Mönchengladbach Unterrichtsausfall: Eltern schlagen Alarm

Mönchengladbach · Die Schulpflegschaft der Gesamtschule Espenstraße hat im Landtag, im Schulministerium und bei Ministerpräsident Armin Laschet eine Petition abgegeben. Sie fordert, dass die Politik etwas gegen den akuten Lehrermangel unternimmt.

Zwei Söhne von Thomas Wasilewski besuchen die Gesamtschule Espenstraße. Der ältere ist in der neunten Klasse und hat seinen Englischlehrer seit den Sommerferien nicht gesehen. Eigentlich hätte der 14-Jährige vier Stunden Englisch in der Woche. Tatsächlich steht aber nur ein Vertretungslehrer für zwei Stunden zur Verfügung. Die anderen beiden Stunden werden mit Freiarbeit gefüllt. "Da bekommen die Schüler zwei Blätter vorgelegt, die sie ausfüllen müssen", sagt Thomas Wasilewski. Er bezweifelt, dass dies ausreicht, um den Stoff zu lernen, den man für das zehnte Schuljahr braucht. Auch beim jüngeren Sohn fallen immer wieder Stunden aus: Physik, Chemie, Sport... An der Ganztagsschule Espenstraße ende der Unterricht zurzeit in der Regel schon um 13.20 Uhr. Der Grund: Es fehlen Lehrer.

"Wir haben ein junges Kollegium. Viele befinden sich in der Familienplanung. Ich glaube, wir haben jetzt gerade die 25. Schwangerschaft hier", sagt Schulleiter Peter Blomert. Sieben Stellen hatte die Schule zu Beginn des Schuljahres ausgeschrieben. Aber es sei schwer, geeignete Bewerber für befristete Beschäftigungsverhältnisse zu finden. "Der Markt ist einfach leer", sagt Blomert. Sein Kollegium sei sehr engagiert, "viele machen Überstunden", so der Schulleiter.

Die Kritik der Eltern richtet sich auch nicht gegen die Lehrer oder die Schule. Sie sehen die Politiker in der Verantwortung. Die Schulpflegschaft startete deshalb eine Unterschriftenaktion für eine Petition und fand damit sofort Zustimmung bei der Landesvertretung der Elternschaft. Vorsitzender Ralf Radke schrieb: "Das Problem Unterrichtsausfall trifft fast alle unsere Schulen und nicht erst seit diesem Schuljahr. Aber in diesem Schuljahr ist es besonders schlimm. Laut Schulministerium konnten zu Beginn dieses Schuljahres über 2100 ausgeschriebene Lehrerstellen nicht besetzt werden." Er bat um Unterstützung für die Schulpflegschaft von der Gesamtschule Espenstraße. "Wir waren erstaunt, aus wie vielen unterschiedlichen Städten wir Resonanz erfuhren", sagt Wasilewski. Die Petition mit den 400 Unterschriften gab er im Landtag, im Schulministerium und bei Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ab.

Ein Problem ist laut Thomas Wasilewski auch die schulscharfe Einstellung. "So haben Lehrer die Wahl, welche Schule sie nehmen. An der Gesamtschule Espenstraße haben 54 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund, und es gibt einen hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf", sagt er. Da würden sich viele Bewerber lieber für eine andere Schule entscheiden. Schulleiter Peter Blomert sieht in seiner Schülerschaft keine Probleme. "Wir haben trotzdem hervorragende Abschlüsse. Und viele erreichen hier mehr, als im Grundschulgutachten prognostiziert." Dass das Land mehr Lehrer braucht, befürwortet aber auch er - vehement.

(gap)
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