Matthias Engel, Ordnungsdezernent Wir werden eine der besten Verwaltungen

Mönchengladbach · Der zuständige Dezernent kündigt an, dass der Ordnungs- und Servicedienst künftig auch nachts unterwegs ist Außerdem spricht er über Knöllchen, den Nobelpreis fürs Kopieren, das neue Rathaus und sein anspruchsvolles Ziel.

 Matthias Engel (46) ist seit dem 1. Juli Personal- und Ordnungsdezernent. Er ist Mitglied der SPD.

Matthias Engel (46) ist seit dem 1. Juli Personal- und Ordnungsdezernent. Er ist Mitglied der SPD.

Foto: Jörg Knappe

Herr Engel, zwei Wochen, nachdem die Esel auf dem Sonnenhausplatz aufgestellt waren, waren sie schon zum zweiten Mal zerstört. Brauchen wir mehr Präsenz vom Kommunalen Ordnungs- und Servicedienst im öffentlichen Raum?

Engel Wir können und dürfen nicht akzeptieren, dass einige wenige unsere Stadt kaputt und schmutzig machen. Da sind wir alle als Bürgerinnen und Bürger, als Stadtgesellschaft gefordert. Dass der Vandalismus ausgerechnet die Esel traf, finde ich besonders infam. Die Kinder unserer Stadt haben die Esel sofort für sich entdeckt. Schon oft habe ich beim Einkaufen gehört, dass Kinder sagten, sie wollen noch "ihre Esel besuchen". Da baut sich eine positive emotionale Bindung zu unserer Stadt auf. Die Kinder werden in einigen Jahren wahrscheinlich selber mit ihren Kindern dort hingehen. Die Präsenz des Ordnungsdienstes ist wichtig, und wir sind im Rahmen der Möglichkeiten da. Ich finde es auch gut, dass sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger fragen: Was ist uns unsere Heimatstadt wert und was kann ich machen? Insofern spielt der KOS da eine wichtige Rolle, auch wenn streng gesehen in so einem Fall die Polizei zuständig ist. Aber genau auf dieses Spiel lassen wir uns nicht ein. Mit den Fingern auf die anderen zu zeigen und zu sagen: Die müssen es regeln. Wir bauen auf die Beteiligung aller Behörden und auf alle Einwohnerinnen und Einwohner, denen die Stadt am Herzen liegt. Das Ordnungsamt ist dabei.

Heißt: Sie brauchen mehr Stellen?

Engel Ich wäre verrückt, wenn ich darauf antworten würde: Nein, auf keinen Fall. Mit mehr Mitarbeitern kann man eine Aufgabe immer sorgsamer erledigen. Aber ich muss auch so ehrlich sein zu sagen: Selbst mit 1000 Mitarbeitern für den KOS könnte man nicht immer überall sein. Mönchengladbach ist für mich eine tolle Stadt, ein helles Licht. Gemeinsam schaffen wir es, dass dieses Licht für uns alle noch heller wird. Durch unsere Bürgergesellschaft muss ein Ruck für unsere gemeinsame Stadt gehen. Viele Bürger machen hier schon mit und schauen nicht mehr weg. Dies gilt für viele Bereiche und die Stadt ist hier an der Seite der Menschen. Mags macht zum Beispiel ganz tolle Arbeit. Schon nach wenigen Wochen hat sich das Stadtbild verbessert. Aber eine der saubersten deutschen Städte werden wir auf Dauer nur, wenn sich alle für diese Ziele mit verantwortlich fühlen.

Wie kann der Bürger denn bei Verwaltungsaufgaben mitarbeiten?

Engel Nicht mehr wegschauen, sich verantwortlich für unsere Stadt fühlen. Ich sage Ihnen ein einfaches Beispiel. Bei meiner früheren Tätigkeit in Horn-Bad Meinberg gab es vor dem Rathaus einen Marktplatz, eine Fußgängerzone. Abends wurde der immer zugeparkt. Das hat mich sehr geärgert, da insbesondere Kinder gefährdet wurden. Wenn ich abends spät das Büro verlassen und dies gesehen habe, habe ich nicht weggeschaut.

Haben Sie selbst Knöllchen geschrieben?

Engel Nein, ich habe ein Foto gemacht und dieses den Kolleginnen und Kolleginnen vom Ordnungsamt gemailt. Die haben das dann am nächsten Tag abgearbeitet. Das kann jeder.

