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Mönchengladbach Zalando entwickelt Pioniergeist

Mönchengladbach · Mit einer neuen Sortieranlage setzt das Logistikzentrum in Güdderath konzernweit Maßstäbe. Zudem wird der Fokus mehr als bisher auf Ergonomie gelegt. Die Zahl der Entfristungen steigt, auch die Löhne sollen 2017 weiter angehoben werden.

Mönchengladbach: Zalando entwickelt Pioniergeist
Foto: Zalando

Bisher spielte das Zalando-Logistikzentrum im Regiopark konzernintern meist die zweite Geige, wenn es um Innovationen ging: Das "Schwesterwerk" in Erfurt war einfach früher am Start gewesen und marschierte deswegen vorneweg, manchmal um ein ganzes Jahr. Diesmal ist es andersherum. "Jetzt sind wir erstmals die Pioniere", sagt Niederlassungsleiterin Christel Habig. Die Rede ist von einem so genannten Bag-Sorter-System, das seit Längerem im Bau ist, im Weihnachtsgeschäft schon angetestet wird und 2017 vollständig an den Start gehen soll - das erste seiner Art in allen Zalando-Logistikzentren. Vergleichbar ist die "Taschen-Sortieranlage" am ehesten mit den Vorrichtungen, die man aus Wäschereien kennt - nur bei Zalando um etliche Nummern größer und mit imposantem Automatisierungsgrad.

Schon jetzt ist erkennbar, was das einmal für ein Surren und Schnurren sein wird, wenn die in Tragetaschen verpackten "Schnelldreher" wie T-Shirts und Flip-Flops künftig an den 95 Kilometer (!) langen Förderbahnen durch die Hallen sausen - das alte System hatte "nur" 18. "500.000 dieser Taschen fasst die dazugehörige Lagerhalle", sagt Frank Schulz, Operations Manager Outbound & Shipping. Das System ist klug genug, um beispielsweise zu wissen, welcher benötigte Artikel der schwerere ist, und fährt die einzelnen Posten in der richtigen Reihenfolge zu den Packtischen.

Das Unternehmen spart dadurch in erster Linie Prozesszeiten für Schnelldreher, Aktions- und Expressprodukte: "Es fallen zwei Arbeitsschritte weg." Arbeitsplätze aber nicht - im Gegenteil. Das Logistikzentrum ist weiter im Aufbau begriffen. Für den Bag-Sorter werden alleine 80 neue Packplätze eingerichtet. An höhenverstellbaren Tischen und mit verschärftem Blick auf Ergonomie, etwa in Form spezieller Palettenhubwagen. Das betont das Unternehmen, das sich in den Anfangsjahren viel Kritik für seine Arbeitsbedingungen einhandelte, explizit. "Durch den Bag-Sorter entstehen auch neue Funktionen und mehr Abwechslung, die Arbeit wird also weniger eintönig", sagt Schulz. Das Massengeschäft werde aber auch künftig manuell bearbeitet werden müssen.

Rund 2000 Menschen aus über 70 Nationen arbeiten mittlerweile bei Zalando - in den vergangenen zwölf Monaten sind folglich nicht mehr viele zusätzlich hinzugekommen. Im Sommer 2015 waren es bereits 1900. Doch wenn nun, bis Herbst 2017, die angebauten Hallen 4 und 5 vollständig in Betrieb genommen werden und Zalando damit endgültig mit voller Kraft arbeitet, werde sich die Zahl auf bis zu 2500 erhöhen, sagt Habig. Erfreulich: Die Entfristungsquote liege mittlerweile "bei um die 30 Prozent", vor Jahresfrist waren es erst sieben gewesen. "Wir kommen damit unserem Ziel, mit einer festen Stammmannschaft arbeiten zu können, weiter näher."

Mehrere 10.000 Pakete verlassen das Logistikzentrum pro Tag in 15 europäische Länder, die meisten montags und dienstags - weil mit Vorliebe am Wochenende bestellt wird. "Und wenn Borussia mittwochs in der Champions League spielt, haben wir donnerstags mehr Schuhbestellungen", sagt Habig und lacht. Ab Mittwoch steige typischerweise auch die Zahl der Retouren. Woran es in anderen Branchen noch hakt, das klappe bei Zalando übrigens bereits: die Einstellung von Flüchtlingen. "Wir bemühen uns, Sprach- und Integrationskurse zu zwei Dritteln anteilig ins Schichtsystem zu integrieren", sagt Habig.

Und der Stundenlohn? Der war zuletzt im Januar von 9,87 auf 10,50 Euro angehoben worden, und Habig verspricht, dass sich die nächste Steigerung 2017 in einer ähnlichen Größenordnung abspielen wird. Das Ziel, sich den regionalen Logistik-Tarifverträgen anzugleichen, werde dann erfüllt. "Wir wollten den Tarifabschluss abwarten und dann nächstes Jahr mitgehen." Kritik von Verdi wird es dann trotzdem wieder geben, weil die Gewerkschaft eine Orientierung an der Versandhandelsbranche fordert. Auch gibt es bei Zalando in Mönchengladbach nach wie vor keinen Betriebsrat - der entsprechende Impuls aus der Mitarbeiterschaft sei noch nicht gekommen. Es gebe jedoch auch trotzdem "reichlich Möglichkeiten zur Mitbestimmung", sagt Habig - etwa in Form von Ideenwerkstätten. Vieles davon werde auch umgesetzt, auch wenn es, wie bei den Hubtischen, manchmal ein konstruktiver Kampf sei, wie eine Mitarbeiterin sagt, die früher einmal eine Schlecker-Filiale leitete.

Man habe sich außerdem die Themen Aus- und Weiterbildung auf die Fahnen geschrieben. "30 Prozent der leitenden Positionen kommen aus den eigenen Reihen", so Habig. Auch die Ausbildung am Standort werde weiter ausgebaut - zu den bereits vier Ausbildungsberufen komme 2017, gemeinsam mit der International School of Management in Köln, der duale Studiengang Logistikmanagement neu hinzu. Auch deshalb hingen in jüngster Zeit viele große Zalando-Werbeplakate über die Stadt verteilt. Einmal im Quartal richte man in Wickrath ein Flüchtlingscafé aus, und das Unternehmen beschäftigt schon seit geraumer Zeit in Coskun Karakus einen eigenen Sozialarbeiter, der sich um die kleinen und großen Nöte der Mitarbeiter kümmert. "Ich arbeite etwa mit unseren 24 Gehörlosen zusammen", sagt er. Bald werde noch eine zweite Stelle eingerichtet.

Und woran hapert es dann noch im Regiopark, in dem gerade durch die Esprit-Erweiterung und den Straßen-Endausbau wieder viel Bautätigkeit ist? "Es fehlt ein kleiner Autohof mit Toilettenanlagen", sagt Habig - für diejenigen Lkw-Fahrer, die hier übernachten. "Aber da sind wir mit den anderen hier angesiedelten Unternehmen und der Wirtschaftsförderung in Gesprächen und über das Netzwerk Log4MG auch mittlerweile gut vernetzt."

(RP)
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