Mönchengladbach Theaterstück gegen sexuellen Missbrauch an Kindern

Mönchengladbach · Wer bei einem Theaterstück zu den Themen Angstmache, Mobbing und sexuelle Gewalt im Internet eine bedrückende Aufführung erwartet, liegt bei dem Präventionstheater "Ganz schön blöd" für Mädchen und Jungen im Grundschulalter gänzlich falsch: "Das Stück ist mit sehr viel Lebensfreude gemacht. Es wird herzhaft gelacht, und die Kinder kommen gelöst aus der Aufführung heraus", erzählt Ursula Enders vom Kölner Verein Zartbitter. Bereits seit zehn Jahren wird das Stück bundesweit aufgeführt, 40.000 bis 50.000 junge Zuschauer haben es laut Verein schon gesehen. Dank einer fünfstelligen Spende der Mönchengladbacher Firma "Herzog KG" an "Zartbitter" können nun vor und nach den Sommerferien auch die Schüler von acht Grund- und Förderschulen in Gladbach das Stück erleben.

Koordiniert und begleitet wird das Stück von "Zornröschen", der örtlichen Fachberatungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Jungen und Mädchen. "Da Zartbitter kaum und Zornröschen gar nicht vom Land finanziert werden, sind wir auf Sponsoren angewiesen, um unsere Theaterarbeit auch in anderen Städten durchzuführen", sagte Enders. So zeigte sich auch Michael Heinemann aus dem Zornröschen-Vorstand dankbar gegenüber Spender Alexander Herzog: "Wir können unsere Arbeit im Bereich Prävention ergänzen und Schulen, die sonst nicht die Mittel dazu haben, können ihren Schülern auf diese Weise Selbstbewusstsein näherbringen."

In dem Theaterstück, das immer wieder aus der Praxis heraus aktualisiert wird, treffen "Teugel" - halb Engel und halb Teufel - und das Mädchen Tine aufeinander. Teugel möchte Schutzengel werden. Dazu muss er 24 Stunden ausnahmslos auf Tine aufpassen. Die Aufgabe gestaltet sich schwieriger als gedacht: Denn die Gefahren, die auf Tine lauern, sind nicht etwa Erdbeben oder Vulkanausbrüche, sondern unangenehme Begegnungen mit anderen Nutzern von sozialen Medien oder Spielekonsolen. "Wir benennen das Thema optimistisch, ohne Horrorszenarien darzustellen", sagte Enders. Kinder, die bereits Erfahrungen mit Gewalt machen mussten, werden somit nicht mit belastenden Bildern konfrontiert, sondern erleben die Solidarität für Tine im Kinderpublikum. Das soll Mut machen, das Schweigen zu brechen und sich Hilfe zu holen.

Auch die junge Sprache der Inszenierung kommt an: "Es wird gelacht und gestritten, aber es gibt klare Grenzen, was nicht gesagt wird", lobte Angelika Weitz, stellvertretende Schulleiterin der Hermann-Gmeiner-Schule. Das ist eine der Schulen, an der das Theaterstück aufgeführt werden soll. Nach dem Stück folgt als fester Bestandteil ein Gespräch mit den fachlich qualifizierten Schauspielern, außerdem gibt es ein Heft mit Tipps und Handlungsmöglichkeiten sowie ein Hörspiel der Aufführung, das die Inhalte vertiefen und auch Eltern zu Hause mit einbeziehen soll. Darüber hinaus bietet "Zornröschen" Nachbildungen in Schulklassen, für Lehrer und für Eltern an. Dabei stehen besonders sexueller Missbrauch und Gewalt durch Kinder selbst sowie an Menschen mit Behinderung im Vordergrund. So erfahren die Kinder Stück für Stück, dass es sich lohnt, Hilfe zu holen.

(RP)
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