Mönchengladbach Thomas Virnich zeigt Haus und Hof

Mönchengladbach · Die Dresdner Frauenkirche steht im Vorgarten, der gar nicht schiefe Turm von Pisa auf dem ehemaligen Schulgelände, in dem der Künstler lebt. Die Teilnehmer der Reihe "Zu Gast bei ..." waren begeistert.

 Der Künstler Thomas Virnich führte die Besucher durch die Gebäude, und auch auf dem ehemaligen Schulhof erklärte er seine Kunst.

Der Künstler Thomas Virnich führte die Besucher durch die Gebäude, und auch auf dem ehemaligen Schulhof erklärte er seine Kunst.

Foto: Detlef Ilgner

Seit 35 Jahren wohnt Bert Laumen ganz in der Nähe der ehemaligen Volksschule an der Hansastraße. Und seit fast ebenso vielen Jahren fragt er sich, was sich hinter den hohen Backsteinmauern passiert, die das Gelände umfrieden. "Alle hier im Ort wissen, dass da ein Künstler mit seiner Familie wohnt", sagt er. Er habe auch beobachtet, dass der neue Eigentümer sehr viel gearbeitet hat. "Der hat die Ummauerung komplett saniert, und ich konnte sehen, dass neue Fenster im Schulgebäude eingesetzt wurden." Endlich hatte Bert Laumen jetzt Gelegenheit, einmal hinter die Mauern zu schauen. Mit anderen Neugierigen und angeführt von Reinhold Schiffers, der mit dem SPD-Kulturforum die Reihe "Zu Gast bei ..." erfunden hat, machte er sich auf den Weg ins Unbekannte. Und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Sobald Thomas Virnich, der mit seiner Frau Ulrike Schröter das Anwesen bewohnt, das Eingangstor hinter der Gruppe geschlossen hatte, stieß die im Vorgarten auf die Dresdner Frauenkirche und den Berliner Dom - auf den Kopf gestellt. Verkehrte Welt. Durchs Haus führte der Künstler die Gruppe auf den ehemaligen Schulhof. Der ganz und gar nicht mehr an seinen ursprünglichen Zweck erinnert. Unter dicken alten Bäumen hat sich die Kunst von Thomas Virnich ausgebreitet. Dazwischen idyllische Sitzgruppen und allerlei Merkwürdiges. Wie das riesige rosa Kunststoff-Schwein, das, auf seinem gigantischen Gesäß sitzend, freundlich lächelnd in die Runde schaute. "Ich habe hier komische Sachen rumstehen", sagte der Künstler, der ein bekennender Sammler ist und sich allzugern auf Flohmärkten mit Kuriositäten eindeckt.

Im Laufe der Jahre sind die Schulgebäude mit allen Nebenräumen sowie das komplette Areal zum Gesamtkunstwerk gewachsen. "Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll", sagte Bert Laumen. Den anderen ging's nicht anders. Mit großer Umsicht durchwanderten sie die vielen Räume des Ateliers, das sich im neueren der beiden Schulgebäude befindet. Riesenregale mit ordentlich sortiertem Werkzeug und Materialien, Glasvitrinen mit allerlei Kunstwerken, ein Hubschrauber an der Decke, ein Passagierflugzeug auf dem Boden, Telefonnummern mit dem Bleistift auf die Wand gekritzelt, Abgussformen aus Silikon.

 Erst der Akkubohrer brachte den gewünschten Erfolg. Das Bier floss in die Gläser, die Ulrike Schröter bereithielt. Im Hintergrund wachte Reinhold Schiffers über das Geschehen.

Erst der Akkubohrer brachte den gewünschten Erfolg. Das Bier floss in die Gläser, die Ulrike Schröter bereithielt. Im Hintergrund wachte Reinhold Schiffers über das Geschehen.

Foto: I. Schnettler

Der Künstler, von dem der "Turm zu Babel" vor dem Rathaus Abtei stammt, der an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig lehrt, der viele Wettbewerbe und Preise gewonnen hat, der auf der Documenta vertreten war und von dem Ausstellungen nicht nur in Deutschland zu sehen waren und sind, entpuppte sich als perfekter Gastgeber. Extra zum Anlass hatte er ein Fässchen Bier gekauft und bereitgestellt. Als es jedoch ans Öffnen ging, fehlte ein ominöser Ring, der für die Entlüftung wichtig gewesen wäre. Man mühte sich vergebens, Thomas Virnich versuchte es mit Schraubenzieher und Kneifzange. Nichts ging. Erst der Akku-Bohrer brachte Erfolg. Das Bier floss, es wurde ein schöner Abend.

(RP)
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