Mönchengladbach Wenig Hoffnung für City-Randlagen

Mönchengladbach · Das Minto und der Rheydter Marktplatz boomen, nur wenige Meter weiter herrscht Leerstand. Abseits der 1a-Lagen wird mancher Einzelhandel künftig nicht mehr funktionieren, sagt ein Experte. Das hat auch Folgen für die Stadtentwicklung in Mönchengladbach.

 Von Leerstand geprägt: die obere Hindenburgstraße (oben) und die Hauptstraße in Rheydt, die der Gewerbliche Mietspiegel der IHK zuletzt - im Gegensatz zum florierenden Marktplatz - als neues Sorgenkind identifizierte.

Von Leerstand geprägt: die obere Hindenburgstraße (oben) und die Hauptstraße in Rheydt, die der Gewerbliche Mietspiegel der IHK zuletzt - im Gegensatz zum florierenden Marktplatz - als neues Sorgenkind identifizierte.

Foto: Ilgner, Raupold (Archiv)

Das Minto hat sich zum Shopping-Magneten entwickelt - doch die obere Hindenburgstraße und der Bereich unterhalb der Bismarckstraße sind zunehmend geprägt von Leerständen und Ein-Euro-Läden. Der Rheydter Marktplatz ist ein echtes Schmuckstück geworden, Karstadt wird aufgemöbelt - aber nur ein paar Meter weiter, an der Hauptstraße, hat der Gewerbliche Mietspiegel der IHK ein neues "Sorgenkind" identifiziert, das von dem Aufschwung nicht im Geringsten profitiert. Ein Widerspruch?

Mönchengladbach: Wenig Hoffnung für City-Randlagen
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Nicht für Peter Achten. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen sieht darin vielmehr ein Paradebeispiel für den Strukturwandel im Handel. Man werde sich an die Vorstellung gewöhnen müssen, "dass nur noch die 1-a-Lagen auf Dauer funktionieren", sagt Achten. "An den Rändern bricht es weg." Das werde mitunter "grausam" für die Betroffenen. "Aber wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass der Handel überall dort bleibt, wo er noch in den 90er Jahren war. Die kritischen Standorte sind schwerlich überall zu retten."

Heißt: Das, was man landläufig als Stadtzentrum bezeichnet, wird sich künftig in komprimierter und somit kleinerer Form darstellen. Mit idealerweise hoher Aufenthaltsqualität und unterschiedlichen Erlebnis-Anreizen, die in die Innenstadt locken. Und heißt übersetzt für Gladbach: Es gibt wenig Hoffnung, beispielsweise die obere Hindenburgstraße etwa durch eine Absenkung von Mieten oder andere gezielte Maßnahmen wieder als Einkaufsmeile zu etablieren. Das werde eine Riesenaufgabe aus der Sicht von Stadtentwicklung, sagt Achten. Aber eröffne auch Möglichkeiten für andere Nutzungen, etwa zentrumsnahes Wohnen. Dem spiele überdies der gegenwärtige Trend zur Reurbanisierung, also dem "Zurückgewinnen" der Stadtkerne im Gegensatz zur früheren Flucht an die Peripherie, in die Karten.

Das Aufkommen des Onlinehandels, der auf Dauer 25 Prozent aller Umsätze ausmachen werde, bedinge, dass nicht mehr wie früher in allen Städten und allen Vierteln einer Stadt sämtliche Bedarfsstufen (siehe Box) abgedeckt werden könnten, sagt Achten. So müsste der Fokus in Gladbach in nächster Zeit darauf liegen, die Stadtteile dafür fit zu machen, ihre Rolle als Versorgungszentrum für kurz- und teilweise mittelfristige Bedarfe noch passgerechter auszufüllen als derzeit. Und ebenso dafür, von manchem überholten Rollenbild Abstand zu nehmen.

(RP)
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