Max Meyer Und Henry Skibbe Wir konzentrieren uns auf Quartiersarbeit

Mönchengladbach · Die Vorsitzenden vom Verein Waldhaus 12 über öffentliche Wohnzimmer, Brandschutztüren und wofür Gladbach sich besser eignet als Köln.

 Max Meyer und Henry Skibbe waren zu Gast in der RP-Redaktion. Die beiden neuen Vorsitzenden vom Verein Waldhaus 12 sprachen über ihre Ideen und Ziele, über neue Angebote und die Verbundenheit mit der Nachbarschaft.

Max Meyer und Henry Skibbe waren zu Gast in der RP-Redaktion. Die beiden neuen Vorsitzenden vom Verein Waldhaus 12 sprachen über ihre Ideen und Ziele, über neue Angebote und die Verbundenheit mit der Nachbarschaft.

Foto: Detlef Ilgner

Sie beide gehören zum neuen Vorstand von Waldhaus 12. Waren Sie schon bei der Gründung des Vereins vor fünf Jahren dabei?

Max Meyer Nein, das Projekt Margarethengarten hat mich auf den Verein aufmerksam gemacht und ich bin dann später eingestiegen. HENRY SKIBBE Ich bin seit zwei Jahren dabei. Eigentlich komme ich aus Köln und bin für mein Kulturpädagogikstudium hergezogen.

Der Margarethengarten ist weg. Wie hat sich die Arbeit des Vereins verändert?

Meyer Wir hatten zwei Umzüge durchzustehen. Einerseits ist das Ladenlokal zwei Häuser weiter gezogen: von der Eickener Straße 14 an die Eickener Straße 12. Der Vermieter Langen Liegenschaften hatte uns die größeren Räume dort angeboten. Und zweitens musste all das Material, das im Margarethengarten lagerte, untergebracht werden. Wir haben uns nach Lagermöglichkeiten umgesehen und dabei sind wir auf die Tiefgarage unter dem Ladenlokal gestoßen. Das war ein Glück, denn dort wollen wir jetzt eine offene Werkstatt einrichten. Im Ladenlokal setzen wir das Konzept des öffentlichen Wohnzimmers um.

Ist die Idee des urbanen Gartens mit dem Wegfall des Margarethengartens denn gestorben?

Meyer Sie ist nicht gestorben, aber wir wollen uns in unserem ersten Jahr als Vorstand auf andere Dinge konzentrieren, nämlich auf den nachbarschaftlichen Ansatz. Es geht um Quartiersarbeit. Dabei wollen wir Gentrifizierung vermeiden. Das wird studentischen Projekten ja oft vorgeworfen. Natürlich verändern solche Projekte ein Quartier, aber das soll nicht von oben herab geschehen, sondern im Gespräch mit den Anwohnern. Wir beginnen jetzt mit einem neuen Programm, das auf mehr Regelmäßigkeit setzt und die Nachbarn besser informiert.

Was planen Sie denn?

Meyer Wir wollen zum Beispiel Spieleabende für Kinder und für Erwachsene anbieten. Die Spieloase ist mit im Boot und bringt Spiele zum Testen mit. Außerdem wollen wir ein Kochbuch herausbringen: "So schmeckt Eicken" könnte es heißen. Wir machen ja regelmäßig ein Foodsharing-Angebot, bei dem jeder etwas mitbringt und dann gemeinsam gekocht wird. In diesem Rahmen soll auch das Kochbuch entstehen.

In Mönchengladbach hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die freie Kulturszene findet mehr Anerkennung. Brauchen Sie trotzdem mehr Unterstützung?

Meyer Wir sitzen gerade an unserem Jahresabschluss, und erfreulicherweise benötigen wir immer weniger Finanzierung. Wir haben uns professionalisiert. Auch die Netzwerke funktionieren. Aber wir werden auch unterstützt. Zum Beispiel vom Kulturbüro und vom Sozialdezernat.

Kooperieren Sie mit der Initiative Gründerzeitviertel?

