Mönchengladbach Trommel-Orgie in der Hauptkirche Rheydt

Mönchengladbach · Der artistische Auftritt des Taiko-Ensembles "Wadokyo" brachte den Raum zum Beben und das Publikum zum Toben.

 Das Taiko-Ensemble "Wadokyo" trat in der Hauptkirche Rheydt auf. Der Erlös des Konzerts geht an die Lebenshilfe und an die Paul-Moor-Schule.

Das Taiko-Ensemble "Wadokyo" trat in der Hauptkirche Rheydt auf. Der Erlös des Konzerts geht an die Lebenshilfe und an die Paul-Moor-Schule.

Foto: Detlef Ilgner

Sollte am frühen Sonntagabend der eine oder andere Seismograph in Rheydt verrückt gespielt haben, seien Sie beruhigt, es war kein Erdbeben. Es war "Wadokyo", die mit pulsierender, alles durchdringender Kraft die evangelische Hauptkirche zum Beben und das Publikum zum Toben brachten.

Wadokyo - das ist ein Taiko-Ensemble. Und Taiko? Das sind die traditionellen japanischen Röhrentrommeln, jene wundervollen Instrumente, die es in kleineren Formaten bis zu riesiger Größe gibt. Instrumente, die, aus einer rituellen Sphäre stammend, auch den Weg in die Event-Kultur gefunden haben. So ist es auch bei Wadokyo, denn trotz des philosophischen Fundamentes - aus der ausführlichen Beschreibung auf ihrer Webseite zu entnehmen - scheint das theatralische Moment bei ihren Auftritten auch stark und publikumswirksam im Vordergrund zu stehen.

Frank Dubberke und seine Gruppe präsentierten eine Show, die durch herausragende Choreographie und mitreißende körperbetonte Trommelkunst die Grenzen des Taiko-Spiels auslotete. Ihr eigener Stil, der tatsächlich Artistisches an sich hat, überrollt den Zuseher und Zuhörer mit geballter Macht. Mit machtvollen Gesten, mit treibenden, archaisch anmutenden Rhythmen und kraftvollen Rufen traf das Ensemble auch das Publikum in Rheydt ganz tief.

Dabei zeigen sich die Taikospielerinnen und -spieler immer lächelnd, agieren immer mit höchster Körperspannung. Gekonnt inszenierte man trotz der in der Natur der Sache liegenden Monothematik einen abwechslungsreichen Abend. Auch dank des Gastauftrittes einer japanischen Flötistin, die mit ihrer Querflöte die wabernden Trommel-Orgien gekonnt unterbrach, schließlich in einen ekstatisch wirkenden Dialog mit Frank Dubberke trat. Durch entsprechende Illumination der Kirche und immer wieder wechselnde Zusammenstellungen erreichte man eine sich in kürzester Zeit verdichtende Stimmung - dadurch verging die Zeit wie im Fluge.

Aber neben dem imposanten Auftritt an sich hatte dieser Abend auch noch einen zweiten wichtigen Aspekt. Initiiert und nach Rheydt geholt hatte die Musiker das Hilfswerk des Lions Club Mönchengladbach-St. Vitus. Es ging also auch um Wohltätigkeit; denn der Reinerlös des Benefizkonzertes kommt der Lebenshilfe Mönchengladbach und der Paul-Moor-Schule am Kuhbaum in Hardt zugute. Die Lebenshilfe Mönchengladbach engagiert sich bekanntermaßen unter dem Motto "Es ist normal, verschieden zu sein" als Elternvereinigung für die Interessen von Menschen mit geistiger Behinderung. Die Paul-Moor-Schule ist als eine private Förderschule in Trägerschaft des Caritasverbandes Region Mönchengladbach. Mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in Ganztagsform ist man dem Ziel der selbstbestimmten Teilhabe verpflichtet. Wie schön, gerade diese Institutionen beziehungsweise Initiativen durch die Hilfe von Musik zu fördern. Wie schön, dass durch persönliche Kontakte dieser besondere Ort - die Hauptkirche mit ihrer ureigenen Stimmung - für diesen Auftritt gewonnen werden konnte. Und bemerkenswert, dass zudem durch die organisierte Anwesenheit zahlreicher Flüchtlinge dieser Abend ein wahrhafter Kulminationspunkt so vieler Kulturen wurde. Kompliment für dieses große Engagement.

Das Publikum dankte - erwartungsgemäß - mit viel Jubel und Standing Ovations.

(laki)
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