Mönchengladbach Von Abwasser und hochwertigen Stoffen

Mönchengladbach · Bei der Langen Nacht der Industrie wurden sieben Standorte in Mönchengladbach angefahren. Mit dabei waren unter anderem der Niersverband mit der Neuwerker Kläranlage und die Aunde Group. Die Reisebusse waren voll besetzt.

 Bei der Langen Nacht der Industrie führte der Weg unter anderem auf den 32 Meter hohen Faulturm der Kläranlage Neuwerk. Nach 180 Treppenstufen hat man von dort oben einen wunderbaren Blick über die Anlage und das Umland. Bei guten Wetter sind die Hochhäuser von Düsseldorf zu erkennen.

Bei der Langen Nacht der Industrie führte der Weg unter anderem auf den 32 Meter hohen Faulturm der Kläranlage Neuwerk. Nach 180 Treppenstufen hat man von dort oben einen wunderbaren Blick über die Anlage und das Umland. Bei guten Wetter sind die Hochhäuser von Düsseldorf zu erkennen.

Foto: Fotos (2) IHK

Auf dem Parkplatz am Geroweiher herrscht dichtes Gedränge. Die meisten Autofahrer suchen einen Parkplatz, die anderen nehmen den Geroplatz als Abkürzung zwischen Lüpertzender Straße und Speicker Straße. Vor allem aber wird aggressiv gehupt. An der Bushaltestelle steht eine ganze Flotte an Reisebusse, die allesamt voll besetzt sind. Dem Beobachter wird schnell klar, dass es da einen Zusammenhang gibt. Es ist 17.20 Uhr und so langsam entspannt sich die Lage. Wer einen Parkplatz gefunden hat, steigt in einen der Busse. Gleich geht sie los, die Lange Nacht der Industrie.

Kimberly Brandts ist die Reiseleiterin des Abends und begrüßt die Gäste der Tour 39.2. Vom Geroweiher aus geht es auf einem leicht umständlichen Weg Richtung Neuwerk. Ziel ist die Kläranlage des Niersverbands. Unterwegs unterhalten sich einige Schüler der Heinrich-Corsten-Schule darüber, was sie wohl erwartet.

 Die Biologin Dr. Ute Dreyer zeigte den Teilnehmern beim Niersverband eine Wasserprobe. Die rosa Farbe stammt vom Anbau von Roter Bete.

Die Biologin Dr. Ute Dreyer zeigte den Teilnehmern beim Niersverband eine Wasserprobe. Die rosa Farbe stammt vom Anbau von Roter Bete.

Foto: Detlef Ilgner für IHK

Am Flughafen vorbei geht es links über einen Feldweg zur Kläranlage, die plötzlich hinter hohen Bäumen auftaucht. Dass das Gelände rund 67 Hektar groß ist, erkennt man zunächst nicht. Aus dem Bus ausgestiegen führt der Weg der Reisegruppe in einen Vortragssaal. Dort wartet Margit Heinz auf die Teilnehmer der Tour. Zunächst erzählt sie, was der Niersverband überhaupt macht. "Die Niers ist rund 113 Kilometer lang. Es gibt 22 Kläranlagen. Hier in Mönchengladbach steht die größte. Außerdem gibt es 75 Regenrückhaltebecken, vier Hochwasserrückhaltebecken und 13 Stauanlagen", erklärt die Pressesprecherin. Dann wird es noch interessanter. In einem Kurvortrag erläutert Margit Heinz, wie das Wasser aus dem Kanal wieder so sauber wird, dass es in die Niers fließen darf. In Neuwerk kommt nicht nur das Abwasser aus der Stadt an, sondern auch das aus Viersen, Süchteln und Anrath sowie Teilen von Korschenbroich, Willich, Jüchen und des Kreises Heinsberg.

"Von dem Moment, in dem das Wasser ankommt, bis zu dem Moment, bis es in den Nierssee fließt, dauert es ungefähr einen Tag", erklärt Heinz. Das Abwasser wird zunächst grob gereinigt und danach noch einmal feiner. Die Vorklärung filtert kleine Schwebstoffe aus dem Wasser und saugt sie in den sogenannten Faulbehälter ab. Danach bauen Bakterien in drei Becken die restlichen Stoffe ab. Der Klärschlamm wandert in den Faulbehälter und produziert dort Faulgase, die zur Energiegewinnung genutzt werden. 70 Prozent der benötigten Energie produziert die Anlage selber. Der Schlamm wird getrocknet und in Müllverbrennungsanlagen transportiert.

 Bei der Aunde Group durften die Teilnehmer einen Blick in die Weberei werfen. Gegen die Lautstärke von 90 Dezibel halfen Ohrstöpsel.

Bei der Aunde Group durften die Teilnehmer einen Blick in die Weberei werfen. Gegen die Lautstärke von 90 Dezibel halfen Ohrstöpsel.

Foto: Aunde

Im Labor des Klärwerks begrüßt Oliver Schöttler die Gruppe und zeigt, wie das Wasser mikrobiologisch untersucht wird. Interessanter ist aber, welche Tiere in der Niers leben und dass zu ihnen auch der amerikanische Flusskrebs gehört, der eigentlich gar nicht hierhin gehört.

Zurück im Bus geht es über Umwege zur Aunde Group. Dort begrüßt Peter Bolten die Teilnehmer. Nach einer kurzen Einführung geht es in die Stoffproduktion. Zunächst wird gezeigt, wie aus vielen kleinen Rollen Garn eine ganz große wird. In der Weberei rattern bei 90 Dezibel die Webstühle so laut, dass die Reisegruppe Ohrstöpsel trägt. Was früher viele Menschen leisteten, schaffen die Maschinen heute fast im Alleingang. Nach einem Blick in die Qualitätskontrolle sehen die Teilnehmer, wie die fertigen Stoffe in Form gebracht werden und schließlich schön weich werden, um in Neuwagen eingebaut zu werden.

Dann geht es zurück zum Geroweiher. Nach rund fünf Stunden kommt die Reisegruppe wieder am Startpunkt an. Die Lange Nacht der Industrie ist vorbei.

(cli)
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