Mönchengladbach Wo aus Kindern Waldmeister werden

Mönchengladbach · In Hardt eröffnet am 1. August der dritte Waldkindergarten in Mönchengladbach. Das Konzept ist ungewöhnlich, die Nachfrage groß.

 Das Interesse beim Tag der offenen Tür des Waldkindergartens "Die Waldmeister" ist groß - viele Eltern kommen vorbei, um sich das Konzept auf dem dicht bewachsenen Grundstück einmal anzuschauen.

Das Interesse beim Tag der offenen Tür des Waldkindergartens "Die Waldmeister" ist groß - viele Eltern kommen vorbei, um sich das Konzept auf dem dicht bewachsenen Grundstück einmal anzuschauen.

Foto: Detlef Ilgner

Zentimetertief versinken die Füße im Moos, die Sohlen sind sofort nass, die Socken gleich auch. Klar, wieder mal nicht die richtigen Schuhe angezogen. "Man muss schon mit der passenden Ausrüstung in den Waldkindergarten kommen", sagt Nina Schmitz. So wie Sohn Leo, zweieinhalb Jahre alt. Blonde Locken, grüne Matschhose, feste Schuhe. "Damit kann gar nichts schiefgehen", sagt die Mutter.

Was ab dem 1. August am Waldrand in Hardt eröffnet, ist eben kein normaler Kindergarten. Auf dem 2500 Quadratmeter großen Grundstück Am Kirschbaum werden 20 Kinder ab zwei Jahren betreut, im Waldkindergarten "Die Waldmeister". Was den so besonders macht? "Bei uns wachsen die Kinder in der Natur auf, und das bei Wind und Wetter", sagt Dorothea Hüttersen vom Vorstand. "Wir gehen auch bei Regen in den Wald." Drei staatlich anerkannte Erzieherinnen kümmern sich um den Nachwuchs. Sprachförderung, Bildungsdokumentation und Vorbereitung auf die Schule finden dabei genauso wie in allen anderen Kindergärten statt, betonen die Macher. "Aber Kinder, die in der Stadt aufwachsen, erfahren die Natur gar nicht mehr. Das ist bei uns anders", sagt Hüttersen.

Das Grundstück ist dicht bewachsen mit Obstbäumen und Dornensträuchern, Moos und Gräsern. "Vor einer Woche war das Gras noch so hoch, dass man gar nicht durchgekommen ist", sagt sie. Dann wurde es eben geschnitten, aber nur so weit, wie eben nötig: Schließlich soll alles möglichst ursprünglich bleiben. Falls die Kinder doch einmal zur Toilette gehen oder die kleine Küche nutzen wollen, steht in einigen Wochen auch eine 50 bis 60 Quadratmeter große Holzhütte zur Verfügung. Weil die aber nicht rechtzeitig zur Eröffnung fertig ist, hilft man sich erst einmal mit einem Bauwagen aus. Alles eben ein bisschen anders hier.

Die Nachfrage nach Plätzen in den Waldkindergärten wächst. Der Waldkindergarten in Hardt ist schon der dritte seiner Art in Mönchengladbach. Für die beiden anderen muss man sich auf Wartelisten eintragen, und das, obwohl dort die Anzahl der Kinder auf jeweils 30 erhöht wurde. "Als alle anderen überfüllt waren, haben wir uns um unseren eigenen gekümmert", sagt Nina Schmitz, die zu den Gründungsmüttern gehört. Ein paar Plätze sind noch frei.

Das größte Argument der Befürworter ist die Gesundheit der Kinder. "Weil sie immer draußen sind, werden sie nie krank. Unser Kinderarzt meinte schon, dass wir ihn arbeitslos machen", sagt Nina Schmitz. Sohn Leo macht sich über so etwas keine Gedanken. Er kugelt sich über das Moos und steckt sich ein Stück Schoko-Kuchen in den Mund. Ab dem 1. August wird das sein neuer Kindergarten.

(lukra)
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