Mönchengladbach Weniger Kaiserschnitte dank Wendungen im Mutterleib

Mönchengladbach · Mit geschulten Handgriffen versucht Dr. Verena Schotters, das Kind im Bauch der Patientin zu drehen. Nach der 36. Schwangerschaftswoche, ein paar Wochen vor der Geburt, können Ungeborene mit so genannter Beckenendlage mittels äußerer Wendung im Leib der Mutter gedreht werden. In 50 Prozent der Fälle gelingt das und verhindert in fast ebenso vielen Fällen einen Kaiserschnitt.

 Dr. Verena Schotters hat 19 Wendungen durchgeführt.

Dr. Verena Schotters hat 19 Wendungen durchgeführt.

Foto: KH Neuwerk

"Ziel ist immer eine natürliche, vaginale Geburt", sagt die Oberärztin, die seit März zum Team von Dr. Ralf Dürselen, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus Neuwerk, zählt und damit in ihre Heimat zurückkehrt. Schotters ist Spezialistin auf dem Gebiet der Perinatalmedizin und speziellen Geburtshilfe. Ihre Expertise hat sie in der größten Geburtsklinik Deutschlands, im St.-Joseph-Krankenhaus in Berlin-Tempelhof, erworben. Von dort bringt sie einen weiteren Schwerpunkt mit, der das Portfolio der Neuwerker Klinik bereichert: Sie war Stellvertreterin von Prof. Dr. Ute Schäfer-Graf, Leiterin des Berliner Diabetes-Zentrums für Schwangere. "Diese beiden zusätzlichen Kompetenzen bereichern unser Behandlungsspektrum im Bereich der pränatalen Betreuung der Mutter zum Wohl des ungeborenen Kindes", sagt Dürselen.

Bei zahlreichen Auslandreisen nach Afrika, unter anderem nach Eritrea und Sierra Leone, leitete Schotters theoretische und praktische Weiterbildungen für Assistenzärzte und Hebammen zu geburtshilflichen Themen. Dürselen unterstützt das humanitäre Engagement der 43-Jährigen: So reist sie im Januar zu einem vierwöchigen Einsatz nach Tansania und hilft dort bei der Eröffnung einer geburtshilflichen Abteilung.

In Neuwerk hat die Ärztin bisher 19 Wendungen erfolgreich durchgeführt und den bis dato sicheren Kaiserschnitt verhindert. "Diese Wendung ist reine Handarbeit, doch erzwingen kann man diese Drehung nicht", sagt die Expertin. Mutter und Kind müssten mitmachen. Nach jahrelanger Erfahrung spüre sie ziemlich schnell, ob es funktioniert. Dazu legt Schotters die Hand mit sanftem Druck auf den Bauch, erspürt das Köpfchen und den Po, gibt die Drehrichtung mit dem Druck vor. "Diese ,Behandlung' ist risikoarm für die Mutter und das Ungeborene. Sie kann jederzeit unterbrochen und abgebrochen werden und wird nie gegen den Widerstand des Kindes durchgeführt."

(lisch)
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