Mönchengladbach Tausende Bücher für kleines Geld

Mönchengladbach · Seit rund 15 Jahren organisieren Sigrid Bertho und Richard Leesemann einen Bücherverkauf, dessen Erlös dem Christkindlmarkt zugutekommt. Am ersten Tag ist traditionell besonders viel los.

 Sigrid Bertho und Richard Leesemann organisieren den Bücherverkauf.

Sigrid Bertho und Richard Leesemann organisieren den Bücherverkauf.

Foto: Marlen Keß

Noch 15 Minuten. Es ist der erste richtig kalte Tag in diesem Herbst, ein Montag. Um 15.45 Uhr stehen sechs Menschen in einem Gladbacher Hinterhof und warten geduldig vor einer verschlossenen Türe. Alle haben große Tüten und Kisten dabei. Sie sind offensichtlich nicht das erste Mal hier. Teilweise kennt man sich. Wenige Minuten später sind es bereits 13 Leute, die warten, viele ältere Damen und Herren und eine Mutter mit ihrem Sohn. Um genau 15.58 Uhr ist es dann endlich so weit: Richard Leesemann, 68 Jahre, graues Haar, bunter Strickpullover, öffnet die Tür. Sofort drängen alle in die Räume. "Eskalation", sagt der kleine Junge. Der Büchervorverkauf für den Christkindlmarkt hat begonnen.

 Schon am ersten Verkaufstag drängelten sich die Bücherkäufer in den Räumen der AFbJ. Der Bücherverkauf geht noch bis zum 29. November.

Schon am ersten Verkaufstag drängelten sich die Bücherkäufer in den Räumen der AFbJ. Der Bücherverkauf geht noch bis zum 29. November.

Foto: Kess

Richard Leesemann ist solchen Andrang gewöhnt. Seit rund 15 Jahren organisiert er gemeinsam mit Sigrid Bertho den Büchervorverkauf in den Räumen des Vereins Aktion Freizeit behinderter Jugendlicher (AFbJ). Die Bücher sind allesamt Privatspenden, der Erlös geht an den Christkindlmarkt und von dort wiederum an die AFbJ. "Im letzten Jahr haben wir mehr als 5000 Euro spenden können", sagt Richard Leesemann. Die Bücher kosten meist zwischen einem und 2,50 Euro. Manche Kunstbücher oder antiquarische Werke sind auch etwas teurer - "aber maximal fünf Euro", sagt Sigrid Bertho.

Das kommt gut an: Nur wenige Minuten nach dem Beginn des Büchermarktes tummeln sich rund 40 Besucher in den drei Räumen. Dort werden tausende Bücher angeboten, ordentlich in Kisten und Regalen verstaut und nach Genres geordnet. Es gibt Romane, Krimis, Kinderbücher, Sachbücher etwa über Geschichte, Religion und Philosophie, Kochbücher, antiquarische Bücher, Kunstbücher - Bestseller, ganze Reihen und ausgefallene Werke.

Richard Baum aus Rheydt interessiert sich für antiquarische Bücher aus der Zeit um 1900. Er kommt seit Jahren zum Bücherverkauf - immer am ersten Tag. "Der ist am interessantesten für Sammler", sagt er. In seinem Korb liegen Bücher für 25 Euro, doch das reicht Baum noch nicht. Schnell macht er sich auf zu einer zweiten Runde - und kehrt mit zwei weiteren Werken zurück. "Sammler von antiquarischen und besonderen Büchern werden hier einfach immer fündig", sagt er.

Der erste Tag ist nicht für die Büchersammler der beste, sondern auch für das Organisationsteam. "2016 haben wir allein am ersten Tag 1270 Euro verdient", sagt Richard Leesemann, "danach pendelt es sich dann bei etwa 200 bis 300 Euro ein." Im Verlauf des Büchermarktes kommen immer wieder neue Bücher hinzu. Viele Leute bringen bei ihrem Einkauf gleich eine Bücherspende mit. So auch Britta Spelters. Sie ist aus Brüggen hergekommen und hat einige Kinderbücher und Romane abgegeben. Danach darf Tochter Katharina aber selbstredend auch eine Runde stöbern gehen. "Wir kommen jedes Jahr hierher", sagt Spelters, "der Büchermarkt ist eine tolle Sache."

Währenddessen wühlt sich Bertho durch eine Kiste voller Neuankömmlinge und hält den Titel "Frech und frivol nach Römersitte" in die Höhe. "Etwas für unsere Erotikkiste", sagt sie lachend und steckt das Buch weg. "Die steht gut verborgen unter einem Regal." In den kommenden Wochen werden sie und Leesemann jeden Tag hier sein und Bücher einsortieren, verkaufen und ab und an auch Käufer beraten.

Waltraud und Hans-Ulrich Knops sind zufrieden. Beide haben einen Korb voller Bücher in der Hand: Er interessiert sich für Heimat- und Familienforschung, sie ist Künstlerin und sammelt Kunstbücher. "Wir kommen seit Jahren her", sagt Waltraud Knops. Ihr Mann sucht vor allem nach Büchern aus Nachlässen. Für etwa 200 Euro haben sie in den letzten Jahren hier eingekauft, schätzen beide. Für sie war es indes nicht der letzte Besuch in diesem Jahr, wie Hans-Ulrich Knops sagt: "Schließlich kommen immer wieder noch neue Spenden und Schätzchen dazu."

(kess)
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