Mönchengladbach Treffen der Kulturen in der Hans-Jonas-Schule

Mönchengladbach · Vier Stipendiaten aus Guatemala waren an der Gesamtschule Neuwerk zu Besuch und gaben den Schülern Einblick in die Kultur der Maya.

 Lernten sich kennen: Schüler der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk und vier Studenten aus Guatemala.

Lernten sich kennen: Schüler der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk und vier Studenten aus Guatemala.

Foto: Isabella Raupold

Die vier Besucher aus dem Zentrum Amerikas waren an diesem Tag gefragte Gäste in der Aula der Hans-Jonas-Gesamtschule. Rund 50 Schüler der Oberstufe hatten sich dort versammelt, um den Besuchern aus Guatemala Fragen über deren Alltag zu stellen.

So hatten die Studenten reichlich zu erzählen, vor allem von den Problemen, die die Maya in Guatemala ständig betreffen. Wie Deutschland ihnen gefalle, wollte ein Schüler wissen. Gleich zwei Guatemalteken betonten, dass Deutschland schön und vor allem sicher sei. Denn Sicherheit ist für die Maya in Guatemala nicht selbstverständlich. Obwohl sie 60 Prozent der Bevölkerung des Landes stellen, sind Diskriminierung und Ausgrenzung tagtägliche Begleiter der indigenen Bevölkerung. "Die Maya sind durch den Staat von gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen", sagte Christian Stich, Projektleiter des Stipendienwerkes "Samenkorn" in Guatemala. Umso mehr benötigen die jungen Menschen Hilfe von außerhalb, zum Beispiel, wenn es um eine gute Schulausbildung geht. Die Aktion "Friedensdorf - Kinder in Not" mit Sitz in Mönchengladbach hat bereits rund 300 Maya ein Studium in ihrer Heimat ermöglicht.

 Lernten sich kennen: Schüler der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk und vier Studenten aus Guatemala.

Lernten sich kennen: Schüler der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk und vier Studenten aus Guatemala.

Foto: Isabella Raupold

Nach den schrecklichen Bildern aus dem Vietnam-Krieg vereinigten sich Christen beider Kirchen in Mönchengladbach, riefen die Aktion ins Leben und erwirkten für die geschundenen Kinderseelen neben medizinischer Versorgung auch pädagogische Betreuung. Heute betreut der Verein ehrenamtlich 20 Projekte in der ganzen Welt mit dem Schwerpunkt Kolumbien, Guatemala und Ghana. In Zusammenarbeit mit der Fachschaft Spanisch ermöglichte der Verein nun das Treffen in der Hans-Jonas-Gesamtschule. Vereins-Vorsitzender Helmut Göbels dankte der Schule für die Zusammenkunft: "Dass die Schüler die Lebenssituation der Maya vor Ort kennenlernen, ist uns ein wesentliches Anliegen." Der ehemalige Inhaber einer Firma für Büro-Artikel gab den Schülern auf dem ehemaligen Firmengelände die Möglichkeit, dies zu tun. Er lud die deutschen und guatemaltekischen Schüler zu einem Mittagessen ein.

Vorher sorgte jedoch ein buntes Programm in der Aula der Gesamtschule für ein erstes gegenseitiges Kennenlernen. Die weit angereisten Gäste präsentierten zunächst einen einheimischen Tanz, der bei der jährlichen Kaffee-Ernte dargeboten wird. "In der Kultur der Maya ist es üblich, dass ganz alltägliche Situationen in Tänzen dargestellt werden", sagte der in Guatemala lebende Deutsche Christian Stich. Bei der Fragerunde staunten die Oberstufen-Schüler anschließend nicht schlecht, als sie erfuhren, dass kleine Maya-Kinder bereits mit sieben Jahren den halben Tag arbeiten müssen, um das Schulgeld bezahlen zu können. "Wir hoffen, dass die Schüler durch solche Erfahrungswerte auch den Luxus einer Schulausbildung in Deutschland wertschätzen und persönlich mehr Engagement in den Schulalltag einbringen. Viele meiner Schüler könnten viel mehr erreichen, wenn der Ehrgeiz größer wäre", sagte die Spanisch-Lehrerin Christina Hamecher, die gemeinsam mit Inga Peters und Dr. Ebele die Schüler auf den Besuch der Gäste vorbereitete und diesen organisierte.

Die Erfahrungsberichte der Maya hatten für die Schüler auch fachliche Relevanz, da die Regionen Zentral- und Südamerika auch diesjährige Themen im Abitur sein werden. Vor diesem Hintergrund verfolgten die Schüler die Power-Point-Präsentation der Guatemalteken über ihre Heimat mit besonderer Aufmerksamkeit.

Zum Abschluss des Austausches wurde erneut getanzt. Hip-Hop-Tanz, dargeboten von der Tanz-AG der Schule, sorgte zunächst für große Augen bei den vier Gästen, ehe es zwei von ihnen nicht mehr auf den Sitzen hielt und sie mitmachten. Auch Christina Hamecher war nach Aufforderung der Schüler auf der Tanzfläche zu finden. Schulsprecher Jonas (18) hofft auf eine Wiederholung der Aktion: "Ich würde mir wünschen, dass die Schule so etwas öfter plant. Das Kennenlernen anderer Kulturen und Länder ist immer sehr interessant."

(RP)
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