Mönchengladbach Weitere Altenheime durchsucht

Mönchengladbach · Der Pflegeheim-Skandal weitet sich immer mehr aus. Die Polizei hat am Freitag gleich eine ganze Reihe von Altenheimen durchsucht. Ermittelt wird wegen möglicher Körperverletzung und fahrlässiger Tötung in 31 Fällen.

Zuerst waren es nur drei Fälle, jetzt hat sich die Zahl verzehnfacht. Die Polizei ermittelt mittlerweile in 31 Fällen wegen möglicher schwerer strafbarer Pflegefälle, zum Teil mit Todesfolge. Am Freitag gab es Razzien in mehreren Altenheimen in unterschiedlicher Trägerschaft. Welche Häuser konkret betroffen sind, und in wie vielen Einrichtungen es erhebliche Missstände geben soll, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern nicht preisgeben.

Städtische Altenheime sollen aber nicht betroffen sein. Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding, versicherte am Freitag auf Anfrage: "Bei uns hat es keine Durchsuchungen gegeben. Die Polizei war lediglich in einer Kurzzeitpflege. Da wurde ein Fall zurückverfolgt von einem Menschen, der 2010 in einer anderen Einrichtung gestorben ist und der zwei Jahre zuvor bei uns vier Tage untergebracht wurde."

Caritas-Chef musste gehen

Ausgangspunkt für die Durchsuchungen sind die Ermittlungen in den Caritas-Seniorenzentren Giesenkirchen und Hehnerholt. Nach drei Strafanzeigen hatte die Polizei dort Ermittlungen aufgenommen. Der Skandal hatte für viel Aufsehen gesorgt, weil schwere Missstände in der Öffentlichkeit bekannt wurden: völlig überlastetes Personal, Mobbing, hoher Krankenstand, eklatante Pflegefehler.

Wegen der schwerwiegenden Vorfälle sah sich der Caritasverband veranlasst, auch personelle Konsequenzen ziehen: Sowohl der Geschäftsführer als auch die zuständige Fachbereichsleiterin mussten gehen. Außerdem wurde eine externe Beratungsfirma eingeschaltet.

Die beiden Caritas-Altenheime waren am 20. Juli von der Polizei durchsucht worden. Dabei wurden Pflege- und Krankenakten sichergestellt. Deren Auswertung sowie neue Hinweise auf weitere Verdachtsfälle lösten die erneuten Razzien aus.

Ob es bei nunmehr 31 Fällen möglicher schwerer Pflegefehler bleibt, ist noch nicht sicher. "Sachverständige müssen jetzt die Beweismittel auswerten, dazu kommen Vernehmungen", sagte Polizeisprecher Jürgen Lützen. Möglicherweise würden sich nicht alle Verdachtsfälle erhärten. Es könnte allerdings auch sein, dass im Zuge der weiteren Ermittlungen noch mehr aufgedeckt wird.

(RP)
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