Mönchengladbach Wito schneidet sein letztes Steak

Mönchengladbach · Nach 47 Berufsjahren als Metzger hatte Witold Lubowski gestern seinen letzten Arbeitstag bei der Firma Gourmetfleisch in Güdderath. Seine Kollegen vermissen den 63-Jährigen schon jetzt.

Mönchengladbach: Wito schneidet sein letztes Steak
Foto: Raupold Isabella

Präzise wie eine Feinwaage verrichtet Witold Lubowski seine Arbeit. 200 Gramm soll das Steak wiegen? Kinderspiel! Nach 16 Jahren als Zerleger bei Schulte + Sohn und 47 Berufsjahren als Metzger sind Hand und Auge bei dem 63-Jährigen perfekt aufeinander abgestimmt. Stück für Stück schneidet er vom American Beef Entrecote - und erzielt dabei Punktlandung um Punktlandung. 200 Gramm, 200 Gramm, mal 198, mal 201, mal 199 - aber fast jedes Mal genau 200. "Manchmal hat man einen Lauf", sagt der gebürtige Pole in aller Bescheidenheit und schleift sein Messer nach,

 Letztmalig hat Witold Lubowski gestern bei Schulte + Sohn zum Messer gegriffen. Zum Abschied gab es von Betriebsleiter Alfred Wagner (li.) und Geschäftsführer Burkhard Schulte (re.) einen großen Karton mit - Fleisch.

Letztmalig hat Witold Lubowski gestern bei Schulte + Sohn zum Messer gegriffen. Zum Abschied gab es von Betriebsleiter Alfred Wagner (li.) und Geschäftsführer Burkhard Schulte (re.) einen großen Karton mit - Fleisch.

Foto: Raupold

Sie werden ihn vermissen, ihren "Wito". Denn gestern hatte er seinen allerletzten Arbeitstag. "Das war schon ein bisschen komisch. Ich habe schon viel darüber nachgedacht", erzählt Lubowski. "Ich weiß auch noch nicht, was ich am Montagmorgen machen werde." Von 1969 bis 1971 machte er seine Metzgerausbildung, am 1. Februar 2001 begann er bei Schulte + Sohn in Güdderath. Seit der Eröffnung des Online-Portals Gourmetfleisch.de vor acht Jahren zeichnete er für die Veredelung von Steaks verantwortlich - von japanischem Kobe-Beef bis zu kanadischem Bison.

Wie viele Steaks er per Hand seitdem geschnitten hat? "An die tausend pro Arbeitstag werden es schon gewesen sein", sagt Betriebsleiter Alfred Wagner. Obwohl er tagtäglich mit Fleisch zu tun hatte, esse er natürlich trotzdem gelegentlich gerne welches, sagt Lubowski. Auch Wagner kann sich noch nicht wirklich vorstellen, dass Wito ab sofort in Rente sein soll. "Der steht bestimmt bald wieder auf dem Hof und guckt, ob es nicht irgendwas für ihn zu tun gibt", sagt er lachend.

Bis Ende November hat Lubowski jetzt noch Resturlaub, will mit seiner Frau über den Jahreswechsel in seine polnische Heimat reisen. Und sich künftig viel seinen Hobbys widmen: Fahrradfahren, Angeln - und Jagen. "Ich schieße aber nicht selber", sagt der Tönisvorster. "Du darfst bestimmt nur zum Zerlegen mit", ruft jemand aus dem Hintergrund. Zur Erheiterung aller Anwesenden. Kurz darauf gucken aber alle traurig: Witos letztes Steak ist geschnitten. Künftig schärft er nur noch als Hobbykoch seine Messer.

(RP)
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