Serie Denkanstoss Trösten wie eine Mutter

Mönchengladbach · Burkhard M. Kuban erklärt, warum Trost und Liebe gerade in diesen Zeiten unverzichtbar sind.

Jede und jeder hat eine. Nicht jeder kennt seine. Trotzdem fühlt man sich mit ihr besonders verbunden. Vor allem, wenn es einem schlecht oder auf das Ende des Lebens zugeht. "Wie eine Mutter liebt, liebt niemand sonst auf Erden." "Vor den Füßen einer Mutter liegt ein Himmelreich." "Mutterlieb und Muttertreu' wird alle Tage neu." Mehr geht kaum. Ein Lob auf die Mütter. Allerdings gibt es auch die "Rabenmütter" und die "Mutter aller Schlachten" - bemerkenswert, dass etwas so Negatives ebenfalls mit "Mutter" verbunden wird.

Wir fühlen uns zu Beginn des Jahres 2016 in einer unsicheren und unruhigen Zeit. Kriege und Schlachten überall gefühlt und tatsächlich. Das Weltbild gerät in Unordnung. Wenn wie in Köln und weiteren Orten von wirren (jungen) Männern Jagd auf Frauen/Mütter gemacht wird, schwillt uns - zurecht - der Kamm. Auch jene haben doch Mütter, die sie in aller Regel in Ehren halten. Auch sie sind von ihren Müttern geliebt - genauso wie die Kämpfer auf den Schlachtfeldern. Von den Vätern ist nicht die Rede, obwohl das Vaterland in aller Munde ist. Lieben sie ihre Söhne nicht? Stacheln sie diese gar an? Was ist Vaterliebe?

"Mutterliebe ist die beste Liebe, Gottesliebe ist die höchste Liebe". Bestes und Höchstes, beides kommt in diesem Spruch zusammen, mehr geht nicht. Wie in der Jahreslosung für das Jahr 2016, die da lautet: "Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet (Jes 66,13)." Auch wenn in der Bibel Gott oft (aber beileibe nicht nur!) mit männlichen Attributen belegt wird, ist es hier genau anders und wohl kein Zufall.

Die Situation kennt jede und jeder. Die Situation, die einen verzweifeln lässt, mutlos macht, keinen Ausweg zu kennen scheint. Und ab einem gewissen Alter hilft dann auch der Schoss der Mutter, wenn er denn erreichbar wäre, nicht mehr. Wie schön, dass nun das Beste zusammenkommt: die beste (Mutter)liebe und die höchste (Gottes)Liebe. Die ist uns verheißen. Egal was passiert, wir werden getröstet! Umfassend, zukunftsweisend. Eben nicht ver-, sondern getröstet.

Trösten heißt im Alten Testament auch immer ermutigen. Kein billiger Trost im Sinne von "Das Leben geht weiter" oder "wird schon wieder". Sondern Zusage und Kraftgeschenk - so dass mir eine Zukunft eröffnet wird. Auch in unruhigen Zeiten wie diesen. Das gilt für alle Menschen - wenn ich bereit bin, mich darauf einzulassen und es annehme. Mit solch einer Zusage kann ich getrost ins neue Jahr gehen.

DER AUTOR DES HEUTIGEN DENKANSTOSSES IST PFARRER DER KIRCHENGEMEINDE HARDT

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort