Mönchengladbach Viele Senioren können Pflege nicht bezahlen

Mönchengladbach · Pflegebedürftige in Gladbacher Heimen brauchen deutlich mehr Hilfe von der Stadt als Senioren in anderen Kommunen. Das liegt an niedrigen Einkommen, die die Heimkosten nicht decken können. 2016 zahlt die Stadt so 17,4 Millionen Euro.

 Mönchengladbacher Senioren können sich im Schnitt nur 253 Tage Heimunterbringung im Jahr leisten. Ihre Altersgenossen in NRW kommen auf 283 Tage.

Mönchengladbacher Senioren können sich im Schnitt nur 253 Tage Heimunterbringung im Jahr leisten. Ihre Altersgenossen in NRW kommen auf 283 Tage.

Foto: Werner Krüper/epd

Immer weniger Senioren können die Kosten für einen Platz in einem Pflegeheim selbst aufbringen. In Mönchengladbach reicht das durchschnittliche Jahreseinkommen der Senioren nur für 253 Tage Versorgung im Heim. Das hat das Institut Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung errechnet. Bleiben 112 Tage im Jahr, für die jemand anders aufkommen muss. Entweder ist das ein Unterhaltspflichtiger, meist der Ehepartner, oder die Stadt springt ein. Für dieses Jahr wird die Stadt etwa 17,4 Millionen Euro an Hilfen zur stationären Pflege und weitere 12,1 Millionen Euro an Pflegewohngeld zahlen. Allein der Posten der Sozialhilfe, also der Hilfe zur Pflege, ist seit 2010 um 34 Prozent gewachsen. Derzeit sind insgesamt 1633 Heimbewohner in der Stadt auf diese finanzielle Hilfe angewiesen. Die Quote der Selbstzahler in den Heimen liegt bei etwa 30 Prozent.

Im landesweiten Vergleich der Bertelsmann-Studie landet Mönchengladbach damit weit hinten. Nur in den Städten Bonn und Münster sowie in den Kreisen Borken, Kleve und Coesfeld sind pflegebedürftige Senioren auf noch mehr finanzielle Hilfe angewiesen. Der landesweite Durchschnitt an bezahlbaren Heimtagen pro Jahr liegt in Nordrhein-Westfalen bei 283.

Vor allem zwei Faktoren sind für diese Berechnung relevant. Bei den durchschnittlichen Heimkosten liegt Mönchengladbach im Landesvergleich ziemlich in der Mitte. Vielmehr die niedrigen Einkommen der älteren Bevölkerung und das Rentenniveau sorgen für eine im Vergleich hohe finanzielle Bedürftigkeit der Gladbacher Senioren. Das monatlich zur Verfügung stehende Einkommen über 80-Jähriger in Mönchengladbach wurde in der Studie im Durchschnitt mit 2170 bis 2289 Euro angegeben. Ein Heimplatz (Pflegestufe II) etwa im Altenheim Eicken kostet im Monat aber 3.985,14, davon übernimmt die Pflegekasse nur 1330 Euro.

Für den Rest, etwa 2650 Euro, kann ein Rentner mit dem zugrunde gelegten durchschnittlichen Einkommen nicht allein gerade stehen. "Wir haben über 90 Prozent Einzelzimmer und gut ausgebildetes Fachpersonal, das wir nach Tarif bezahlen. Wir haben eine gute Qualität in der Pflege. Deshalb haben wir höhere Kosten als in strukturschwacheren Regionen", sagt Sozial-Holding-Geschäftsführer Helmut Wallrafen. Die im regionalen Vergleich gute Bezahlung der Pflegekräfte und gute Qualität in Bereichen "Pflege und medizinische Versorgung" sowie "Umgang mit demenzkranken Bewohnern" bescheinigt die Studie für Mönchengladbach. "Der Bericht zeigt, dass die Pflege in Mönchengladbach gut aufgestellt ist. Jeder, der stationäre Pflege benötigt, bekommt diese auch", sagt Sozialdezernentin Dörte Schall.

Bei der Sozial Holding ist das Finanzierungsproblem der Senioren durchaus bekannt. Dort liegt der Anteil der Bewohner, die auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen sind, bei etwa 73 Prozent, wobei die Höhe der Hilfe sehr unterschiedlich ist, sagt Geschäftsführer Helmut Wallrafen: "Wir stellen auch fest, dass wir einen deutlich höheren Aufwand für die finanzielle Beratung von Bewohnern und Angehörigen haben. Und wir haben auch in Einzelfällen schon große Verluste abschreiben müssen, wenn die Stadt im Streitfall die Zahlung eingestellt hat."

(RP)
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