Mönchengladbach Viele Gründe für Schlaflosigkeit

Mönchengladbach · Herz, Blase, Mandeln - hinter Schlafproblemen können diverse Ursachen stecken.

Sechs gestandene Chefärzte waren beim Ratgeberabend zum Thema Schlaflosigkeit im Forum des Franziskushauses dabei. Aus gutem Grund, denn Schlafprobleme sind vielschichtig und berühren verschiedenste medizinische Fächer. Das Interesse am Thema war groß, das Forum voll besetzt. Das ist kein Wunder, denn mindestens zehn Prozent aller Deutschen leiden unter hochgradigen Schlafstörungen. Und nicht schlafen oder nicht durchschlafen zu können, ist zweifellos eine große körperliche, vor allem aber auch psychische Belastung. Anhand von drei Fällen erläuterten die Experten, welche unterschiedlichen Gründe Schlaflosigkeit haben kann.

Fall eins: Eine 65-jährige Frau leidet unter Schlafstörungen, ist tagsüber müde und fühlt sich nicht fit. Was steckt dahinter? Um das herauszufinden, lassen Mediziner die Betroffenen oft ein Schlafprotokoll führen: Wie lange schlafen sie wirklich, wie oft werden sie wach, wie fühlen sie sich am nächsten Tag? Denn Schlafbedürfnis und -zeitpunkt sind sehr individuell. "Es gibt Eulen und Lerchen", sagt Neurologe Prof. Carl-Albrecht Haensch. "Und man braucht nicht unbedingt acht Stunden Schlaf." Wenn allerdings Tagesmüdigkeit auftritt, liegt auch ein krankhafter Zustand vor und ist ein Besuch im Schlaflabor eventuell angezeigt. Dort werden die Bio-Signale gemessen, und es kann unter anderem festgestellt werden, ob zum Beispiel Schnarchen mit Atempausen einhergeht. Diese Atempausen, Schlafapnoe genannt, können bis zu einer Minute dauern und zu anderen Krankheiten etwa des Herz-Kreislauf-Systems führen.

Fall zwei: Ein 74-jähriger Mann muss nachts öfter auf die Toilette. Meist wird da an die Prostata gedacht, aber es gibt auch andere Gründe, wie Prof. Jürgen vom Dahl, Chefarzt der Kardiologie des Maria Hilf, erläutert. "Dahinter kann auch eine Herzinsuffizienz stecken", sagt er. Und zwar dann, wenn nicht nur Tröpfchen kommen, sondern die Blase nachts immer wieder voll ist. Bei Herzinsuffizienz sammelt sich das Wasser tagsüber in den Beinen, weil die Nieren schlecht durchblutet werden. Im Liegen flutet das Wasser zurück, die Nieren produzieren vermehrt Urin. Ein Patient kann zehn, ja 15 Liter Wasser im Körper haben, wenn das Herz zu schwach pumpt. Aber es kann natürlich bei Männern auch eine vergrößerte Prostata hinter dem nächtlichen Harndrang stecken. Da hilft dann eine Operation. "Wir schälen die Prostata aus", erklärt Urologe Prof. Herbert Sperling. "Und machen den Weg wieder frei."

Fall Nummer drei: ein achtjähriger Junge, der nachts immer noch ins Bett macht und tagsüber müde und unkonzentriert ist. Dahinter müsse kein psychisches Problem stecken, sagt Dr. Albert Kaufmann, Chefarzt des Zentrums für Kontinenz und Neuro-Urologie. Das könne ein Problem der Reifung des Gehirns sein. "Oft hilft es, ein Protokoll über das Trinken zu führen", erklärt er. Es gebe Kinder, die abends sehr viel trinken oder sogar Apfelschorle am Bett stehen hätten. In 70 Prozent der Fälle helfe Beratung, macht er den betroffenen Eltern Mut. Anders sieht das aus, wenn sich herausstellt, dass das Kind schnarcht. Dann kommen die Hals-, Nasen-, Ohrenärzte ins Spiel. "Wenn Kinder schnarchen, liegt das oft an übergroßen Mandeln", erläutert Prof. Jochen Windfuhr. Die Kinder bekommen dann schlecht Luft. Eine Operation, bei der heute nicht mehr die gesamten Mandeln, sondern nur der überstehende Teil entfernt wird, schafft schnell Abhilfe. "Diese OP ist schmerzarm und ohne das Risiko von Nachblutungen", sagt der Experte.

(RP)
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