Mönchengladbach Theo Heim (83) sucht sein Kunstwerk

Mönchengladbach · Eine rund drei Meter hohe Stahlplastik schenkte der ehemalige Kreishandwerksmeister Herbert Rebig der Stadt. Im Lühl-Park wurde sie 1987 aufgestellt. Entworfen hat sie Theo Heim. Sein Werk verschwand bei einem Schulausbau.

 Theo Heim mit einem Modell der Plastik "Zusammenstehn". Das Original ist verschwunden.

Theo Heim mit einem Modell der Plastik "Zusammenstehn". Das Original ist verschwunden.

Foto: Jana Bauch

Wenn Theo Heim (83) mit Familie und Freunden in Mönchengladbach war, ist er zum Hugo-Junkers-Gymnasium gefahren. Nicht etwa, weil er da zur Schule gegangen ist. Der Kaldenkirchener hat seinen Begleitern dann immer eine Stahlplastik gezeigt, die neben dem Gymnasium stand und die er entworfen und mit jungen Auszubildenden aus Mönchengladbach gebaut hat. In Heims Besitz ist auch noch ein Ausschnitt aus der Rheinischen Post vom 16. Mai 1987, als die etwa drei Meter hohe Plastik am Eingang des damals gerade neu gestalteten Lühl-Parks übergeben wurde.

Als Theo Heim vor etwa zwei Jahren sein Kunstwerk mit dem Titel "Zusammenstehn" besuchen wollte, war sie weg. Seitdem sucht er die Plastik. Bisher ohne Erfolg. "Mir hat man gesagt, dass sie entfernt und für eine Restaurierung zur Kreishandwerkerschaft gebracht wurde, als das Hugo-Junkers-Gymnasium erweitert und umgebaut wurde", sagt er. Bei der Kreishandwerkerschaft hat Heim mehrfach nach dem Verbleib seiner Skulptur gefragt. "Wir konnten ihm leider nicht helfen", sagt Geschäftsführer Stefan Bresser. Man habe nachgeforscht, aber keinen Hinweis gefunden, wo das Werk geblieben sein könnte. Auch bei der Stadtverwaltung weiß niemand, wo die Stahlplastik ist. "Bei uns ist sie auf jeden Fall nicht eingelagert worden", sagte Stadtsprecher Wolfgang Speen.

 Kreishandwerksmeister Herbert Rebig (l.) schenkte die Stahlplastik der Stadt, die RP berichtete 1987.

Kreishandwerksmeister Herbert Rebig (l.) schenkte die Stahlplastik der Stadt, die RP berichtete 1987.

Foto: RP

Heim war 48 Jahre alt, als ihn die Suche nach einem Arbeitsplatz in die Stadt führte. Es ging ihm damals so, wie vielen anderen seiner Generation. Das Unternehmen, bei dem er in Nettetal-Kaldenkirchen gearbeitet hat, orientierte sich neu und entließ den gelernten Bau- und Kunstschlosser. Und weil er die Meisterprüfung hatte, wurde er auf eine Stellenanzeige der Mönchengladbacher Kreishandwerkerschaft aufmerksam, die einen Ausbilder für ihre metallverarbeitenden Werkstätten suchte. Mitte der 1980er Jahre waren Lehrstellen im Handwerk rar, viele junge Menschen fanden keinen Ausbildungsplatz. Damals eröffnete Kreishandwerksmeister Herbert Rebig eigene Ausbildungsstätten bei der Kreishandwerkerschaft - unter anderem für Metallberufe, für Maler und Anstreicher, für Friseure. Die Stadt unterstützte ihn, weil die Jugendarbeitslosigkeit ein großes soziales Problem war.

"Herr Rebig hat mir eines Tages gesagt, dass er sich bei der Stadt mit einem Geschenk bedanken müsse. Ich sollte mir was einfallen lassen", erinnert sich Heim. Rebig dachte an eine Bank, Heim empfahl etwas Künstlerisches. Er zeichnete zwei Modelle, gestaltete sie aus Pappmaché und wurde mit ihnen bei Rebig vorstellig. Heim: "Er zeigte auf den Entwurf der späteren Plastik ,Zusammenstehn' und sagte nur: ,Das machen wir!'". Auch Gladbachs Politiker schienen angetan zu sein, denn sie entschieden, sie im Lühl-Park aufzustellen, wenn sie fertig ist.

Es wurde eine Arbeit, an der viele junge Menschen, die damals in den Ausbildungsstätten lernten, beteiligt waren. Und als sie dann in ihrer imposanten Größe von mehr als drei Metern aufgestellt war, gab es einen großen Bahnhof mit zahlreichen Gästen auf dem Parkgelände. Deshalb kann Heim nicht glauben, dass die Plastik so einfach verschwunden sein kann: "Das ist schon alles sehr mysteriös."

(RP)
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