Mönchengladbach Zeuge beschreibt Sven Lau als "Promi" in der Salafistenszene

Mönchengladbach · Sichtlich aufmerksam lauschte der angeklagte Salafistenprediger Sven Lau (35) auch gestern im Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht, als der frühere Freund Ismail I. (26) erneut Fragen von Prozessbeteiligten beantwortete. Der 26-Jährige war schon 2015 vom Stuttgarter Oberlandesgericht wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland zu einer viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Jetzt sitzt der ehemaligen Feuerwehrmann Sven Lau aus Mönchengladbach in Düsseldorf auf der Anklagebank, weil er 2013 in vier Fällen eine terroristische Vereinigung im Ausland unterstützt haben soll. Der Salafistenprediger soll Glaubensbrüder aus Mönchengladbach und so auch den Zeugen Ismail I. dazu gebracht haben, sich am militanten Dschihad in Syrien zu beteiligen. Sven Lau soll den 26-Jährigen als Syrienkämpfer in eine Kampfeinheit vermittelt haben, die von Sven Laus Freund Konrad S angeführt wurde.

Im Gegensatz zu Sven Lau, der sich schweigend verteidigen will, beantwortete der bereits verurteilte ehemalige Freund bereitwillig Fragen des Strafsenats, des Bundesanwalts und des Verteidigers. "Sven Lau ist ein Promi in der Salafistenszene. Ich war neugierig auf ihn", erinnerte sich der Zeuge. "Was ist das für ein Mensch, der sich so konsequent einsetzt, habe ich gedacht, als ich ihn auf einer kleinen Pilgerfahrt kennenlernte." Er sei beeindruckt gewesen. Aber er habe auch schon vor der Begegnung mit Sven Lau daran gedacht, nach Syrien zu gehen, so seine Antwort auf eine Frage des Verteidigers. "Ich wollte auch nach Syrien gehen, weil ich gegen Assad, diesen Massenmörder, kämpfen wollte. Meine Familie hat bereits unter dessen Vater leiden müssen."

Aber Sven Lau habe ihn enttäuscht. "Ich werde kommen und bei euch bleiben", habe der Angeklagte den Kämpfern in Syrien mitgeteilt. "Das Bild von Sven Lau ging kaputt", erklärte der 26-Jährige im Gerichtssaal sichtlich enttäuscht. "Ich kann es kaum erwarten, bis wir uns auf den Weg machen", soll der "Promi der Salafistenszene" gesagt haben. Aber solche Gedanken habe er sich erst gemacht, als er sich vor Gericht verantworten musste, so der Zeuge. "Was haben wir denn in Syrien besser gemacht?", habe er sich gefragt und keine positive Antwort gefunden.

Seiner Familie habe er erst in einem Telefonat mitgeteilt, dass er sich in Syrien befinde, so der Zeuge. Von einer Kampfreise habe er vorsichtshalber nicht gesprochen. Er sei nur Koch in der Kampfgruppe. Dass das nicht die ganze Wahrheit sein kann, verlas dann der Verteidiger aus einem Brief des Bruders des 26-Jährigen. Der Bruder hatte nämlich geschrieben: "Tötet ihr sie ordentlich? Was machen die Schiiten, die Schweinesöhne, rupft ihr sie ordentlich?" Die meisten Mitglieder seiner Familie hätten versucht, ihn von der Ausreise nach Syrien abzuhalten, erwiderte der Zeuge einigermaßen verlegen. An einem der nächsten Prozess-Termine soll er weitere Fragen beantworten.

(RP)
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