Mönchengladbach Wut auf Bürgermeister

Mönchengladbach · Die Teilnehmer und Organisatoren des Projekts Choristocats fühlen sich getäuscht. Bürgermeister Klaus Schäfer hatte die kostenfreie Nutzung städtischer Hallen versprochen. Jetzt sagt er: ein Missverständnis.

Es war ein ganz großer Moment. 160 junge Sänger und Tänzer hatten sich auf der Choristocats-Bühne präsentiert. Nach dem letzten Auftritt übergaben Bürgermeister Klaus Schäfer (SPD) und der Präsident des nordrhein-westfälischen Chorverbandes, Hermann Otto, die Urkunden an die 50 Besten im voll besetzten Pädagogischen Zentrum (PZ) in Rheindahlen. Schäfer, sichtlich berührt und begeistert vom Können der jungen Talente, gab Versprechungen ab, von denen er sich heute offenbar distanziert. Er hatte angekündigt, dass die Stadt auf Mieteinnahmen verzichten werde. Davon ist heute keine Rede mehr. Die Stadt schickte eine Rechnung über 1876 Euro. "Wir sind maßlos enttäuscht, dass der Bürgermeister nicht zu seinem Wort steht", sagt Choristocats-Organisator Hermannjosef Roosen.

Klaus Schäfer hatte es sicher ernst gemeint, als er sagte: "Wir haben ein ganz großes finanzielles Problem. Kultur bedeutet freiwillige Leistung, und wenn die Stadt helfen kann, indem sie Örtlichkeiten zur Verfügung stellt — das können wir machen. Ich glaube, es ist eine gute Symbiose zwischen den Ehrenamtlern und dem, was die Stadt auf kulturellem Gebiet von sich aus zu tragen vermag." Im Gespräch mit der RP bestätigte der Bürgermeister unmittelbar nach der Veranstaltung, dass die Stadt keine Miete erheben wird. Schäfer war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Choristocats ist ein Pilotprojekt des Chorverbandes NRW. Der stellvertretende Landeschorleiter Hermannjosef Roosen hatte die Idee nach Mönchengladbach gebracht. Im vergangenen Jahr startete das Vorhaben mit einer ganzen Reihe von Castings. 420 junge Menschen trauten sich, ihr Talent zu zeigen, 160 von ihnen schafften es in die "Choristocats-Vocalband". Aus dieser Schar werden nun in vier Mottoshows die Hauptpersonen für die Aufführung des High School Musicals im Herbst gewählt.

Die erste soll am 10. und 11. April sein — wiederum im Rheindahlener PZ. Die Freude an diesem Vorhaben ist inzwischen sehr getrübt. Liselotte Straßburger, die ehrenamtlich die Organisation des Projekts betreut, wird von der Stadt in die Pflicht genommen. "Allen Verantwortlichen war klar, dass für die Veranstaltungen, bei denen Eintrittsgeld verlangt wird, die Nutzung der Räume zu bezahlen ist", sagte gestern Stadtsprecher Dirk Rütten. "Wir kennen natürlich die Gebührenordnung der Stadt", sagte Liselotte Straßburger auf Nachfrage der RP. "Aber nach der Aussage des Bürgermeisters waren wir sicher, dass wir keine Hallenmiete entrichten müssen."

Hermannjosef Roosen: "Die Aussage von Herrn Schäfer lässt unmissverständlich den Schluss zu, dass die Stadt die Räumlichkeiten für die Choristocats-Veranstaltungen kostenfrei zur Verfügung stellt." Auf der Internetseite www.choristocats.de kommentieren viele Teilnehmer die Vorgänge. Da heißt es: "Es wäre verdammt schade, wenn das Projekt untergehen würde, nur weil ein Politiker mehr versprochen hat, als er halten kann."

(RP)
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