Mönchengladbach Wiedersehenmit Rafi Weinstock

Mönchengladbach · Auf Mönchengladbachs Musical-Bühne gab Weinstock den Casino-Boss. Im TiG spielte er unplugged und erzählte die Geschichten zu seinen Songs.

 In Mönchengladbach fühlt sich der Künstler immer noch zu Hause.

In Mönchengladbach fühlt sich der Künstler immer noch zu Hause.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die Fans ließen ihn seinerzeit ungern ziehen, und offenbar hat auch Rafi Weinstock der Pleite des Musicals "Gambler" zum Trotz Mönchengladbach einen verlässlichen Platz im Herzen eingeräumt. Nach längerer Abwesenheit kehrte der Israeli nun eigens für ein Konzert mit eigenen und gecoverten Songs zurück in die Vitusstadt, um im Theater im Gründungshaus aufzutreten.

Zu beinahe jedem Liedbeitrag erzählte der Musical-Darsteller eine persönliche Geschichte. Dazu gehörten eben auch die Erinnerungen an die Zeit, als er eine Wohnung auf der Friedrichstraße hatte, die oft zum Treffpunkt mit Künstlerkollegen wurde. Hier schrieb der Darsteller des Casino-Bosses Sbano zwischen Proben und Auftritten manchen Song, wie zum Beispiel "Big Mistake" und "I miss you". Im TiG zeigte er zudem ein zweites Standbein seines künstlerischen Schaffens - Bilder mit ornamentalen und symbolischen Bezügen.

"Viele Jahre ist es nun her, dass ich hier war, und doch fühlt es sich immer noch an, wie nach Hause zu kommen", sagte der Künstler zur Begrüßung seiner Fans. Optisch war der Auftritt betont zurückhaltend, da reichten ein Hocker zum Sitzen und ein Standmikrofon - ganz im Vertrauen auf die Wirkkraft von Stimme und Musik. Für den Anfang wählte der Sänger seine Version des Hits "Night in White Satin"- sehnsuchtsvoll, dabei verhalten und doch mit emphatischem Aufschwung.

An diesem Abend setzte er vielfach auf stillere Momente, auf Zwischentöne, die er manchmal rau, beinahe flüsternd und nachsinnend gestaltete. Er jonglierte mit Höhen und Tiefen, unterbrach hier und da den Melodieverlauf mit retardierenden Brüchen. Ebenso gab es die emotional aufgeladenen Momente mit der vibrierenden Fülle des Verlangens und einem inneren Beben. In Berlin schrieb der Künstler nach eigenen Worten den Song "Streets of Berlin", in Tel Aviv, bereits auf gepackten Koffern vor der Reise in die neue Wahlheimat Mönchengladbach "I hate Good-Byes". Das Wechselbad von Abschied und Neuanfang setzte er in einem Mix von Emotionalität, Sanftmut und Leichtigkeit um. Es gab Lieder mit berührender Traurigkeit, wie das der verlorenen Vertrautheit, aber auch einige markante Melodien. Zu Leonard Cohens "Halleluja" variierte der Interpret die Klangfarben von äußerster Behutsamkeit bis zu kraftvoll gestalteter Hingabe.

In Christian Heckelsmüller hatte Rafi Weinstock einen wandlungsreichen Pianisten an seiner Seite, der die Palette von minimalistisch andeutendem Spiel bis zur knisternden Improvisation beherrscht und in sanfte Klangwelten ein kristallines Leuchten zaubert. Der Bochumer war zurückhaltender Begleiter und konzertanter Partner. Nach dem letzten Song erhoben sich die Fans für den Applaus - wie auf ein Zeichen - von ihren Plätzen. Ohne Zugabe ließen sie den Publikumsliebling aus Gambler-Zeiten nicht gehen.

(anw)
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