Mönchengladbach Werbeexperte beurteilt Wahlplakate

Mönchengladbach · Klassisch, bunt, langweilig: Nicht jeder Partei ist es gelungen, ein gutes Plakat für die Kommunalwahl zu entwerfen. Daniel Massin hat die Werbung analysiert. Gelingt es den Kandidaten, mit den Kampagnen Wähler zu mobilisieren?

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Noch rund vier Wochen werden sie das Stadtbild prägen: Wahlplakate. Überall am Straßenrand haben sie die Helfer in den vergangenen Tagen in der Hoffnung aufgehängt, den Bekanntheitsgrad ihres Kandidaten zu steigern. Doch nicht jedes Plakat erzielt die gewünschte Wirkung. Das zeigen die zahlreichen Fehlgriffe in der Wahl-Geschichte. So erntete die CDU bei der Landtagswahl 2011 in Mecklenburg-Vorpommern viel Häme und Spott, als sie Spitzenkandidat Lorenz Caffier mit dem Slogan "C wie Zukunft" bewarb. Doch wie sieht es in Mönchengladbach aus? Ein Werbeexperte hat sich die Plakate der Kandidaten einmal angesehen.

SPD Oberbürgermeister Norbert Bude gibt sich auf seinem Wahlplakat selbstbewusst. "MG macht sich - Bude machts" steht dort in großen Buchstaben. Der richtige Schachzug, findet Daniel Massin, Inhaber der Mönchengladbacher Werbeagentur "Massin und Ich": "Der Oberbürgermeister weist selbstbewusst auf seine Arbeit hin." Die Botschaft sei klar, "genauso wie es beim Amtsinhaber sein sollte."

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Auch farblich sei das Bild gut abgestimmt - der graue Anzug harmoniert ebenso mit dem Hintergrund, wie die rote Krawatte mit dem SPD-Logo. Das sei kein Zufall, sagt der Werbeexperte. Denn gerade die großen Parteien geben den Werbeagenturen genaue Leitfäden an die Hand, damit die Plakate ähnlich gestaltet sind. Je einheitlicher sie sind, umso größer ist der Wiedererkennungswert. Oft werden Wahlplakate - etwa beim Autofahren - nur in Sekundenbruchteilen wahrgenommen. Da muss der Wähler direkt wissen, mit wem er es zu tun hat. Die Parteistrategen setzen daher bei Norbert Bude auf ein sehr großes Foto - gerade im Vergleich zu den anderen Kandidaten. Für Massin ist das ok: "Je bekannter der Kopf, desto größer auch die Abbildung."

In anderen Fällen sei weniger jedoch mehr - etwa beim Text. Wichtig sei auch die Lesbarkeit. Hier schwächelt Bude laut Massin: "Ein Teil des Schriftzugs geht in seinem weißen Hemd unter. Die Lesbarkeit ist nicht so gut."

CDU Ganz anders Herausforderer Hans Wilhelm Reiners, der mit dem klar lesbaren Spruch "Neues Denken. Neues Handeln." für sich wirbt. Eigentlich handelt es sich dabei um eine völlig beliebige Aussage, ohne klar auf politische Ziele zu verweisen. Doch darauf kommt es bei den Wahlplakaten laut Daniel Massin auch nicht an. Bei Plakaten gelte: Je allgemeiner die politische Aussage, desto größer die Chance auf Zustimmung. Als Herausforderer ist es dabei jedoch wichtig, Schlagwörter wie "neu" aufzunehmen, um dem Wähler die Notwendigkeit eines neuen Oberbürgermeisters klar zu machen. Auch sonst gibt sich der Kandidat aus Sicht Massins selbstbewusst: "Die Pose entspricht fast schon der eines Amtsinhabers."

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Grüne Karl Sasserath - bzw. "Karl" wie es auf den Plakaten heißt - gibt sich hingegen bürgernah. "Das unterscheidet ihn von den anderen Plakaten", sagt Daniel Massin, der auch das Spiel mit dem Natur-Hintergrund auf dem klassisch grünen Plakat als "gelungen" lobt.

Warum die Grünen jedoch vor das Datum der Wahl, den 25. Mai, einen Unterstrich setzen, kann er sich nicht erklären: "Das soll wohl eine typographische Spielerei sein." Auch die Einbindung des so genannten QR-Codes findet der Werbeexperte problematisch: "Der QR-Code geht bei den Grünen fast unter."

FDP Nicole Finger verzichtet bei ihren Plakaten komplett auf QR-Codes oder Hinweise auf eine Internetseite. Stattdessen geht es bei den Liberalen klassisch zu: Das Plakat ist im typischen blau-gelb gehalten, die Botschaft "So geht's aufwärts" versucht die Partei durch schräge Linien zu unterstreichen. Das soll Dynamik vermitteln, sagt Daniel Massin, den das Konzept jedoch nicht überzeugt: "Insgesamt ist das Plakat stark an farblichen Kontrasten, jedoch arm an zeitgemäßer Gestaltung; besser: langweilig."

FWG Wenig besser schneiden in seiner Bewertung die Plakate der Freien Wählergemeinschaft ab, die überall im Stadtbild präsent sind. Die FWG verzichtet auf den typischen Aufbau, zeigt statt Porträtfotos samt Namen und Botschaft lieber eine Kollage von Bildern aus Mönchengladbach. Hinweise auf das Datum der Wahl fehlen. "Das Plakat sieht nicht nach Wahlkampf aus", sagt Daniel Massin, der empfiehlt: "Eine professionelle Beratung könnte sicherlich helfen."

Hagmann Auch der unabhängige Kandidat Christoph J. Hagmann setzt bei seinen Plakaten eigene Akzente, während sich die Kandidaten der großen Parteien an Vorgaben orientieren müssen. Das macht sich bemerkbar: "Das Plakat ist nicht so ausgereift, die Schriftgrößen passen nicht besonders gut zueinander". Außerdem enthalte es sehr viel Text. Der QR-Code sei jedoch super gemacht, weil er die Möglichkeit bietet, eine für Smartphones optimierte Seite aufzurufen. Anders als bei den Grünen ist er deutlich größer abgedruckt. Bei den Grünen und Hans Wilhelm Reiners, der bei seinen anderen Plakaten auch QR-Codes verwendet, führen die Codes nur auf eine klassische Webseite. "Das ist für die Bedienung am Smartphone nicht optimal."

Wie CDU-Kandidat Reiners wirbt auch Hagmann mit einem Kreuz über dem Wahldatum. "Das soll aktivieren", sagt Daniel Massin: "Bei einem eher unbekannten Kandidaten halte ich es für sinnvoll, so ein Element unterzubringen."

(RP)
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