Fotos von Falschparkern machen?

Engel Ja, natürlich. Wir kümmern uns dann drum. Aber sehen Sie zu, dass das Nummernschild mit drauf ist. Damit wir uns richtig verstehen. Niemand soll sich auf die Lauer legen. Toleranz ist ein hohes Gut und man darf auch mal Fünfe gerade seinlassen. Intoleranz einiger weniger muss man jedoch nicht wehrlos ertragen, insbesondere, wenn andere gefährdet werden. Manchmal ist es besser selber hinzuschauen, als nur auf die Mitarbeiter der Stadt zu verweisen.

Bringt der KOS auch mehr Licht in die Altstadt? Und zwar auch, indem er dort nach Mitternacht dort präsent ist?

Engel Ich habe an diesem Thema von Anfang an gearbeitet, weil ich gemerkt habe, wie sehr die Menschen dieses Thema beschäftigt. Und eines darf auf gar keinen Fall passieren: dass die Menschen das Gefühl haben, wir nehmen ihre Sorgen und Ängste nicht ernst. Wir machen unseren Job für die Bürgerinnen und Bürger. Sie sind unsere Chefin, unser Chef. Populistische Vorschläge helfen hierbei nicht weiter. Vieles von dem, was in den vergangenen Wochen öffentlich gefordert wurde, ist bereits umgesetzt. Wir haben mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen. Alle sind bereit auch zu verwaltungsuntypischen Zeiten zu arbeiten. Der Eindruck, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt bislang nie nach Mitternacht arbeiten, ist übrigens schon länger falsch. Das Ordnungsamt ist auch jetzt immer wieder schon bis in die Morgenstunden unterwegs.

Es soll künftig einen großen, zentralen Verwaltungsstandort geben. Wie wichtig ist das für die Arbeit der Verwaltung?

Engel Das ist dringend erforderlich und ein ganz wesentliches Projekt. Als ich angefangen habe, die verschiedenen Bereiche der Verwaltung kennenzulernen, habe ich irgendwann aufgehört, die ganzen Standorte zu zählen. Es sind einfach zu viele. Das macht das Arbeiten schwieriger und weniger effizient. Einige der Fragen, die wir uns stellen sind: Wie müssen wir als Verwaltung aufgestellt sein, um unsere Arbeit für den Bürger besser machen zu können? Also: Wie müssen Räume aussehen? Welche Arbeitsabläufe werden heute noch benötigt, brauchen wir neue? Braucht jeder einen festen Arbeitsplatz? Wo muss ich die Voraussetzungen für flexible Arbeitsteams auch räumlich haben? Wie muss ich technisch ausgestattet sein? Was bedeutet das neue Konzept für die Fortbildungserfordernisse? Wir schauen uns derzeit an, wie andere Verwaltungen diese Frage gelöst haben und natürlich auch, wie in der Privatwirtschaft damit umgegangen wird. Wir haben Unternehmen in der Stadt, die mit die innovativsten Raum- und Personalkonzepte umgesetzt haben. Wir wollen von guten Vorbildern lernen, um unsere Antworten zu finden. Wir brauchen nicht den Nobelpreis für die Erfindung des neuesten Konzepts. Mir würde der Nobelpreis für die beste Kopie vollkommen reichen.

Was ist das Ziel, das Sie vor Augen haben?

Engel Die Bürgerinnen und Bürger stehen immer an erster Stelle. Wenn sie stolz auf ihre Stadt und ihre Verwaltung sind, haben wir das Beste erreicht. Wir wollen eine der besten Verwaltungen in ganz Deutschland werden. Die Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen des Rathauses sollen stolz auf ihre Arbeit sein dürfen. Ich möchte, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Freude an ihrer Arbeit haben. Wenn die Voraussetzungen hierzu stimmen, dann gewinnen wir auf Dauer auch den Kampf um die besten Köpfe für unser Team.

Sie leben noch vergleichsweise kurz hier. Was sind Ihre Eindrücke von Ihrer neuen Heimat?

Engel Ich habe vom ersten Tag hier gewohnt und genieße die Stadt sehr. Das ist spürbar eine Stadt, die sich aufmacht, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen will. Eine Stadt, in der die Bürgergesellschaft sich engagiert. Es macht wirklich große Freude, ein Teil davon zu sein zu dürfen.

RALF JÜNGERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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