Mönchengladbach Wie sich Frauen gegen Angreifer wehren

Mönchengladbach · Die Polizei bietet Selbstbehauptungskurse für Frauen mit Migrationshintergrund an.

 Die Beamtinnen Geraldine Skerletopoulos und Melanie Boscheinen zeigen, wie man sich wehrt; Büsra und Güllü Sik machen es nach.

Die Beamtinnen Geraldine Skerletopoulos und Melanie Boscheinen zeigen, wie man sich wehrt; Büsra und Güllü Sik machen es nach.

Foto: Detlef Ilgner

Wie verhalte ich mich, wenn ich mich verfolgt fühle? Wie werde ich den aufdringlichen Kerl im Bus los? Viele Frauen sind in solchen Situationen oft unsicher. Deswegen haben die vier Gladbacher Polizistinnen Nina Bartsch, Melanie Boscheinen, Jutta Weinmann und Geraldine Skerletopoulos das Projekt "Frauen stärken Frauen" gegründet. Es richtet sich vor allem an Frauen mit Migrationshintergrund.

Zwei Polizistinnen besuchten nun die türkische Moschee an der Duvenstraße. Rund 30 interessierte Frauen und Mädchen waren dabei. "Die Teilnehmerinnen erhalten Hinweise, wie man gefährliche Situationen rechtzeitig erkennt und vermeiden kann und im Falle einer Konfrontation mit einem Straftäter kommuniziert, deeskaliert oder sich auch körperlich zur Wehr setzen kann", erklärte Melanie Boscheinen. Die Teilnehmerinnen lernten dabei, dass Selbstverteidigung und Selbstbehauptung zwei Paar Stiefel sind, dass Täter Opfer suchen und keine Gegner. In 80 Prozent der Fälle lassen etwa bei Sexualdelikten die Täter ab, wenn sie auf Widerstand stoßen. Sich zu wehren ist die bessere Entscheidung. Dazu lernten die Frauen Schlag- und Tritttechniken, die so schlicht und wirkungsvoll sind, dass die Frauen sofort das Gefühl hatten, sie im Ernstfall auch anwenden zu können.

"Ich denke, niemand weiß besser als die Polizei, wie man bei Straftaten zu handeln hat", sagte die Lehramtsstudentin Büsra Sik (23). Ihre Mutter Güllü Sik (43) fügte hinzu: "Dank des Kurses weiß meine Tochter nun, wie sie sich zu verhalten hat, wenn sie mit einer gefährlichen Situation auf dem Nachhauseweg nach der Uni konfrontiert werden sollte." Sara Göv (18) sagte: "Ich habe verstanden, dass es nicht um körperliche Fitness oder Kampfsporttechniken geht, sondern um meine Einstellung im Kopf." Immer wieder demonstrierten die beiden Polizistinnen in Rollenspielen, dass die Frauen eigentlich alles richtig machen könnten, wenn sie nur auf ihr "Bauchgefühl" hören würden.

Im Laufe des Selbstbehauptungstrainings härteten die Teilnehmerinnen merklich ab. Sie verstanden, dass Herzrasen und Angst lebenswichtig sein können, damit Adrenalin einschießt, die Sinne geschärft und das Schmerzempfinden reduziert werden und sie schlimmstenfalls rennen oder sich gegen die Täter wehren können.

Sich vorsorglich zu bewaffnen, wie dies derzeit viele tun, halten Geraldine Skerletopoulos und Melanie Boscheinen dennoch für keine gute Idee: "Wer Pfefferspray benutzen will, muss damit umgehen können." Stattdessen zeigten sie, wie effektiv man sich mit Händen und Füßen wehren kann, wenn man wirklich entschlossen ist.

(mag)
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