Mönchengladbach Vorsicht, dreiste Trickdiebe unterwegs

Mönchengladbach · Sie nutzen bevorzugt die Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft von Senioren aus, um sie dann schamlos zu bestehlen. Trickdiebe suchen sich immer neue Maschen, um Beute zu machen. Und das gelingt ihnen leider immer häufiger.

 Kleidung bekleckern und gleichzeitig die Brieftasche klauen. Mit dieser Masche versuchen es Trickbetrüger in Mönchengladbach genauso wie mit der Methode, sich an der Wohnungstür als Handwerker auszugeben.

Kleidung bekleckern und gleichzeitig die Brieftasche klauen. Mit dieser Masche versuchen es Trickbetrüger in Mönchengladbach genauso wie mit der Methode, sich an der Wohnungstür als Handwerker auszugeben.

Foto: Polizei/Caro

Helmut Breuer (*Name geändert) hätte nie gedacht, dass es ihm auch einmal passieren würde. Es ist aber geschehen. Am vergangenen Mittwoch klingelten vermeintliche Dachdecker an seiner Tür. Sie erklärten dem 75-Jährigen, dass an seinem Dachfirst etwas nicht stimme. Da müsse man dringend einmal nachsehen. "Ich dachte bei mir, dass dies möglich sei, denn als es den starken Regen gab, kam an einem Fenster Wasser rein", berichtet der Mönchengladbacher. Doch so leicht hätte sich der 75-Jährige nicht auf die angebotene Reparatur von ihm fremden Männern eingelassen. "Aber der Chef erzählte mir, er habe einen Betrieb in der Stadt. Und als ich erwähnte, dass ich früher beim DRK gearbeitet habe, sagte er, dann müsse ich doch seinen Onkel kennen, der sei auch dort gewesen." Also hatte sich Helmut Breuer doch zur Reparatur überreden lassen. 4000 Euro verlangten die Männer anschließend bar auf die Hand. Der 75-Jährige zahlte, verlangte aber eine Rechnung, die quittiert werden sollte. Die werde man am Abend vorbeibringen, erklärten die Männer und waren nie wieder gesehen. Der angegebene Betrieb in Neuwerk existiert nicht.

Helmut Breuer erstattete Anzeige. Doch ob er sein Geld je wiedersehen wird, ist fraglich. Falsche Dachdecker sind im ganzen Bundesgebiet unterwegs. Dazu kommen falsche Wasserwerker, falsche Fernsehtechniker, falsche Verwandte und sogar falsche Kriminalbeamte. Mit diesen Tricks verschaffen sich die Fremden Zugang zu Wohnungen, um dort unbemerkt Wertsachen zu stehlen. Oder sie ergaunern sich mit dieser Masche Aufträge, die oft stümperhaft ausgeführt werden und in der Regel völlig überteuert bezahlt werden sollen. So etwas geschieht immer wieder und immer häufiger - auch in Mönchengladbach. 77 Fälle wurden bei der Polizei in diesem Jahr (1. Januar bis 30. September) gemeldet. Im Vergleichzeitraum des Vorjahres waren es 65.

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Foto: Polizei Köln

Schon im Januar fing die Trickdiebstahlserie mit einem falschen Kripobeamten an. Der verschaffte sich Zugang zur Wohnung einer 89-jährigen Mönchengladbacherin. Er erklärte, dass sie möglicherweise Opfer eines Einbrechers geworden sei. Deshalb sollte sie ihm die Aufbewahrungsorte ihrer Wertsachen zeigen, um nachzuschauen, ob noch alles da sei. Dass sie es mit einem falschen Polizisten zu tun hatte, merkte die 89-Jährige erst, als der Mann samt ihrem Geld weg war.

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Foto: aPR

Im Juni klingelte ein Mann mit einer Keksdose an der Wohnung einer Rheydterin. Der Fremde erzählte der Seniorin, dass seine Frau und sie sich kennen würden, weil ihre Hunde im Park immer zusammen spielten. Von seiner Frau solle er die Kekse als nette Geste vorbeibringen. Es wurde kurz geplaudert. Dann endete es wie immer: Mann weg, Portemonnaie der Seniorin weg.

Aber nicht nur in den eigenen vier Wänden werden Senioren ausgetrickst. Polizeisprecherin Isabella Hannen kennt viele Maschen, wie dreiste Diebe an die Wertsachen ihrer Opfer gelangen. In Gladbach gerade besonders beliebt: der Geldwechseltrick. Höflich wirkende Fremde fragen, ob man ihnen Geld wechseln könne. Und kaum sind im Portemonnaie die passenden Münzen gefunden, sind auch schon die Scheine wie von Geisterhand verschwunden. Mit dem Ketchup-Trick wurden ebenfalls schon mehrere Menschen in der Stadt beklaut. Die Masche ist einfach: Die Kleidung des Opfers wird bekleckert. Der Verursacher entschuldigt sich vielmals, bietet freundlich an, den Fleck wegzuwischen, und fingert beim vermeintlichen Säubern des Textils nach der Brieftasche.

Isabella Hannen rät zu besonderer Achtsamkeit. Wertsachen sollten immer sicher am Körper untergebracht sein. Fremde sollte man nicht in die Wohnung lassen. "Lieber auf den Hausflur gehen, und die Wohnungstür abschließen. Am besten ist, man holt noch einen Nachbarn dazu. Man sollte sich immer den Ausweis des Fremden zeigen lassen und im Zweifel die Polizei anrufen", sagt Isabella Hannen. Handwerker sollte man grundsätzlich nur dann hereinlassen, wenn sie selbst bestellt wurden oder wenn sie von der Hausverwaltung angekündigt worden sind.

Erst gestern meldete die Polizei erneut das Auftauchen von Trickdieben bei Senioren. In diesen Fällen waren die vermeintlichen Opfer aber misstrauisch. Am 19. September kehrte eine 88-jährige Frau um 12 Uhr mit ihrem Rollator von einem Bankbesuch zurück, als sie auf der Johannes-Heck-Straße von einem Mann angesprochen wurde. Dieser gab vor, dass es in der Nachbarschaft ein Wasserrohrbruch gegeben hätte und er in ihrer Wohnungen die Wasserleitungen prüfen müsste. Am gleichen Tag klingelte ein Unbekannter zwischen 12 und 13 Uhr bei einer 70-Jährigen am Hensgesweider Weg. In beiden Fällen ließen die Frauen den Fremden nicht in ihre Wohnung. Der Mann wird als 1,70 Meter groß und kräftig beschrieben.

(RP)
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