Mönchengladbach Tiere machen auch das Rechnen leichter

Mönchengladbach · Die Paul-Moor-Schule verfügt inzwischen über einen kleinen Tierpark mit Schafen, Eseln, Ponys, Kaninchen und Katzen.

 Physiotherapeutin Iris Schiller mit den Kaschmirschafen. Vor allem der Bock Paul lernt schneller als viele Hunde - er kann springen und sogar Männchen machen.

Physiotherapeutin Iris Schiller mit den Kaschmirschafen. Vor allem der Bock Paul lernt schneller als viele Hunde - er kann springen und sogar Männchen machen.

Foto: Angela Rietdorf

Wenn Pony Heidi von vier Möhren eine auffrisst, wie viele sind dann noch da? Auf diese Art können die Lehrer an der Paul-Moor-Schule im tiergestützten Unterricht Subtraktionsaufgaben veranschaulichen. Denn auf dem großen, im Grünen liegenden Schulgelände leben viele Tiere. Die Kinder kennen und lieben sie, helfen bei der Pflege und lernen mit und bei ihnen. "Wenn man die Aufgaben so stellt, leuchten sie den Kindern ein", sagt Iris Schiller. Sie ist als Physiotherapeutin für das therapeutische Reiten an der Förderschule zuständig, sie ist darüber hinaus aber auch mit im tiergestützten Unterricht aktiv.

Die Paul-Moor-Schule ist eine besondere Einrichtung, sie ist eine private Förderschule "mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in Ganztagsform", so die Beschreibung des Caritasverbands Mönchengladbach, dem Träger der Schule. Inklusion ist dort schon seit langem Alltag, die gemeinsame schulische Erziehung nicht behinderter und behinderter Kinder steht im Vordergrund. In zwölf Klassen werden derzeit 130 Schüler mit geistigen und körperlichen Behinderungen unterrichtet. Auf dem Gelände im Hardter Wald befindet sich auch ein Kindergarten.

Die Tiere in ihren großzügigen Gehegen sind eng in das Leben in der Schule eingebunden. Unter Anleitung ihrer Lehrer kümmern sich die Schüler täglich um die Pflege und das Füttern der Tiere, sie reiten auf ihnen, streicheln und striegeln sie oder führen sie am Zügel spazieren. Sie sehen ihnen in der Pause zu und lassen sich von ihnen motivieren. "Die Kinder lernen Geduld und Rücksichtnahme, denn die Tiere setzen klare Regeln", sagt Iris Schiller.

 Seit dem Verlust seines Partners kümmert sich Pony Max um die Schafe.

Seit dem Verlust seines Partners kümmert sich Pony Max um die Schafe.

Foto: Angela Rietdorf

Das gilt nicht nur für die bewusst angeschafften, sondern auch für die zugelaufenen Tiere. Die beiden Katzen nämlich, die sich auf dem Schulgelände am Hardter Wald angesiedelt haben, lassen sich gern streicheln, aber sie kommen nur, wenn die Kinder ruhig sitzen. Und die Schüler lernen zu erkennen, dass jedes Tier seinen eigenen Charakter hat, auf den man Rücksicht nehmen muss, damit das Tier Vertrauen fasst und sich streicheln oder überhaupt anfassen lässt.

 Nickerchen an der Sonne: eine der beiden Katzen.

Nickerchen an der Sonne: eine der beiden Katzen.

Foto: Angela Rietdorf

Neben den entspannten und geduldigen Eseln und den beiden Ponys Max und Heidi leben noch drei Kamerun-Schafe auf dem Gelände. Max ist der beste Freund der Schafe. "Er hat sich anscheinend mit ihnen angefreundet, als sein Partner im vergangenen Jahr gestorben ist", sagt Schiller. "Jetzt lebt er zwar wieder in einer Gruppe mit den zwei Eseln und einem Pony, aber er passt weiterhin auf die Schafe auf, indem er am Zaun patrouilliert." Unter den drei Schafen Rika, Schnucki und Paul zieht letzterer die Aufmerksamkeit besonders auf sich. "Paul ist sehr intelligent und lernt schneller als die meisten Hunde", sagt Schiller und zeigt, wie Paul springen und Männchen machen kann.

 Schüler Mubayin mit einem der beiden Esel.

Schüler Mubayin mit einem der beiden Esel.

Foto: Angela Rietdorf

Außerdem gibt es noch ein Kaninchen, das bald wieder Gefährten bekommen soll, und eben die beiden noch namenlosen Katzen. Über die Anschaffung von Hühnern wird nachgedacht, aber erst müssen die Gehege mardersicher sein. Auf Schweine aber wird mit Sicherheit verzichtet. "Wir hatten mal welche", erinnert sich Schulleiter Klaus Kohn. "Die sind aber gern mal ausgebüchst." Einmal bewegte sich dann nachts ein unvergesslicher Zug durch den Hardter Wald: vorweg der Hausmeister mit dem Futtereimer, dann die Schweine in einer Reihe hinterher und zum Schluss ein Polizeiauto mit Blaulicht. Alles nur, damit die ausgebüxten Schweine wieder sicher nach Hause kamen.

(RP)
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