Pétur Fridjónsson. Beide sind in Island bereits Gründer erfolgreicher Unternehmen für die Gewinnung von Biodiesel und zur Mikroalgenproduktion. Seit März dieses Jahres stehen die Unternehmer in engem Kontakt mit der Wirtschaftsförderung Duisburg (GFW).

 Der isländische Agrarminister (im Hintergrund rechts die beiden Firmengründer) trug sich gestern ins Goldene Buch der Stadt ein.

Der isländische Agrarminister (im Hintergrund rechts die beiden Firmengründer) trug sich gestern ins Goldene Buch der Stadt ein.

Foto: Reichwein

Die ARG wird das geplante Algenforschungszentrum betreiben. Hier soll vor allem die medizinische Wirkung verschiedener Wirkstoffe in den Algen erforscht werden, darunter auch Astaxanthin. "Bisher ist der Wirkstoff als Nahrungsergänzungsmittel verbreitet", sagte Eiríksson beim Pressegespräch im Rathaus. "Wir möchten beispielsweise die antibiotischen Eigenschaften erforschen, Alternativen für chemische Wirkstoffe finden."

Auch der Einsatz zur Reinigung von Wasser soll erforscht werden, da Algen Schadstoffe als Nahrung aufnehmen und verarbeiten können, darunter auch Medikamentenrückstände. Diese können durch Kläranlagen nicht endgültig beseitigt werden. "Wir können in Island die Algen günstig produzieren", berichtet Eiríksson. "Durch die Geysire, das CO2 und das warme Wasser sind die Energiekosten niedrig."

Duisburg sei der perfekte Standort für Forschungsarbeit und Weiterentwicklung, unter anderem durch die Nähe zur Universität Duisburg-Essen und die guten internationalen Transportverbindungen. Die ARG hatte ebenfalls Hamburg und München als potenzielle Standorte besichtigt, die Wahl viel letztendlich jedoch auf die Hafenstadt in Nordrhein-Westfalen.

"Es liegt auf der Hand, warum die ARG Duisburg als Standort ausgesucht hat", sagt Gunnar Bragi Sveinsson, Minister für Fischerei und Agrarwirtschaft in Island, der die beiden Firmengründer nach Duisburg begleite. Die Nähe zur "einer der besten Universitäten Deutschlands" und die Umgebung der Stadt seien sehr passend. Sveinsson: "Ich bin überzeugt, dass beide Seiten von dem Projekt profitieren werden und es die ohnehin gute Zusammenarbeit von Island und Deutschland stärken wird."

Die Betreiber planen internationale Kooperationen, Austausch von Forschern und Studenten. Rund drei Millionen Euro schwer ist das Projekt des isländischen Start-Ups. Das Forschungszentrum soll in Wedau in der Nähe des Wasserturms entstehen. Dort sollen Zuchtanlage, Labore und auch Räume für die Austausch-Studenten und Personal Platz finden. Einen festen Termin für die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Zentrums gibt es noch nicht. Sobald die notwendigen Unterlagen der Stadt vorliegen, werden Genehmigung, Planung und Bau in die Wege geleitet, sagt Oberbürgermeister Sören Link zu. Erste Interessensbekundungen und Vorverträge sind bereits unterschrieben worden. Die Beteiligten hoffen, im Frühjahr 2017 mit den Arbeiten beginnen zu können.

(RP)
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