Skibbe Wir sind beim Runden Tisch Eicken dabei. Auch beim Late Night Shopping gab es Aktivitäten und beim Greta-Markt haben wir den Margarethengarten dekoriert und uns an der Verköstigung beteiligt. MEYER Wir arbeiten auch mit der Initiative Altstadt, dem Kulturkram und dem Blauen Haus zusammen. Ein gemeinsamer Kalender ist geplant, damit sich Termine nicht überschneiden und die Veranstaltungen gegenseitig beworben werden können.

An dieser Stelle des Gesprächs kommen überraschend die kulturpolitischen Sprecher von CDU und SPD im Rat, Dieter Breymann und Ulrich Elsen, in die Redaktion. Sie sind gut gelaunt und begeistert, als sie die beiden von Waldhaus 12 treffen.

Breymann Tolle Arbeit.

Elsen (zückt seine Karten): Ruft mich an, wenn Ihr Unterstützung braucht.

Breymann (verteilt ebenfalls seine Karten): Wenn Ihr mit dem nicht weiterkommt, ruft mich an. Er ist Bürgermeister, ich bin Anarchist. Komm, Uli, wir müssen unsere Weihnachtsmann-Nummer vorbereiten.

Und weg sind sie.

Wir waren bei den Aktivitäten stehen geblieben.

Meyer Ja, wir haben ein Handarbeitskollektiv neu gegründet. Da wird gestrickt, gehäkelt und genäht.

Nur für Frauen oder sind auch Männer dabei?

Meyer Es ist ein Mann dabei, aber der passt in erster Linie auf ein kleines Kind auf. Aber ich habe früher auch gehandarbeitet - mit der Strickliesel. Da hat man schnelle Erfolge, aber man weiß hinterher nicht, wohin mit den Ergebnissen.

Was gibt´s noch im offenen Wohnzimmer?

Skibbe Es finden noch die Leser-Show mit Markim Pause und Jonas Jahn, und die Wohnzimmer-Hutkonzerte statt, und wir wollen ein Elterncafé einrichten, weil wir immer mehr Kinder im Verein haben.

Was passiert im Werkskeller?

Meyer Im Werkskeller sollen kreative Projekte entstehen, die man auch ins Quartier tragen kann. So sollen Ideen in die Fläche gebracht werden. Allerdings können wir den Keller momentan nur als Vereinskeller nutzen, weil die Brandschutzauflagen für öffentliche Räume nicht erfüllt werden. Aber das Geld für den Einbau einer Brandschutztür steht bereit. Die Bauaufsichtsbehörde hat noch Bedenken. Sie versteht den Keller als Dienstleistungswerkstatt, aber es soll eigentlich der "Hobbykeller" für das Quartier werden.

Woher kommen die Vereins- und die Vorstandsmitglieder von Waldhaus 12? Sind alle Kulturpädagogen?

Meyer Ja, es sind viele Kulturpädagogen dabei, aber auch Studierende der Sozialen Arbeit oder Textil. Wir würden uns auch über BWLer freuen, zum Beispiel für die Buchhaltung. Es sind viele Gladbacher dabei, so wie ich. Aber es kommen auch Leute aus Duisburg oder Köln - wie Henry.

Was hat Sie dazu gebracht, aus Köln nach Mönchengladbach zu ziehen? War es das vielleicht Unfertige der Stadt?

Skibbe Es gibt einige Gründe. Ich war das Pendeln leid, und die Mieten in Mönchengladbach sind deutlich geringer als in Köln. Und in Köln gibt es tatsächlich schon alles, in Gladbach kann man was machen. Wo, wenn nicht hier, kann man was bewegen?

Ein bisschen Studentenflair fehlt aber doch noch in der Stadt, oder was meinen Sie?

Meyer Die Studierenden müssen Mönchengladbach immer erst mal entdecken. Wir haben für die Eröffnung unseres neuen Ladenlokals die Erstsemester angesprochen und eingeladen. Die sind mit glänzenden Augen durchgelaufen, weil sie gesehen haben, was man machen kann. Und wir freuen uns, wenn Erstis dazustoßen. Sie bringen wieder neue Ideen mit.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN DOMINIK LAUTER, DENISA RICHTERS, ANGELA RIETDORF UND INGE SCHNETTLER.

(RP)
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