Mönchengladbach Vom Tempo der Digitalisierung und dem Hinterherhinken der Stadt

Mönchengladbach · Auf Einladung des Marketing-Clubs warb Mark Nierwetberg von "Next MG" für eine Stärkung der Digitalisierung. Der Stadt warf er einen veralteten Auftritt vor.

Erklärtes Ziel des Vereins "Next MG" ist die Förderung der Digitalisierung und Gründerkultur in Mönchengladbach. Da gibt es dringenden Nachholbedarf und noch jede Menge Arbeit, sagt Mark Nierwetberg. Er ist Manager für Transformation in einem Großunternehmen und ehrenamtlich Vorsitzender von "Next MG". Auf Einladung des Marketing-Clubs sprach Nierwetberg nun im Café Kontor über die Notwendigkeit, in der Vitusstadt Digitalisierung zu fördern und Start-ups zu unterstützen. "Die heimische Wirtschaft profitiert von Start-ups", betonte Clubpräsident Frank Mund zur Begrüßung des Referenten. Der wiederum hob hervor, dass schlecht digitalisierte Standorte für Start-ups unattraktiv sind.

Nierwetberg stellte im kurzen Schwung seine Vita vor: ein Studium in Politik und Germanistik, ein starkes Interesse an Internetökonomie und digitaler Wirtschaft. Über den Weg als Journalist, PR-Manager und Stabsleiter wurde der 43-Jährige zum Manager für Transformation. Gekommen war er in Jeans, Sandalen und T-Shirt. Die Präsentation war locker, dabei informativ und dynamisch, mitunter provokativ. "Es wird viel passieren in der Digitalisierung", prophezeite er und betonte: "Die Welt der Zukunft wird immer stärker von Algorithmen bestimmt." Das bedeute: Wenige Daten genügen, um ein Profil zu erstellen. "Sie werden die ganze Zeit schon mit Algorithmen manipuliert", so Nierwetberg. Er erinnerte an die gar nicht so weit zurückliegende Zeit, als es hieß, digitales Übernachten sei unmöglich. Inzwischen würden aber in der Branche Kapazitäten von Betten digitalisiert.

"Es darf keine Schule geben, wo es keinen IT-Zugang gibt, und davon gibt es in Mönchengladbach noch genug", so Nierwetberg, der wiederholt und dringend für IT-Kompetenz warb. "IT-Kompetenz ist das Ingenieurwesen des 21. Jahrhunderts. Ohne IT-Kompetenz gibt es keine Vernetzung, Datenausschöpfung und Wertschöpfung", so sein Appell. Lobend hob er ein Projekt am Gymnasium Am Geroweiher hervor, möglich dank eines Lehrers vom Fach. Nierwetberg hofft, dass möglichst bald andere Schulen vor Ort über die Cloud an diesem Unterricht partizipieren können. "Davon träume ich. Das hätte einen Wahnsinneffekt", beschrieb er euphorisch seine Vision.

Gründergeist bauche Vorbilder, so der Gastredner. Er ist überzeugt: Vorbilder bietet die Stadt "in hohen homöopathischen Dosen". Doch solche Kräfte müssten gebündelt werden in einer Community. Er drang darauf, beim Weg in die digitale Welt, auf eine enge Zusammenarbeit von Firmen, Hochschule und spezifischen Forschungseinrichtungen zu setzen.

In Richtung Stadt stellte er fest: "Wir brauchen einen Hotspot, Offensive in der Verwaltung und eine konzentrierte Aktion ,Digitales Mönchengladbach'". Den Internetauftritt der Stadt findet er wenig überzeugend. Dazu sagte er: "Die Stadt kommuniziert im Internet wie vor 20 Jahren. Das funktioniert nicht". Er empfahl zum Beispiel ein "digitales Storytelling". Doch über solche Möglichkeiten würde nur monatelang diskutiert.

(RP)
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